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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Date hätte bezeichnen können.
    Olivia erwartete ein Fastfood-Lokal, in dem er einen Hamburger und eine Cola bestellen würde, doch Trey hatte etwas anderes vor. Plötzlich verließ er die Straße und bog in einen Drive-In ein, der statt Hamburger und Pommes frites Eis in allen Variationen anbot.
    Mit einem Mal erinnerte Olivia sich daran, wie jedes ihrer Treffen ausgeklungen war, bevor er sie nach Hause gefahren hatte. Sie wollte etwas sagen, hielt dann aber inne und hörte ihm zu, wie er einen Banana Split Deluxe zum Mitnehmen bestellte.
    “Keine Sahne, eine Extraportion Nüsse. … Ach ja, und bitte zwei Löffel.”
    “Das macht dreifünfzig”, kam eine junge Männerstimme aus dem Lautsprecher. “Fahren Sie bitte zum ersten Fenster vor.”
    Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, als der Eisbecher in den Wagen gereicht wurde und Trey auf den Parkplatz hinter dem Lokal fuhr. Sie nahm den Löffel, den er ihr reichte, und probierte bereits vom Eis und der heißen Soße, noch bevor er den Motor abgestellt hatte.
    Trey beobachtete sie, wie sie genießerisch die Augen schloss.
    “Ich wusste, du würdest zuerst etwas von der Soße nehmen”, sagte er und probierte dann ebenfalls.
    “Hmm … mein Gott, ist das lecker”, sagte Olivia, während sie sich erneut bediente. “Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich so etwas gegessen habe.”
    Eine Weile herrschte Schweigen, während sie beide aßen. Sie wusste so gut wie er, wie lange es her war. Doch keiner von ihnen hatte den Mut, das auszusprechen, was er fühlte.
    Olivia gab als Erste auf. “Das war phantastisch, aber ich bekomme keinen Happen mehr runter.” Sie lehnte sich nach hinten und leckte versonnen die letzten Reste Eis und Soße von ihrem Löffel.
    Fasziniert sah Trey ihr zu, wie sie mit der Zunge das Stück Kunststoff bearbeitete. Er hätte noch stundenlang so dasitzen können, hätte nicht in dem Moment laut hupend ein Pick-up neben ihnen angehalten, aus dem eine junge Frau sprang und wie wild auf die Motorhaube des Sportwagens trommelte.
    “Donnie Lee, du bist ein verlogener Bastard! Ich weiß, du hast eine andere in deinem Wagen sitzen. Steig lieber sofort aus, bevor ich dir deine verdammte Karre demoliere!”
    Ungläubig sah Olivia die tobende Frau an, dann grinste sie. “Könnte es sein, dass du dir den Wagen von jemandem geliehen hast, der Donnie Lee heißt?”
    “Allerdings”, murmelte er, drückte ihr den Teller mit dem restlichen Eis in die Hand und stieg aus. Er zückte seine Dienstmarke und fuhr die Frau an: “Hey, Lady! Nehmen Sie Ihre Finger von dem Wagen!”
    Der Gesichtsausdruck der jungen Frau war Gold wert. Was sie sagte, konnte Olivia nicht verstehen, doch ihr war anzusehen, dass sie zutiefst bereute, auch nur ein Wort gesagt zu haben. Trey sorgte mit seinen Erklärungen außerdem dafür, dass Donnie Lee keinen Ärger bekommen würde. Die Szene war so absurd, dass Olivia plötzlich von Herzen zu lachen begann.
    Es war gut, endlich einmal keine Angst empfinden zu müssen.
    Schließlich stieg die Frau in ihren Pick-up ein und fuhr davon. Trey nahm Olivia die Schale mit dem geschmolzenen Eis ab und warf sie weg, dann setzte er sich wieder in den Wagen.
    Seine Miene war einen Moment lang finster, doch als er Olivias vor Freude strahlendes Gesicht sah, begann er zu lächeln. “Das war ja vielleicht was.”
    “Du hättest dich sehen müssen”, gab sie amüsiert zurück.
    “Freut mich, dass ich dich zum Lachen bringen konnte.”
    Ohne nachzudenken legte sie auf einmal ihre Hand auf seine.
    “Ich habe das auch mehr als gebraucht”, erklärte sie.
    Trey drehte seine Hand, bis seine Finger sich um ihre legen konnten. “Livvie, ich …”
    “Wir sollten uns besser auf den Weg machen”, unterbrach sie ihn und zog sanft ihre Hand zurück. “Ich möchte nicht, dass Grampy vor mir nach Hause kommt und sich Sorgen macht, weil ich noch nicht da bin.”
    Wäre es nicht so traurig gewesen, hätte Trey laut aufgelacht. Olivia war eine erwachsene Frau, doch Marcus Sealy bestimmte nach wie vor über ihr Leben.
    “Ja, stimmt. Er sollte nicht auf die Idee kommen, dass du zu viel Zeit mit jemandem verbringst, der nicht zur gleichen gehobenen Schicht zählt wie du.”
    Er ließ den Motor an und fuhr los. Den Rest der Strecke legten sie schweigend zurück, auch wenn er wünschte, er hätte sich seine letzte Bemerkung verkniffen. Sie klang zu sehr nach jahrelang aufgestauter Wut, doch er wollte ihr nicht das Gefühl geben, noch immer unter

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