Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
dunkleren Mittelpunkte sehen könnte …? Verdammt noch mal! An ihre schlanken Beine und jenen dunklen Schatten zwischen ihren Schenkeln durfte er überhaupt nicht denken, oder er würde wahnsinnig und etwas tun, wofür er gehängt werden konnte!
Aber ihr Sex-Appeal wurde nicht nur durch ihr herausforderndes Gesicht und einen verführerischen Körper hervorgerufen. Ihr Charakter nahm die Fantasie eines Mannes gefangen. Sie hatte eine Wildheit an sich, die darum flehte, von jemandem gezähmt zu werden, der genug Mut hatte, es zu versuchen. Ihre hitzige Natur, wenn schon nicht zu brechen, dann doch seinem Willen zu beugen, war eine Herausforderung, die jeden Mann reizen musste.
Dieses winzige Paket Weiblichkeit war zu ihm marschiert und hatte ihn mit einem Mumm, der bewunderungswürdig war, gebeten, ihr die Jungfräulichkeit zu nehmen.
Aber wie verlockend der Gedanke auch sein mochte, auf Gottes grüner Erde führte kein Weg dahin, dass er sie wirklich anrühren würde.
Er liebte sie, weil sie war, wie sie war. Aber er wollte keine zwanzig Jahre alte Freundschaft für zwanzig Minuten des Vergnügens opfern. Er verfluchte sich selbst, weil er gestern Abend nicht eine von Priscillas Huren genommen hatte. Dann wäre sein Körper jetzt nicht so hungrig. Es fiele ihm leichter, Banner Nein zu sagen. Er überzeugte sich selbst, dass das der Grund war, warum er überhaupt über diese Idee nachgedacht hatte.
Seine Antwort hatte nie infrage gestanden. Er musste Banner enttäuschen. Aber behutsam. Ohne ihre gegenseitige Zuneigung aufs Spiel zu setzen. Und ohne ihrem Stolz einen weiteren Schlag zu versetzen.
»Ich weiß, dass du eine Frau bist, Banner. Offen gestanden ist mir mit einem Schock klar geworden, wie sehr du zur Frau herangereift bist.«
»Dann schlaf mit mir.«
»Nein. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Heute fühlst du dich verletzt, einer anderen Frau wegen zurückgewiesen. Ich verstehe das. Du bist verzweifelt. Das ist eine ganz natürliche Reaktion auf das, was Sheldon dir angetan hat. Du suchst nach einem Trostpflaster für deinen verwundeten Stolz. Dieser Hurensohn hat dich bloßgestellt, und du musst jetzt deinen Stolz wiederherstellen. Aber dies ist nicht der richtige Weg.«
»Doch«, widersprach sie voller Ernst.
Er schüttelte den Kopf. Er ging auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. Eine riskante Bewegung, aber er hatte das Gefühl, dass er sie machen musste. Er musste sich selbst überzeugen, dass er sie noch berühren und in der liebevollen Weise eines Onkels an sie denken konnte. Und er musste sie davon überzeugen, dass er ihr gegenüber nur so empfand. »Banner, wir wollen nicht mehr darüber reden. Geh bitte ins Haus zurück. Am Morgen sieht alles schon ganz anders aus. Das verspreche ich dir. Wir werden zusammen ausreiten und …«
»Jake, willst du mich nicht?«, rief sie leise. »Bin ich nicht begehrenswert genug?«
»Banner«, stöhnte er und kniff die Augen zusammen.
»Wenn ich irgendeine andere Frau wäre, würdest du mich dann wollen?«
»Aber du bist es nicht.«
»Ist das so wichtig?«
»Das alleine zählt. Du bist Banner, Ross’ und Lydias kleine Tochter. Du lieber Himmel, ich erinnere mich daran, wie du geboren wurdest!«
Mit aufgeregt klopfendem Herzen legte sie ihm die Hände auf die Brust und blickte in sein Gesicht. »Aber wenn du dich nicht an all das erinnern würdest …«
»Aber ich tue es.« Er schob sie beiseite und wandte ihr den Rücken zu. Er ließ den Kopf sinken und rieb sich die Augen mit den Handballen. Wenn er doch nur nichts sehen, riechen, fühlen würde! Wenn doch nur seine Sinne aufhörten zu funktionieren! Stattdessen arbeiteten sie auf Hochtouren. Sein Trieb hatte ihn schon immer straucheln lassen, hatte seine Entscheidungen beherrscht, wenn eigentlich der Verstand es hätte tun sollen.
Er verachtete sich selbst. Es war doch nicht möglich, dass er eine Erektion hatte wegen eines kleinen Mädchens, das er auf der Schaukel angestoßen hatte, bis es vor Vergnügen jauchzte. Aber er hatte eine. Und was für eine. Wie war das möglich? Wie konnte sein Körper solch einen Verrat üben an seinem Gewissen?
»Du möchtest heute Nacht einen Mann haben, Banner«, meinte er grob. »In Ordnung, das kann ich verstehen, obwohl ich glaube, dass das kein Heilmittel für ein gebrochenes Herz ist.« Er hielt inne, um Luft zu holen. »Aber ich schwöre dir, dass ich nicht derjenige bin, den du wirklich haben möchtest. Ich bin ein Vagabund,
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