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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Holzstapeln auf der entgegengesetzten Seite der Scheune gewesen. Jeder Mann auf ihrer Veranda hätte sie erschreckt, wie viel mehr dieser.
    Aber jetzt, da ihre anfängliche Furcht sich gelegt hatte, schäumte sie vor Wut über seine Frechheit. Sie bückte sich, um die Holzscheite aufzuheben. Als sie sich wieder aufrichtete, durchbohrte ihr Blick ihn, als sähe sie durch ihn hindurch. »Ich kann dir sagen, wie es mir geht, Grady. Ich bin überrascht, dass du den Nerv hast, mir gegenüberzutreten. Und wenn du nicht in zehn Sekunden verschwunden bist, knalle ich dich über den Haufen.«
    Sie stolzierte an ihm vorbei auf die Haustür zu. Aber er packte sie am Arm und zwang sie stehen zu bleiben. »Banner, bitte. Ich muss mit dir reden.«
    »Aber ich will nicht mit dir reden. Also lass mich jetzt los und verschwinde hier.«
    »Du hast das von meiner … meiner Frau gehört?«
    Sie legte das Holz auf den Verandaboden und sah ihm geradewegs ins Gesicht. Am Tag nach der Party war das Feuer, das Wanda und Doggie Burns getötet hatte, die große Neuigkeit in der Stadt gewesen. Jake hatte ihr davon erzählt, als er von einem Besuch in Larsen zurückgekehrt war. Das war vor zwei Monaten gewesen.
    »Es hat mir leidgetan, das zu hören, Grady. Ihr Tod war tragisch, aber das hat nichts mit mir zu tun.«
    »Doch, Banner«, sagte er besorgt. »Ich möchte mit dir reden, dir alles erklären. Ich hatte nie Gelegenheit dazu. Das ist nicht fair, oder?«
    »Was du getan hast, war auch nicht fair, Grady. Entschuldige mich jetzt bitte. Ich muss das Essen vorbereiten.« Sie ging durch die Tür und wandte sich um, um sie zu schließen. Dabei sagte sie: »Ich möchte dich nie wiedersehen. Lass dich hier nicht wieder blicken.«
    Grady hatte sein Pferd auf der anderen Seite des Gatters angebunden. Deshalb hatte sie es nicht bemerkt, als sie den Hof überquerte. Jetzt beobachtete sie vom Wohnzimmerfenster aus, wie er außer Sichtweite ritt. Da erst wurde ihr bewusst, dass sie zitterte. Sie wischte sich ihre feuchten Hände an den Hosenbeinen ab und ging in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten.
    Sie entschloss sich, Gradys Besuch Jake gegenüber nicht zu erwähnen. Es würde ihn nur wütend machen. Seit der Party waren sie höflich miteinander umgegangen, höflich und verkrampft. An ihren Schwur, ihm das Essen auf einem Tablett auf die Veranda zu stellen, hatte sie sich nicht gehalten, aber sobald er abends gegessen hatte, ritt er in die Stadt. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wohin er ging. In den Saloon? Zu Dora Lee? Bevor er zurückkehrte, schlief sie nie ein.
    Aber zumindest lebten sie friedlich nebeneinanderher. Es war es nicht wert, Jakes Zorn zu entfachen, weil Grady aufgetaucht war, und es gab keinen Grund, ihm davon zu erzählen. Sie war sich sicher, dass Grady nicht den Mumm aufbringen würde zurückzukommen.
    Aber er tat es. Am nächsten Tag bereits. Etwa um dieselbe Zeit. Sie fragte sich später, ob er seinen Besuch so geplant hatte, weil er wusste, dass sie um diese Zeit allein war und die Männer weit vom Haus entfernt arbeiteten. Dieses Mal klopfte er an der Hintertür. Als sie öffnete, hielt er ihr einen Blumenstrauß hin.
    Sie starrte auf die Blumen, streckte aber nicht die Hand nach ihnen aus. »Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht wiederkommen sollst.«
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Nein. Geh weg, Grady. Ich dachte, ich hätte klar genug gesagt …«
    »Bitte, Banner. Bitte.«
    Sie betrachtete ihn genau. Er hatte sich verändert. Sein Gesicht war nicht länger auf eine jungenhafte Art hübsch, offen und ehrlich. Um seinen Mund und seine Augen war eine Müdigkeit, die sie nie zuvor gesehen hatte. Er wirkte abgezehrt. Die Veränderungen waren gering, aber trotzdem offensichtlich.
    Mitgefühl ergriff ihr Herz. Hatte er genauso viel gelitten wie sie? Unmöglich. Männer überstanden solche Skandale unbeschadet. Das hatte Lydia ihr gesagt.
    Vielleicht war es Mitleid, vielleicht aber auch Entschlossenheit, nicht ängstlich zu erscheinen, die sie bewog, ihn hereinzulassen. Eifrig trat er über die Schwelle. Sie bot ihm keinen Stuhl an. Linkisch hielt er die Blumen in der Hand, dann legte er sie auf den Tisch.
    »Banner, ich weiß, du musst mich hassen.«
    »Ich hasse dich nicht. Ich empfinde nichts für dich – weder in der einen noch in der anderen Weise. Was immer ich für dich gefühlt habe, starb in dem Augenblick, als ich erfuhr, dass du mir untreu warst.«
    Er starrte auf seine Schuhe hinab. Der Teufel sollte

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