Wie ein Prinz aus dem Maerchen
darüber unterhalten habe. Statt mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, hätte ich ebenso gut als königliche Hoheit im Exil residiert haben können!“
„Das ist ausgezeichnet!“, meinte Juliana. „So sieht die Öffentlichkeit in dir von Anfang an die Prinzessin.“
„Was ist an meinem Beruf auszusetzen?“
„Ich wünschte, sie hätten dich nicht so oft als meine Frau oder königliche Braut bezeichnet“, warf Nikolas ein, und Isabel zuckte getroffen zusammen.
„Sobald die Annullierung rechtskräftig ist, wird mich niemand mehr so nennen!“
Juliana warf Isabel einen mitfühlenden Blick zu. „Ich glaube, Nikolas wollte etwas anderes ausdrücken.“
„Sie hat recht! Was ich sagen wollte ist: Die Wortwahl in dem Artikel unterstellt eine wesentlich intimere Beziehung zwischen uns, als es den Tatsachen entspricht.“
„Ja, der ganze Artikel zielt in diese Richtung“, erkannte Isabel. „Aber wenn wir bei Gericht …“
„Jovan hat mich gerade aus unserem Büro in der Stadt angerufen“, unterbrach Nikolas sie. „Er berichtet, dass die Separatisten schon die Flaggen hissen. Das Volk betrachtet dich als seine künftige Königin!“
Kopfschüttelnd sah sie ihn an. „Aber sie haben doch gerade erst von mir erfahren!“
„Gerüchte haben Flügel!“
„Du musst zum Volk sprechen und erklären, dass Juliana deine Frau wird und ich mit Boyd verlobt bin“, flehte sie ihn an.
Einen Moment lang blickten er und Juliana einander in stillschweigendem Einvernehmen an, dann wandte Nikolas sich wieder an Isabel: „Ich fürchte, das geht nicht.“
Im Speisezimmer herrschte mit einem Mal Totenstille, und schier unerträgliche Spannung lag in der Luft. Verzweifelt bemühte Isabel sich, die Tragweite seiner Worte zu erfassen. Schnell rekapitulierte sie, was Dimitri ihr über die Geschichte Veronias beigebracht hatte: Die Vereinigung der beiden Königshäuser durch ihre Vermählung mit Nikolas hatte dem Land Einheit und Frieden bringen sollen.
Mit einem Mal erkannte sie die Konsequenzen der verfrühten Preisgabe ihrer Identität, und der Atem stockte ihr.
Ich muss mich irren! dachte sie. Hoffentlich! „Heißt das, unsere Ehe wird nicht annulliert?“
Ein Muskel an seinem Kinn begann zu zucken, und Nikolas sah sie besorgt an. „Die Separatisten verhalten sich heute ähnlich wie damals, als der Konflikt ausbrach. Weder das Gericht noch mein Vater können jetzt eine Annullierung zulassen.“
„Du meinst: in nächster Zeit?“, fragte Isabel zutiefst erschüttert. Sie bebte am ganzen Körper.
„Nie“, antwortete er kaum hörbar, doch das kleine Wort erstickte den letzten Hoffnungsschimmer, den sie gehegt hatte. Sie würde mit Nikolas verheiratet und in Veronia bleiben müssen. Ihr Leben, all ihre Träume …
Stumm saß sie da und rang um Fassung, bis ihr unvermittelt aufging, dass sie nicht die einzige Leidtragende war. Betroffen blickte sie abwechselnd zu Nikolas und Juliana. „Was wird dann aus euch beiden?“
„Wir sind nicht gerade glücklich über die neueste Entwicklung“, sagte Nikolas gefasst. Er schien sich bereits in sein Schicksal ergeben zu haben. „Wärst du bereit, meine Frau zu bleiben, zum Wohl Veronias?“
„Vor dreiundzwanzig Jahren hat unsere Heirat den Krieg auch nicht verhindert!“ Die Worte sprudelten nur so aus Isabel hervor. „Wir wissen weder, ob es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung kommt, noch, ob unsere Ehe sie zu verhindern vermag. Sollen wir wirklich auf eine vage Möglichkeit hin all unsere Träume aufgeben?“
In seinen Augen blitzte es zornig auf. „Ich bin nicht bereit, mein Land einer großen Gefahr auszusetzen, nur damit du deine Leidenschaft für Rennautos ausleben kannst!“
Sein plötzlicher Stimmungsumschwung brachte sie aus der Fassung, doch sie hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich dachte dabei eher an Juliana und dich!“
„Ich komme mit der Situation schon zurecht“, sagte Juliana mit ruhiger Stimme, doch Isabel wusste nur zu gut, dass die Prinzessin ihre wahren Gefühle nie preisgeben würde.
„Ich nicht!“ Sie erhob sich. „Ihr passt perfekt zueinander und seid ineinander verliebt. Wieso solltet ihr nicht heiraten?“
„Eins solltest du wissen …“, setzte Nikolas an, doch Isabel unterbrach ihn.
„Ich weiß bereits genug!“ Sie war der Verzweiflung nahe. Zwar fühlte sie sich geradezu unwiderstehlich zu Nikolas hingezogen, doch sie wollte und konnte nicht mit einem Mann leben, der eine andere
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