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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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funktionieren.«
    »Was habe ich mir ausgedacht?«, fragte er, während er sich den weißen Wollpullover zum zweiten Mal an jenem Abend über den Kopf zog.
    »Du denkst, ich gehe mit dir ins Bett.«
    »Auf die Idee wäre ich nie gekommen«, sagte er gleichmütig. Seelenruhig zog er den Reißverschluss seiner Jeans herunter.
    »Was machst du da?«, japste sie.
    »Wie du unschwer erkennen kannst, ziehe ich mich aus.« Während er unbeeindruckt weitermachte, sagte er: »Ich bin irgendwann mal einen Sommer lang mit dem Ensemble von Hair herumgetourt. Seitdem kenne ich keine Tabus mehr. Wenn es dich stört, dreh dich doch einfach um oder guck weg.«
    Der azurblaue Minislip schmiegte sich knalleng um seine schmalen Lenden. Lauri schluckte schwer, als er aus der Jeans stieg und sie lässig auf einen Stuhl warf. Er kehrte Lauri den Rücken und schlug die Tagesdecke von dem riesigen Bett zurück.
    »Ich schlafe unten auf der Couch«, murmelte sie. Kurz entschlossen öffnete sie den Wäscheschrank, in dem weitere Decken lagen.
    »Wie du meinst. Dein Vater mag ein konservativer Geistlicher sein, trotzdem verkennt er die Tatsachen nicht. Wie willst du es deinen Eltern erklären, wenn sie dich morgen früh friedlich schlummernd auf dem Sofa entdecken? Der erste Ehekrach oder so?«
    Ihr juckte es in den Fingern, ihm in sein überhebliches Gesicht zu schlagen. Als sie herumwirbelte, saß er vor die Kissen gelehnt im Bett, die Decke bis zur Taille hochgezogen.
    »Bestimmt werde ich vor ihnen wach.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr.« Gähnend kroch er unter die Laken. »Gute Nacht.«
    Da ihr keine patzige Antwort einfiel, rauschte sie wortlos, mit Wolldecken beladen, aus dem Zimmer. Sie glitt zur Treppe, fand im diffusen Schein des verglühenden Kaminfeuers den Weg nach unten.
    Und fuhr panikartig zusammen, als unvermittelt die Deckenbeleuchtung aufflammte.
    »Oh, Liebes, ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt. Ich wollte eben hochkommen und dich um ein paar zusätzliche Decken bitten«, erklärte Alice. »Mir bleibt nämlich nichts anderes übrig, als auf der Couch zu übernachten. Dein Vater schnarcht mal wieder so laut, dass ich nicht einschlafen kann. Das passiert ihm immer, wenn er übermüdet ist, weißt du. Was willst du denn mit denen da?« Alice bemerkte den Stapel Decken, den Lauri im Arm trug.
    »Ich – äh – ich dachte, du und Daddy bräuchtet vielleicht noch welche. Selbst im Frühherbst wird es hier nachts empfindlich kühl.« Meine Mutter schläft auf der Couch , stöhnte sie innerlich auf. Das kann ja heiter werden.
    »Ach, das ist nett. Sonst lege ich noch einen Holzscheit aufs Feuer. Dein Vater schläft tief und fest. Den könnte jetzt nicht einmal ein Tornado wecken. Geh ruhig wieder zu deinem Mann. Wir kommen schon zurecht.« Ihre Mutter küsste sie auf die Wange und drehte sich wieder in Richtung Sofa. Sie trug den elegant gesteppten Morgenmantel, den Lauri ihr im Vorjahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Der Duft ihrer Gesichtscreme erinnerte Lauri an früher, wenn ihre Mutter abends in ihr und Ellens Kinderzimmer gekommen war, um sie zuzudecken.
    »Gute Nacht, Mutter«, murmelte sie leise und machte sich schweren Herzens wieder auf den Weg nach oben.
    Vor ihrem Schlafzimmer blieb sie unschlüssig stehen. Überlegte, ob sie bei Jennifer schlafen sollte, aber deren Bett war entschieden zu schmal für zwei. Und wenn sie die Kleine mitten in der Nacht weckte, wäre wieder ein Rattenschwanz
von Erklärungen fällig. Sie seufzte tief. Blieb ihr also nichts anderes übrig, als zu Drake in das große Bett zu kriechen.
    Behutsam öffnete sie die Tür, bemüht, kein Geräusch zu machen. Vielleicht schlief er ja schon. Ihre Hoffnung zerschlug sich indes, da er sich auf dem Laken herumrollte und sie fragend musterte. Sie hatte zwar das Licht ausgelassen, aber das Mondlicht schien durch die Fenster, und sie gewahrte deutlich die Konturen seines Körpers unter den Laken. Ihr Herz trommelte schmerzhaft gegen die Rippen.
    »Ist irgendwas?«
    »Nein, wieso?«, antwortete sie eine Spur zu schnell. »Mutter schläft auf der Couch, weil Vater so laut schnarcht.«
    »Hoffentlich hast du das nicht geerbt«, grummelte er. Er sank zurück in die Kissen und kehrte ihr schnöde den Rücken zu.
    Oh! Sie kochte innerlich. Er war unerträglich. Im Bad, beim Waschen und Zähneputzen veranstaltete sie einen Mordslärm. Immer noch wütend, streifte sie den Morgenmantel ab und steuerte ohne lange zu überlegen ins Schlafzimmer. Heiliger

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