Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
schienen zu brennen. Sie pochten bei jedem Klopfen ihres Herzens.
»Banner?«
Als sie nicht antwortete, wurde die Schlafzimmertür aufgestoßen. Jake stand da, nur in der Hose, als hätte er sie gerade in aller Eile übergezogen. »Banner!« Er sah, dass sie im Gesicht ganz grün war und ihre Augen trübe und eingesunken.
Er kam ins Zimmer gerannt, hockte sich neben ihr Bett und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Was ist los? Ist dir schlecht?«
»Geh weg«, bat sie ihn ganz elend. »Ich muss … muss …«
Er zerrte den Porzellannachttopf gerade rechtzeitig unter dem Bett hervor. Sie erbrach sich mit Krämpfen, unter denen ihr ganzer Körper sich wand, als würde sie wie ein Lumpen zwischen Riesenfäusten ausgewrungen. Jake hatte Cowboys nach Sauforgien von drei Nächten kotzen sehen, aber er hatte noch nie jemanden erlebt, dem es so schlecht ging wie Banner. Und noch nie hatte er etwas so Scheußliches gesehen wie den Inhalt ihres Magens.
Als sie fertig war, brach sie erschöpft auf dem Kissen zusammen. Jake legte den Deckel auf den Topf und setzte sich auf die Bettkante. Er griff nach Banners Händen. Sie waren kalt, feucht und leblos. Ihr Gesicht war bleich wie das Laken, auf dem sie lag.
Er strich ihre Haare aus dem feuchten, blassen Gesicht zurück. »Dieser beschissene Whisky.« Er fluchte und hasste sich selbst, weil er ihn ihr gegeben hatte. Er hätte wissen müssen, dass sie nicht einmal einen Fingerhut voll vertrug.
Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Sie versuchte, den Kopf zu schütteln. »Nein. Mir war schon vorher so schlecht.«
Panik durchfuhr ihn wie ein Eispickel. »Seit wann, Banner? Wann hat das mit der Übelkeit angefangen?«
»Direkt nach …« Sie hielt inne, um abzuwarten, bis ein quälender Schmerz in ihrem Unterleib nachließ. »Direkt nachdem wir in die Stadt kamen«, beendete sie ihren Satz mit einem keuchend hervorgestoßenen Atemzug.
»Warum hast du nichts gesagt? Die ganze Nacht ist es dir schon so gegangen? Warum hast du mich nicht gerufen? Schon gut, sag jetzt nichts. Was kann ich für dich tun? Möchtest du etwas haben?« Verzweifelt drückte er ihre Hände und versuchte, Leben in sie zurückzukneten.
»Bleib bei mir.« Sie versuchte, seine Hand zu drücken, hatte aber nicht genug Kraft dazu. Sie hatte Angst, sie müsse sterben, und niemand wäre bei ihr. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie im Fieberwahn sein müsse, aber sie konnte die Panik, die sie bei dem Gedanken ergriff, alleine sterben zu müssen, nicht unterdrücken.
»Das werde ich, mein Liebling, das werde ich. Keine zehn Pferde bringen mich von hier weg.«
Stundenlang pflegte er sie, hielt ihren Kopf, wenn sie sich in den Nachttopf erbrach, den er anschließend leerte, wusch ihr schweißbedecktes Gesicht mit einem kühlen Tuch ab und redete liebevoll und beruhigend auf sie ein.
Er verfluchte seine eigene Unfähigkeit, das Wetter, alles und jedes. Er verfluchte sich selbst, weil er den Arbeitern heute wegen des Regens freigegeben hatte. Es schüttete immer noch so heftig wie zuvor. Niemand würde es heute riskieren, über den Fluss zu kommen.
Noch nie in seinem Leben hatte er sich so nutzlos gefühlt. Alles, was er tun konnte, war zuzusehen, wie Banner sich vor Schmerzen wand, während er dabeistand und unfähig war, ihr Leiden zu lindern.
Als die Stunden sich so dahinschleppten, wurde ihm eines klar. Er war nicht dazu qualifiziert, sich um sie zu kümmern. Diese Krankheit war lebensbedrohlich. Er musste Hilfe holen.
»Banner.« Sobald er sich dazu entschlossen hatte, kniete er sich neben das Bett und nahm ihre Hand. Als sie mühsam ihre Augen öffnete, sagte er: »Mein Liebling, ich muss Hilfe holen.«
Ihr verschwommener Blick wurde augenblicklich klar, als sie von Panik ergriffen wurde. »Nein!« Sie klammerte sich an seine Hemdbrust. »Lass mich hier nicht allein sterben!«
»Du wirst nicht sterben«, sagte er entschieden und wünschte bei Gott, er könnte sich selbst auch davon überzeugen. »Ich muss einen Arzt finden und ihn mit hierherbringen.«
»Lass mich nicht allein, Jake. Jake! Du hast es mir versprochen. Geh nicht!«
Er wappnete sich gegen seine eigenen Gefühle, löste ihre Finger von seinem Hemd und verließ sie. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und ihre flehenden Rufe drangen in seine Ohren, als er zur Scheune rannte, um Stormy zu satteln. Er haderte mit sich selbst, ob er zurückgehen, bei ihr bleiben sollte, aber er wusste, das durfte er nicht. Sie würde nicht lange allein
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