Wie ein Prinz aus dem Maerchen
begehrte. „Dieses Land ist am Ende. Ich will nichts mehr damit zu tun haben!“
Ungestüm schob sie ihren Stuhl zurück, der daraufhin umkippte, und stürmte aus dem Raum, ehe Nikolas sie aufhalten konnte.
Betrübt schüttelte er den Kopf. Statt bereitwillig zu tun, was nötig war, hatte sie ihren Gefühlen nachgegeben und war davongelaufen. „Das ist gründlich schiefgegangen!“
„Sie ist noch so jung! Und Amerikanerin.“ Juliana rührte nachdenklich in ihrer Kaffeetasse.
„Ich muss ihr nachgehen.“
„Lass ihr ein wenig Zeit, sich zu beruhigen.“
„Sie ist außer sich und sollte jetzt nicht allein sein.“ Er hatte sie verletzt, als er ihr Selbstsucht unterstellte, außerdem musste er sie über seine Beziehung zu Juliana aufklären. „Ich bin für sie verantwortlich. Sie ist nicht auf diese Rolle vorbereitet – ganz im Gegensatz zu dir!“
„Sie mag zwar keine typische Prinzessin sein, doch sie trägt das Herz am rechten Fleck.“
„Aber sie weigert sich, meine Frau zu bleiben.“
„Weil sie verwirrt ist und sich fürchtet. Dazu hat auch dein Benehmen beigetragen.“
Empört presste er die Lippen aufeinander. Kritik konnte er nicht gut vertragen. „Sie hat deutlich gemacht, was sie von arrangierten Ehen hält.“
„Ich könnte bleiben und ihr helfen, sich einzuleben. In der Zeit wird mein Vater wenigstens keine neue Heirat für mich planen.“
Nikolas betrachtete Juliana eindringlich. Sie wirkte mit einem Mal entspannter und glücklicher als zuvor. „Du bist froh über die neue Situation, nicht wahr?“
„Mir tut die arme Isabel leid, die gegen ihren Willen in eine Ehe gedrängt wird. Gleichzeitig bin ich … erleichtert, nicht jemanden heiraten zu müssen, den ich nicht liebe“, gab sie zu.
Überrascht sah er sie an. „Du hast unserer Verbindung zugestimmt!“
„Weil mein Vater es so wollte. Ich habe meine Pflicht erfüllt, wie ich es gewohnt bin.“
„Auch mein Leben besteht aus Pflichterfüllung.“
„Bist du dir da ganz sicher?“
Überrascht und ein wenig verärgert richtete er sich auf. „Ich habe immer im Sinn Veronias gehandelt.“
„Dann frage ich mich, wieso deine Eltern der Presse die Informationen über Isabel zugespielt haben.“
„Meine Eltern würden nie …“
„Sie waren es! Eine andere Möglichkeit gibt es nicht“, unterbrach sie ihn. „Während wir gestern beim Essen waren, haben sie Isabel gründlich ausgefragt. Heute kannst du ihre Antworten in der Zeitung nachlesen, allerdings nur die, die sie in einem günstigen Licht erscheinen lassen. Das ist nicht gerade typisch für die Presse, oder?“
Atemlos stieß Nikolas aus: „Ich muss mit meinem Vater sprechen!“
Juliana erhob sich: „Und ich sehe nach Isabel.“
Voll Bewunderung sagte er: „Du hättest eine wunderbare Königin abgegeben!“
„Danke.“ Sie neigte den Kopf. „Und du wirst zweifellos ein fantastischer König sein, besonders mit Isabel an deiner Seite.“
Er konnte nur hoffen, dass sie recht behielt.
So schnell sie konnte, lief Isabel den Weg entlang, den der Butler ihr gewiesen hatte. Ihr Ziel war die Garage, den einzigen Ort im ganzen Schloss, an dem sie sich nicht fehl am Platz fühlte.
Ein Turm ragte hoch über ihr auf, als mache er sich über sie lustig. In ihren Augen hatte das Schloss an Romantik eingebüßt. Es erschien ihr nun eher wie der Schauplatz eines Schauerromans.
Werde ich jemals nach Hause zurückkehren? fragte sie sich todtraurig. Oder würde sie gezwungen sein, für immer in Veronia zu bleiben, verheiratet mit einem Mann, der sie nicht wollte?
Sie fand Nikolas sehr attraktiv und sehnte sich danach, ihn zu küssen. Doch mit ihm verheiratet zu sein, obwohl er sie nicht liebte, konnte sie sich nicht vorstellen.
Sie stolperte über einen Stein, konnte einen Sturz jedoch gerade noch vermeiden. Diese lächerlichen Absätze, dachte sie ärgerlich und schleuderte die hochhackigen Schuhe von ihren Füßen, um einen weiteren Unfall zu vermeiden.
Kurz darauf erreichte sie die Garage, ein großes, flaches Ziegelgebäude. Erleichtert atmete sie auf und trat durch eine Seitentür ein.
Ein vertrauter Geruch nach Motoröl umfing sie, und sie blickte sich neugierig um. Neben einer eindrucksvollen Limousine und einem alten Lastwagen, unter dem eine Öllache lag, befanden sich in dem großen Raum ungenutzte Räder, diverse Werkzeugteile und ein Druckluftkompressor.
Erschöpft lehnte sie sich an eine Wand und ließ sich daran entlang auf den kalten Zementboden
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