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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Kartenspiel schlagen?«
    Micah boxte sie unters Kinn. »Vergisst du nie irgendetwas?«
    Sie flüchteten sich in dieses vertraute Geplänkel, um die Peinlichkeit der Situation zu lindern, und die Verlegenheit zu überspielen. Lockeres Geplauder war niemandem von ihnen leichtgefallen, seit sie die Kirche verlassen hatten.
    »Weshalb seid ihr wirklich hergekommen?«, fragte Banner sie.
    Lee warf Micah einen Blick zu, worauf dieser ihm aufmunternd zunickte. »Also, wir wollten nur, ähm, mit dir darüber reden, was in der Kirche passiert ist«, sagte Lee.
    Sie stützte ihre vor der Brust verschränkten Arme auf den Zaun und beugte sich vor. »Was ist damit?«
    »Also, ähm, Banner, vielleicht trifft Grady ja gar nicht die Schuld.«
    »Wie meinst du das?«
    Lee schluckte und schaute Micah hilfesuchend an. Der war scheinbar völlig vertieft in den Anblick des Fohlens auf der Weide und bot ihm keinerlei Hilfe an. »Wir meinen, ähm, dass eine Menge Jungs, hm, bei dieser kleinen Schlampe gewesen sind. Es könnte sehr gut sein, dass sie mit dem Finger auf den Falschen deutet.«
    »Ja«, stimmte Micah plötzlich ein. »Es hätte jeder von ungefähr fünfzig Jungs in der Stadt sein können. Aber Sheldon mit seiner Sägemühle und allem ist eine feine Beute, die es lohnt, zur Strecke zu bringen. Verstehst du?«
    »Nur weil er bei ihr gewesen ist, bedeutet das nicht, dass es sein Kind ist. Das wollten wir dir sagen«, schloss Lee lahm. »Vielleicht fühlst du dich besser, wenn du das weißt.«
    Aufwallende Gefühle schnürten Banner die Kehle zu. »Ich fühle mich besser, weil ihr beide euch um mich sorgt.« Zuerst umarmte sie Lee, dann Micah, der sie ebenfalls unbeholfen umarmte. Er war zwar nicht einfach irgendein Cowboy, aber nach dem Gesetz gehörte er auch nicht zur Familie.
    Er hatte Banner geneckt, seit sie alt genug war, ihre Zöpfe zum Knoten hochzubinden, aber während der letzten Jahre waren ihm Veränderungen an ihr aufgefallen, die ihr Bruder vielleicht nicht bemerkt hatte.
    Micah war nicht unempfindlich gegen Banners frauliche Reize, aber er war klug genug, Abstand zu wahren. Er wollte nicht Mas Zorn auf sich ziehen, von Ross ganz zu schweigen, und auch seine Freundschaft mit Lee nicht opfern, indem er Banner gegenüber zudringlich wurde.
    Für die Cowboys, und das schloss ihn ein, war sie verbotenes Terrain. Das war eine unbestreitbare Tatsache, die ihm seit langer Zeit bekannt war. Es gab viele Mädchen auf der Welt. Banner war vielleicht eines der hübschesten, aber keine Frau war es wert, die Freundschaft eines Kumpels zu opfern, geschweige denn, sein Leben zu verlieren.
    »Ich weiß zu schätzen, was ihr tut«, meinte sie sanft. »Grady ist möglicherweise nicht der Vater jenes Babys. Aber er ist schuldig, bei ihr gewesen zu sein. Das hat er selbst zugegeben. Auf jeden Fall hat er mich betrogen.«
    »Ja, ich schätze, das stimmt«, gab Micah zu. Er wusste nur, wenn er mit Banner Coleman verlobt gewesen wäre, hätte er genug Verstand gehabt, sie nicht zu verlieren, ganz gleich, wie eng es ihm in der Hose wurde. Er kannte viele Narren, aber dieser Sheldon war mit Abstand der größte.
    Lee furchte mit der Stiefelspitze über den Boden. »Mir tut der Bursche leid, weil er dabei erwischt worden ist, was wir alle … ich meine, was so viele andere auch getan haben. Gleichzeitig hätte ich aber auch Lust, ihm das Gesicht zu Brei zu schlagen.«
    Banner legte ihm die Hand auf den Arm. »Tu’s nicht, aber vielen Dank, dass du daran gedacht hast.«
    Lee hob den Kopf und lächelte seine Halbschwester an. »Hör mal, Banner, in Tyler haben sie ein neues Textilgeschäft eröffnet. Es soll wirklich was sein. Micah und ich haben vor, an einem der nächsten Samstage, sobald alle Stuten gefohlt haben, hinüberzureiten. Würdest du gerne mit uns kommen?«
    Da erkannte Banner, wie gern die beiden sie mochten. Stets war sie wie ein Anhängsel hinter ihnen hergelaufen und hatte gebettelt, mitkommen zu dürfen, war aber immer zurückgelassen worden. »Danke, das würde ich gerne«, sagte sie und lächelte ihnen beiden zu.
    Sie gingen; ihre leise Unterhaltung war noch lange hörbar, nachdem die Dunkelheit sie verschluckt hatte. Banner schlenderte in Richtung Haus zurück. Als sie davorstand, lehnte sie sich an den Stamm des Pekanbaumes und nahm das friedliche Bild in sich auf.
    Das Fachwerkhaus zeichnete sich weiß gegen die Dunkelheit ab. Öllampen drinnen ließen die Fenster golden, warm und einladend scheinen. Purpurwinden

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