Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
ein rastloser Cowboy, vor dem die Farmer ihre Töchter verstecken. Ich habe Dinge getan und miterlebt, die dich erschaudern lassen würden. Ich schrecke vor Verantwortung zurück. Ich bin ein Wanderer, mir gehört nichts außer dem, was ich in meine Satteltaschen packen kann. Wenn ich ein paar Dollars habe, gebe ich sie für Whisky, Karten und Huren aus. Und von denen hatte ich viele. Meine Hände sind nicht rein genug, um dich zu berühren. Denk darüber nach.«
»Ich liebe dich, ganz gleich wer du bist oder was du getan hast. Das ist egal. Ich habe dich schon immer geliebt.«
»Ich liebe dich auch, Banner. Aber wir reden über etwas völlig Verschiedenes.« Er ließ seine Hände mit einer Endgültigkeit herabsinken, die sie nicht missverstehen konnte. »Ich bin nicht der Mann, den du heute Nacht haben willst, Banner.«
»Und ich bin nicht die Frau, die du willst, Jake«, entgegnete sie barsch. »Du willst meine Mutter.«
Er fuhr herum. »Was hast du gesagt?« Weg war die niedergeschlagene Erschöpfung in seiner Haltung. Demut und Selbstverachtung waren verschwunden. Sein Gesicht war hart, seine Augenbrauen tief herabgezogen. Sein forschender Blick glitt über ihr Gesicht.
»Ich sagte, du willst meine Mutter«, antwortete Banner klar und deutlich. Er starrte sie durchdringend und wütend an. Sie hob das Kinn ein wenig. »Du liebst sie, Jake.«
»Du weißt nicht, wovon du redest.«
»Tief im Inneren habe ich es, glaube ich, immer gewusst, aber es ist mir erst vor Kurzem bewusst geworden.« Er starrte sie weiter mitleidlos mit durchdringendem Blick an. »Ich glaube, Ma weiß es auch. Deshalb drängt sie dich nie hierzubleiben, nicht wahr? Deshalb bleibst du nie lange – weil du es nicht ertragen kannst, sie und Papa zusammen zu sehen.«
Gefühle durchzuckten sein Gesicht. »Ross ist der großartigste Mann, den ich je kennengelernt habe. Mein bester Freund.«
Banner wurde milder und lächelte. »Ich weiß das, Jake. Wahrscheinlich liebst du Papa genauso sehr, wie du sie liebst, nur auf eine andere Weise. Aber beleidige mich nicht, indem du abstreitest, dass du Mama liebst. Ich weiß, dass du das tust.«
Er wandte sich von ihr ab, aber nicht vollständig, sondern nur eine Vierteldrehung, sodass sie sein Profil sah. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar, ballte sie dann zusammen und stieß sie gegeneinander. Schuldgefühle und Bedauern zerfurchten sein Gesicht.
Banners Herz wollte vor Mitleid bersten. Sie hatte ihre Trumpfkarte ausgespielt, und das stellte sich auch als siegreicher Zug heraus, aber ihr Sieg hatte keinen Glanz. Sie hatte den Grund für Jakes selbst auferlegte Einsamkeit immer schon vermutet. Jetzt bestätigte sich ihr Verdacht. Sie ging zu ihm, drückte sich an ihn und schloss die Arme um seine Taille, wie sie es als Kind immer getan hatte.
Nur war es diesmal völlig anders. Sein Körper fühlte sich überraschend gut an ihrem an. Er war größer als Grady, sein Körper war härter und schlanker. Etwas rührte sich in ihr, etwas Wundervolles, etwas Verbotenes. Weil es verboten war, wurde es noch wunderbarer.
»Schon gut, Jake. Ich habe das nicht gesagt, damit du dich schlecht fühlst. Deine Mutter und ich sind wahrscheinlich die Einzigen, die es erraten haben, und wir würden es nie jemandem erzählen. Du kannst ja nichts dafür, dass du sie liebst.« Sie hob den Kopf von seiner Brust. »Nimm mich, da du sie nicht haben kannst.«
Ihre Haare fielen von ihrem Gesicht zurück und ergossen sich über ihre Schultern und ihren Rücken herunter. Ohne nachzudenken nahm Jake sie in die Arme. Er war noch ganz benommen davon, dass Banner die Gefühle wahrgenommen hatte, die er all die Jahre für Lydia gehegt hatte, seit er sie zum ersten Mal erblickt hatte, wie sie dem Tode nah in einem regennassen Wald in Tennessee dagelegen hatte.
»Du bist alleine, Jake, und sehnst dich nach einer Frau, die du seit Jahren liebst. Aber sie liebt einen anderen, gehört ihm und wird dies immer tun. Ich hätte in dieser Nacht zur Frau werden sollen. Ich bezweifle, dass ich es je wieder wagen werde, einen Mann zu lieben, nachdem Grady mich so erniedrigt hat. Aber ich muss wissen, dass ich dazu in der Lage bin, die Liebe eines Mannes zu erringen. Gib mir mein Selbstvertrauen zurück.«
Sie hob die Hände und berührte sein Gesicht. Ihre Fingerspitzen glitten über seine Haut, machten sich vertraut mit jeder Falte, jedem vorstehenden Knochen. Sie schwelgte in ihrem Wissensdrang und fand heraus, dass die Koteletten so
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