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Wie ein Stein im Geroell

Wie ein Stein im Geroell

Titel: Wie ein Stein im Geroell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Barbal
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zum ersten Mal anlächelte. Und mittendrin gingen mir immer wieder, in einem heillosen Durcheinander, all die Arbeiten durch den Kopf, die für den nächsten Tag anstanden. Und als ich das Gefühl hatte, gerade eingeschlafen zu sein, da kam mich die Tante wecken, ganz überrascht, daß noch kein Feuer brannte.

S o merkwürdig wie unsere Nachbarn war wohl niemand sonst im ganzen Dorf. Die Familie bestand aus dem Vater, ungefähr so alt wie der Onkel, aus zwei Töchtern und einem Schwiegersohn. Soledat war schon fast eine alte Jungfer, während Tereseta zwei Winter vor Jaume und mir den armem Lluís geheiratet hatte. Die Mutter war bereits vor Jahren gestorben, noch bevor ich zu Onkel und Tante gekommen war. Trinitat hatte sie geheißen, und zu ihren Lebzeiten stand ihr Mann in dem Ruf, ein richtiger Waschlappen zu sein. Es hieß, sie sei eine wortkarge Frau gewesen, und böse Zungen behaupteten sogar, eine Hexe. Das Haus verließ sie nie, und man sah sie nur, wenn sie aus dem Fenster hinausspähte oder bei schönem Wetter aus einem geöffneten Balkon. Die Leute hatten Angst vor ihr, suchten aber ihren Rat, wenn sie sich in einer ausweglosen Situation glaubten. Sie empfahl dann einen bestimmten Trank und sprach Gebete, doch diejenigen, die schon einmal die schmale Treppe in das erste Stockwerk hochgestiegen waren, wollten nichts sagen, wenn sie wieder herauskamen. Eine gute Freundin der Tante hatte ihr einmal erzählt, daß es drinnen so schmutzig sei wie in einem Schweinestall und daß überall getrocknete Kräuterbüschel herumhängen würden. Und an die Tür sei eine Rabenkralle genagelt, das hatte sie beim Herausgehen gesehen, und da sei ihr das Blut in den Adern gefroren.
    Später dann, nach Trinitats Tod, hatte ihr Mann mit einem Mal begonnen, auf dem Dorfplatz herumzuerzählen, all denjenigen, die nichts zu tun hatten, alten Leuten wie er oder Kindern eben, daß seine Töchter, angefangen mit derÄltesten, Anrecht auf den Thron von England hätten. Natürlich verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer im ganzen Dorf: Ein heilloses Durcheinander gab das, schon allein deshalb, weil kaum jemand auch nur im entferntesten eine Ahnung davon hatte, wo dieses Land überhaupt lag. Doch anstatt ihren Vater für verrückt zu erklären, redeten ihm seine Töchter nach dem Mund und wurden fuchsteufelswild, wenn sich die Gören vor ihrer Nase über Soledat lustig machten und ihr spöttisch «Königin» hinterherriefen. Tereseta, die es mit der Krone weniger ernst nahm, erboste sich nicht so arg darüber, hetzte aber ihren Mann auf die Kinder, schrie von der Straße her nach ihm, bis sie heiser war, was natürlich nur noch mehr Anlaß zu allgemeiner Heiterkeit gab. Der arme Lluís stellte sich stocktaub, und immer wenn sein Schwiegervater aus dem Haus ging, sah er zu, daß er weit weg etwas zu tun hatte, im Stall etwa oder im Gemüsegarten. An einem solchen Tag kam er dann sogar zum Abendessen zu spät. Es war in aller Munde, daß es im ganzen Dorf keinen Mann gab, der mehr an die Kandare genommen wurde als er.
    So viel steht fest, Soledat war der Schrecken aller Kinder, und mehr als einmal, wenn sie hinter ihnen herlief, um sie zum Schweigen zu bringen, hätte sie eins von ihnen um ein Haar verprügelt. Sie ging auf die vierzig zu, eine große und hagere Frau, die ihr Haar mitten auf dem Kopf zu einem kleinen Knoten geschlungen trug. Ihr sonnenverbranntes Gesicht war von zahlreichen Falten zerfurcht, und ihre kleinen Augen schienen ständig auf der Lauer zu sein. Sobald es Herbst wurde, band sie sich ein schwarzes Kopftuch um, das ihr Haar völlig verdeckte und auch einen großen Teil ihrer Stirn, und bis es nicht wieder Sommer geworden war, legte sie es um nichts in der Welt ab. Tereseta und sie, das waren mürrische Frauen, die mit niemandem verkehrten, es sei denn, sie fingen mit irgend jemanden einen Streit an, was dann immer in einer lebenslangen Feindschaft endete. Wenn sie sich erst einmal in etwas festgebissen hatten, waren sie durch nichts und niemanden mehr davon abzubringen.
    Schwerfällig stieg ich mit einem Büschel Gras für die Kaninchen die Treppe hinauf. Soledat sah mich vom Balkon aus und bemerkte, daß ich in anderen Umständen war. Notgedrungen mußte ich mir anhören, daß es anscheinend mal wieder so weit sei und Jaume und ich wohl nichts anbrennen ließen. Ihr Kichern ließ mir das Blut in den Kopf schießen. Und dann durchbohrte sie mich mit ihren kleinen tückischen Augen und verkündete mir

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