Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
gewöhnlich kuschelte sich Lauri in eine Sofaecke, während Drake sich lang ausstreckte und den Kopf in ihren Schoß bettete, so wie an jenem Abend, als ihre Eltern sie überraschend besucht hatten. Er skizzierte ihr in glühenden Farben seine Pläne, indem er ausdrucksstark mit den Händen gestikulierte, seine Augen von einem inneren Strahlen erhellt.
Dabei glückte es ihnen indes nie lange, beim Thema zu verweilen, ganz egal, wie ernst und nachdenklich es sein mochte. Die Hände, die die Unterhaltung so sehr untermalt hatten, schweiften ab, indem sie Lauri zu streicheln und zu kosen begannen, bis das Feuer im Kamin heruntergebrannt, ihre Leidenschaft dagegen voll entflammt war.
Als die Parrishs vor ihrer Heimkehr nach Nebraska anriefen, brauchte Lauri sich nicht zu verstellen – sie war glücklich. Sie drängte ihre Eltern, in Whispers einen Zwischenstopp einzulegen. Anstehende Verpflichtungen zwangen die beiden jedoch, umgehend nach der Konferenz zurückzureisen. Sie legte auf, nachdem sie ihnen versichert hatte, dass sie rundum zufrieden sei. Und das war sie auch, wenigstens für den Augenblick.
Nach Jennifers morgendlichem Unterricht und bevor Betty mit ihren Kindern am Nachmittag zu dem Kurs in Gebärdensprache kam, unternahmen sie lange Waldspaziergänge. Gelegentlich lud Lauri alle zu einem Picknick ein. Dann setzten sie sich am Fluss unter den winterkahlen Weiden auf alte Decken und verdrückten den mitgebrachten Proviant.
An einem dieser herrlichen Nachmittage rollte Jennifer sich nach dem Essen auf der Decke zusammen und schlief ein. Drake lehnte mit dem Oberkörper an einem Baumstamm.
Er zog Lauri zwischen seine angewinkelten Knie, schmiegte ihren Rücken an seinen trainierten Torso.
»Ein Nickerchen wäre gar nicht übel«, murmelte sie, ihren Kopf an seine Brust gelehnt.
»Tu dir keinen Zwang an«, raunte er in ihre Haare und breitete eine zusätzliche Decke über ihnen aus.
Seine gleichmäßigen Atemzüge wirkten einschläfernd, und Lauri döste alsbald ein. In der Phase zwischen Wachen und Träumen stürmten quälende Gedanken auf sie ein, die ihre friedvolle Ruhe störten. Tagelang hatte sie jeden Gedanken an Susan verscheucht. Zweifellos empfand Drake so etwas wie Zuneigung zu ihr, aber dass er sie liebte, hatte er noch kein einziges Mal bekannt, nicht einmal auf dem Höhepunkt ihres leidenschaftlichen Begehrens.
Hatte er hier mit seiner Frau auch so gesessen? War der Sex mit Susan leidenschaftlicher gewesen als mit ihr? Würde er sie, Lauri, jemals bedingungslos lieben können? Vermutlich hatte sie sich bei diesen Fragen unbehaglich hin und her gewälzt, denn er zog sie inniger in seine Umarmung und flüsterte: »Schlecht geträumt?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf, gleichwohl hatten die brütenden Gedanken die euphorische Stimmung dieses Nachmittags zerstört, stattdessen schlichen sich nagende Zweifel in ihr Bewusstsein.
Als sie sich von ihm lösen und aufstehen wollte, hielt er sie unerbittlich fest. Seine Hände umspannten ihre Taille, schoben sich zwischen ihren Pullover und den Bund ihrer Jeans. Diese zärtliche Verheißung allein reichte, um die Glut der Leidenschaft erneut in ihr zu entfachen, die sie schwach und willenlos machte.
Er hob den Pulli leicht an, glitt mit den Händen darunter. Sie fühlte, wie er ihre Brüste streifte, streichelte, stimulierte. Zärtlich forschend wie beim ersten Mal. Er kannte die erogenen Zonen ihres Körpers, und dennoch schien es für ihn stets wie eine Offenbarung, als entdeckte er sie immer wieder neu.
»Drake?«
»Stör mich nicht, ich bin beschäftigt«, raunte er an ihrem Ohr.
Sie schwieg, spontan verunsichert. Wenn sie ihm schon nicht eingestehen durfte, dass sie ihn liebte, so wollte sie ihm doch wenigstens durch einen kleinen Wink zu erkennen geben, was sie für ihn empfand. »Ich möchte nur, dass du eins weißt, Drake. Jedes Mal, wenn du mit mir … wenn wir zusammen sind, ist das etwas Besonderes … für mich.«
Seine Handflächen verharrten in ihrer kreisenden Bewegung auf ihren Brüsten. Er schien unvermittelt ganz in sich versunken, nachdenklich. »Lauri«, hauchte er kehlig. »Schau mich an.«
Ihr Gesicht an seine Schulter gelehnt, bog sie den Kopf zurück und hob den Blick. »Auch für mich ist es etwas Besonderes«, räumte er ein. Sein Mund versiegelte ihren Mund mit einem glutvollen Kuss, der ihren Adrenalinspiegel unversehens in die Höhe schnellen ließ.
Seine Hände schoben sich über ihren Rippenbogen hin zu
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