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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Männlichkeit verzagte sie.
    Aber seltsamerweise fühlte sich das Weibliche in ihr davon angezogen. Es zwang sie zu sprechen, bevor sie sich dazu überreden konnte, ungesehen aus der Scheune zu schlüpfen und sich in alle Ewigkeit zu fragen, was diese Nacht für sie bereitgehalten hätte, wenn sie nur den Mut dazu gehabt hätte. An diesem Tag gab es vieles zu bedauern, aber dass sie es nicht fertigbrachte zu handeln, sollte nicht dazugehören.
    »Wie geht es deinem Pferd?«
    Jakes Kopf fuhr hoch. »Heiliger Himmel, Mädchen! Hast du nichts Besseres zu tun, als dich an Leute heranzuschleichen? Du hast mir und Stormy beinahe einen panischen Schrecken eingejagt.« Er bemerkte ihre nackten Füße und den Saum ihres Nachthemdes – das Einzige, was er unter den langen Fransen ihres Umschlagtuches sehen konnte. Die Arme hatte sie über der Brust verschränkt und sich in ihr Tuch eingehüllt wie ein Indianer in seine Decke. »Was treibst du dich eigentlich hier draußen herum? Ich dachte, alle seien ins Bett gegangen?«
    Seine Augen waren wirklich unglaublich blau. Wie kam es, dass sie vorher nie darauf geachtet hatte? Oh, wenn jemand sie gefragt hätte: »He, welche Farbe haben Jake Langstons Augen?«, hätte sie automatisch geantwortet: »Blau.« Aber heute Abend schienen sie durch sie hindurchzuleuchten, als er aus seiner Hocke zu ihr hochschaute.
    Die Farben waren sehr klar voneinander getrennt. Das Weiße war sehr weiß. Die Iris war so blau wie der Himmel im Spätherbst. Die Pupille war ebenholzfarben und spiegelte sie selbst. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass seine Wimpern an der Wurzel dunkel waren und die Spitzen von der Sonne gebleicht.
    Interessant waren diese Augen, und sie wünschte, sie könnte sie anstarren und in sie eindringen, ohne dass er es merkte. Das konnte sie jedoch nicht. Erwartungsvoll blickte er sie an, wartete darauf, dass sie ihm erzählte, warum sie nicht gut zugedeckt in ihrem Bett lag.
    »Ich konnte nicht schlafen.« Plötzlich ließ sie den Kopf schüchtern hängen.
    »Aha«, meinte Jake, richtete sich zu voller Größe auf und tätschelte Stormy den Hals. Er steckte die Hände in einen Eimer mit Wasser, wusch sie, schüttelte das Wasser ab und trocknete sie dann an einem Handtuch ab. »Das ist verständlich nach dem, was heute passiert ist.«
    Banner hob den Kopf und schaute zu ihm hoch. Was auch immer er gerade sagen wollte wurde augenblicklich aufgeschoben, als hätte er einen Faustschlag aufs Kinn bekommen. »Hm …«, er blieb stecken. Sein Blick richtete sich auf ihr Gesicht. Gewaltsam wandte er sich ab und blinzelte. Er bemerkte ihr Negligé. »Du könntest einen Haufen Schwierigkeiten bekommen, wenn du hier draußen in der Dunkelheit in diesem Aufzug herumstrolchst.« Sein Ton war ein klein wenig verärgert.
    »Tatsächlich?«
    Über Jakes schmales Gesicht flackerte ein Ausdruck tiefer Verwirrung. Seine Lippen öffneten sich leicht. Einen Augenblick später zog er sie jedoch zu einer strengen Linie zusammen. »Ja, verdammt noch mal! Komm, ich bringe dich zum Haus zurück.«
    Er wollte sie am Arm nehmen, aber sie wich ihm aus und ließ ihre Hand über Stormys Rippen gleiten. »Du hast mir noch nicht gesagt, wie es Stormy geht.«
    »Gut.«
    »Ja?«
    »Der Huf wird noch ein paar Tage weich sein. Das ist alles. Nun, komm jetzt …«
    »Was ist denn mit Apple Jack passiert?«
    »Apple Jack?«, wiederholte Jake. Plötzlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Das war vielleicht ein Cowboypferd, was? Noch bevor ich ihn mit den Knien antrieb, wusste er schon, was ich von ihm wollte. Ich hätte den ganzen Tag im Sattel schlafen können, und Apple Jack hätte kein verirrtes Tier an sich vorbeigelassen. Er war ein verdammt gutes Pferd. Aber eines Tages ist er in das Loch eines Präriehundes getreten und hat sich das Bein gebrochen. Ich musste ihn erschießen.« Er legte den Kopf auf die Seite. »Wie kommt es, dass du dich an Apple Jack erinnerst?«
    »Ich erinnere mich an ihn.« Sie ließ immer noch die Hand über Stormys rostbraun glänzendes Fell gleiten. Wie alle Cowboys kümmerte Jack sich besser um sein Pferd als um sich selbst.
    Aus irgendeinem Grund konnte Jake nicht die Augen von ihrer Hand abwenden, die Stormys breiten Rücken entlangfuhr. Banners Umschlagtuch glitt bis zum Ellenbogen zurück. Der Ärmel ihres Nachthemdes war hauchdünn. Durch ihn hindurch konnte er den Umriss ihres Armes erkennen.
    »Als ich etwa zwölf war, kamst du uns einmal besuchen. Du bliebst ein

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