Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
brach plötzlich ab, als man sie in der Tür stehen sah.
    Respektvoll wandten sich ihr alle Blicke zu. Selbst Anabeths Kinder wurden ungewöhnlich ruhig. Was hatten sie erwartet? Dass sie für den Rest ihres Lebens in ihrem Zimmer blieb? Sich hinter düsteren Kleidern versteckte? Wie eine verschrumpelte alte Jungfer eine Neigung zu Ohnmachten entwickelte?
    »Ich habe Hunger«, verkündete sie. »Ist noch etwas übrig?«
    Als sie sie gesehen hatten, waren alle entsetzt, festgefroren wie auf einem Gemälde auf einer Weihnachtskarte. Jetzt bewegten sich plötzlich alle auf einmal, rückten ihre Stühle, um ihr am Tisch Platz zu machen, holten einen Teller und Besteck, reichten ihr Schüsseln an. Alle sprachen auffällig laut, ihr Lächeln war zu breit. Ihre Augen strahlten zu sehr.
    »Du warst gerade dabei, uns von deinen neuen Bullen zu erzählen, Hector«, sagte Ross mit dröhnender Stimme, die Anabeths Baby zum Weinen brachte.
    »Ach ja, also, ich ähm …«
    Armer Mr Drummond, dachte Banner, als sie den Blick auf den Teller senkte. Er war schon nervös, wenn er eine normale Unterhaltung führen sollte, auch wenn er nicht ins Rampenlicht gestellt wurde. Banner sagte nicht viel, aber sie weigerte sich auch, die ganze Zeit nur auf ihren Teller zu starren. Und obwohl sie nicht wirklich hungrig war, zwang sie sich, wenigstens die halbe Portion zu essen.
    Jemand, wahrscheinlich Ma, hatte dafür gesorgt, dass die Dekorationen aus dem Haus entfernt worden waren. Keine Spur vom Hochzeitsempfang war mehr zu entdecken – außer dem Fruchtpunsch, den sie gerade tranken. Lydia hatte das besudelte Hochzeitskleid aus ihrem Zimmer mitgenommen. Hoffentlich hatte sie es verbrannt. Die Blumenkörbe waren verschwunden. Der Hof war leergeräumt. Lydia hatte ihr auch gesagt, dass sie sich keine Sorgen um die Rückgabe der Geschenke machen sollte, dass sie sich um diese schmerzliche Aufgabe kümmern wolle. Banner vermutete, dass sie bereits damit begonnen hatte, da die Pakete in Geschenkpapier nirgends zu sehen waren.
    Abgesehen davon, dass sich ungewöhnlich viele Leute um den Tisch versammelt hatten, hätte es ein beliebiger Frühlingsabend sein können. Banner hatte den Eindruck, dass sie sich wohler fühlte als die anderen. Sie warfen ihr häufig verstohlene und besorgte Blicke zu, als könnte Banner jeden Augenblick ihrer Verzweiflung freien Lauf lassen.
    Als die Kinder mit dem Essen fertig waren, bot Marynell an, mit ihnen draußen spazieren zu gehen. Sobald Lee und Micah aufgegessen hatten, murmelten sie etwas von einem Pokerspiel in den Unterkünften und gingen hinaus. Ma begann den Tisch abzuräumen.
    »Du bleibst, wo du bist«, befahl sie Lydia streng, als diese aufstehen wollte. »Ich erledige das im Handumdrehen.«
    Anabeth erhob sich, um ihr zu helfen. Hector und Ross unterhielten sich über Viehzucht im Allgemeinen und Besonderen.
    Lydia hörte zu und sah Ross dabei an.
    Jake trank ruhig seinen Kaffee und sah Lydia dabei an.
    Banner dachte sich nichts dabei, weil das normal war.
    »Ich glaube, ich gehe auf die Veranda hinaus«, sagte Banner und schob ihren Stuhl zurück.
    »Wir wollen alle hinausgehen«, meinte Lydia hastig. »Dort ist es kühler. Jake, Hector, nehmt euren Kaffee mit, wenn ihr ihn noch nicht ausgetrunken habt.«
    Als die Küchenarbeit erledigt war, fuhr Marynell Ma zu ihrer Hütte. Anabeth und Hector kamen mit, um ihre streitsüchtigen Kinder ins Bett zu bringen. Banner ließ zusammenhanglose Unterhaltungsfetzen an sich vorbeirauschen. Schließlich ging sie in den Garten.
    »Banner?«
    »Ich mache nur einen Spaziergang, Papa«, rief sie ihm über die Schulter zu, als sie die Besorgnis in seiner Stimme bemerkte.
    Sie ging bis zu dem Zaun, der eine der Weiden eingrenzte. Ein Fohlen und seine Mutter spielten im üppigen Unterholz; sie liefen sich gegenseitig nach.
    »Sieht sehr munter aus.«
    Sie drehte sich um und sah, wie Lee und Micah auf sie zukamen. »Das sollte er auch. Ist Spartan nicht sein Vater?«
    »Genau. Er ist einer der Besten. Findest du nicht auch, Micah?«
    »Aber immer.«
    »Seid ihr beide hierhergekommen, um über den Tierbestand zu reden? Ich dachte, in der Gesindeunterkunft ist ein heißes Pokerspiel im Gange?«
    »Bin blank«, sagte Micah und machte eine Geste, als zöge er seine Taschen nach außen. Im Mondschein sah sein Haar fast so hell aus wie das von Jake. Aber nicht ganz.
    Banner stemmte die Hände in die Hüften. »Wer war denn das, der neulich geprahlt hat, er könne jeden beim

Weitere Kostenlose Bücher