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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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paar Tage da, wolltest aber an jenem Nachmittag wieder abreisen. Mama hatte Erbsen, Maisbrot, Brathähnchen und Applepie zum Dinner gekocht. Mein Lieblingsessen. Aber ich habe nichts angerührt. Ich war wütend, weil du wieder weggingst, selbst nachdem Papa dich gebeten hatte, noch zu bleiben. Papa befahl mir, mich anständig hinzusetzen und mich höflich zu benehmen oder den Tisch zu verlassen. Ich ging schmollend in mein Zimmer und weigerte mich, dir Auf Wiedersehen zu sagen. Von meinem Zimmer aus beobachtete ich, wie du vom Hof geritten bist.«
    Sie wandte sich ihm zu und lehnte den Kopf gegen das Pferd. »Aber ich konnte es nicht ertragen. Ich schoss die Treppe hinunter und rannte hinter dir her. Ich jagte dir bis zur Straße am Fluss nach und rief deinen Namen, bis du mich schließlich hörtest und die Zügel anzogst. Als ich bei dir angelangt war, hobst du mich hoch auf Apple Jack und umarmtest mich. Du sagtest mir, ich sollte nicht weinen, du kämst Weihnachten zurück.« Ihre Augen, die den warmen Glanz von Topasen und das flüssige Feuer von Smaragden vereinigten, blickten anklagend zu ihm auf. »Aber du bist nicht gekommen.«
    »Ich nehme an, etwas ist dazwischengekommen, Banner.«
    »Du bist zwei Jahre lang nicht gekommen.«
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, welche Bedeutung dieser Tag für ihre Jugend gehabt hatte. Nachdem er fortgeritten war, hatte sie lange auf ihrem Bett gelegen und bitterlich geweint. Instinktiv hatte sie gewusst, dass es lange dauern würde, bis sie ihn wiedersah, und ihr junges Herz war gebrochen.
    Sie musste in ihn verliebt gewesen sein. Er war hochgewachsen und sah gut aus. Er war galant, aufregend und konnte wunderbare Geschichten erzählen. Er zog sie auf, aber nicht auf diese ärgerliche Weise wie Lee und Micah. Seine Neckereien gaben ihr das Gefühl, erwachsen zu sein.
    Sie richtete sich auf und ging tapfer einen Schritt näher zu ihm – nah genug, dass der Saum ihres Nachthemdes über seine Stiefelspitzen wischte. »Bis zum Tor durfte ich mit dir auf Apple Jack reiten. Das war ein besonderes Auf-Wiedersehen, weil der Rest der Familie sich nicht auch um dich drängte. Ich hatte dich ganz für mich allein.« Ihre Blicke trafen sich. Sie warf den Kopf zurück, und eine dunkle Wolke ihres Haares fiel ihr über Brust und Schultern. »Du hast mich geküsst«, sagte sie leise.
    Es war ein rascher brüderlicher Kuss auf die Wange gewesen, aber sie hatte ihn nie vergessen.
    Auf diese geflüsterten Worte reagierte Jake, als sei er von einer Tarantel gestochen worden. Grob packte er sie mit seinen starken Fingern am Oberarm und drehte sie in Richtung Stalltür. »Zeit, dass du ins Bett kommst. Du brauchst eine Mütze voll Schlaf.«
    Sie ließ sich nur widerwillig hinter ihm herzerren. »Wo schläfst du denn? In der Schlafbaracke?«
    »Nein. Ich will noch eine Nacht ein Auge auf Stormy haben. Ich werde schlafen, wo ich auch in der vergangenen Nacht geschlafen habe. Hier in der Scheune.«
    »Das kann doch nicht besonders bequem gewesen sein«, meinte sie und befreite ihren Arm aus seinem Griff.
    »Es war in Ordnung, Banner, kommt jetzt …«
    »Wo hast du geschlafen? Hattest du denn Polster?«
    »Polster?« Er schrie beinahe, aber er konnte nun einmal um nichts in der Welt für sich behalten, was ihn irritierte. »Du redest mit einem Mann, der mehr Nächte seines Lebens draußen auf der Erde als drinnen im Bett verbracht hat.«
    »Das bedeutet doch nicht, dass du so schlafen musst, wenn es nicht nötig ist«, entgegnete sie mit einer Schärfe, die seiner gleichkam.
    Ehe er sie aufhalten konnte, war sie herumgewirbelt und kontrollierte jede Box, bis sie diejenige gefunden hatte, in der seine Satteltaschen und sein Schlafsack lagen.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und blickte ihn an. »Jake Langston, was würden die Leute denken, wenn sie wüssten, dass die Colemans auf River Bend ihre Gäste wie Landstreicher schlafen lassen?«
    Durch ihre Körperhaltung fiel ihr Umschlagtuch über der Brust auseinander. Es enthülte ihm den tiefen, rosenverzierten Ausschnitt ihres Nachthemdes. Beinahe hätte sie die Nerven verloren, ihr Umschlagtuch wieder über der Brust zusammengerafft und wäre weggelaufen, aber sie hielt tapfer stand und gab vor, es nicht zu merken.
    »Es ist in Ordnung, Banner«, meinte Jake knapp. Seine Kiefermuskeln sahen aus, als hätten sie einen Krampf und könnten sich kaum bewegen. »Wenn du dich jetzt hier herausbemühen würdest, könnte ich dieses Bett, so wie es ist,

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