Wie ein Wolf in der Nacht
sein Puls jetzt schon wieder, als ob er tausend Meilen gelaufen wäre.
"Du hast geglaubt, ich mache mir Sorgen?" wiederholte er schließlich matt.
"Es ist nur verständlich, dass du das tust. Immerhin musst du an Sammy denken. Ach Cash, ich hoffe, ich bringe dich nicht in Verlegenheit. Ich wollte dich nur beruhigen. Du brauchst bestimmt nicht zu fürchten, dass ich mich dir aufdrängen könnte. Ich bin mir bewusst, dass ich nicht hierher gehöre. Und in zwei Wochen seid ihr mich ja los."
Als sie sich wieder zum Gehen wandte, folgte er ihr, um ihr die Tür zu öffnen - um Gute Nacht zu sagen und um sie loszuwerden. Je länger sie in diesem geduldigen Ton mit ihm sprach, desto verwirrter wurde er.
Er hatte keine Ahnung, warum er plötzlich Lust hatte, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen, warum er so aufgebracht war. Sie war schließlich nur nett zu ihm.
Himmel noch mal, sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte! Im Grunde war sie der Traum jedes Junggesellen. Alles an ihrem kleinen Zusammentreffen war einfach wunderbar gelaufen.
Aber nachdem er die Tür aufgerissen hatte, um sie hinauszulassen, machte er sie unbeabsichtigt gleich wieder zu. Danach beugte er sich unbeabsichtigt zu Lexie und starrte sie finster an wie ein schlecht gelauntes Ungeheuer.
Dann - ganz unbeabsichtigt - küsste er sie.
Aber obwohl er sie nicht gerade sanft gegen die Tür schob, während er den Mund reichlich unbeherrscht auf ihren presste, gab sie ihm keine Ohrfeige, wie es jede vernünftige Frau an ihrer Stelle getan hätte. Stattdessen hob sie langsam die Arme und legte sie um seinen Nacken.
Da wurde sein wilder Kuss plötzlich sanfter, Cashs Wut verwandelte sich in Sehnsucht, die Kraft verließ ihn auf einmal. Seine Hände begannen zu zittern, sein ganzer Körper zitterte. Er bekam kaum noch Luft, alles schien sich um ihn zu drehen. Dabei sollte es doch Lexie sein, die von seinen Liebhaberqualitäten überwältigt wurde.
Himmel und Hölle, wie sie küssen konnte! Lexie konnte einen Mann glauben lassen, dass er das wundervollste Geschöpf sei, das je ein Y-Chromosom aufzuweisen gehabt hatte, dass er der einzige Mann in ihrem Universum sei, der einzige Mann, den sie brauchte, der einzige ...
Cash verstand nicht, was sie mit ihm anstellte. Er konnte es sich nicht erklären, aber es war besser als alles, was er je erlebt hatte. Wenn Lexie eine Droge war, dann wollte er süchtig nach ihr sein, wenn sie eine schlechte Nachricht war, wollte er selbst die kleinste Einzelheit hören.
Er spürte ihre Brüste und ihre Schenkel dicht an seinem Körper, und eine Leidenschaft erwachte in ihm, wie er sie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr empfunden hatte. Ihre Kleidung war ihm plötzlich im Weg. Er wünschte sich, Lexie wäre nackt und läge unter ihm am besten jetzt sofort. Er hatte genug davon, den Coolen zu spielen. Es ging über seine Kraft, jetzt die Hände von ihr zu lassen. Dabei hatte er ihr noch nicht einmal den Pullover ausgezogen.
In genau diesem Moment musste er den Kuss jedoch unterbrechen, um nicht an Sauerstoffmangel zu sterben.
So ärgerlich es auch war, aber seine Lungen schienen tatsächlich noch etwas so Schlichtes wie Luft nötig zu haben. Er wollte Lexie keine Sekunde loslassen, aber als er den Kopf hob, wurde ihm klar, dass sie ihn mit großen Augen ansah, und er hielt inne.
Ihre Lippen waren leicht geschwollen von seinen ungestümen Küssen, ein geröteter Fleck an ihrem Hals zeigte, wo er sie mit seinem rauen Kinn gekratzt hatte. Und die Zuneigung in ihren schönen Augen traf ihn bis ins Innerste.
"Du bist nicht mehr böse auf mich, oder?" flüsterte Lexie.
"Böse? Ich war nicht böse, und ganz bestimmt nicht auf dich."
"Aha." Sie nickte lächelnd. "Es wäre schön, wenn du mich das nächste Mal vorher warnen könntest, wenn du wieder nicht böse werden solltest, okay?"
"Ich war nicht böse."
"Okay. " Wieder lächelte sie sanft, und genauso sanft strich sie ihm kurz über die Wange.
"Gute Nacht, Süßer."
Süßer? Er? Keine Frau hatte ihn je "Süßer" genannt, und zwar aus dem schlichten Grund, dass er nicht süß war.
Nach ihrer erstaunlichen Mitteilung ging Lexie einfach hinaus und ließ Cash an der Tür stehen, ein Bild totaler Verwirrung.
Cash stieß einen tiefen Seufzer aus. Er war nicht in sie verliebt. Selbst wenn er sich in sie verlieben wollte, könnte er sich nicht an eine Frau binden, die bald fort sein würde. Schon Sammy zuliebe würde das nicht gehen. So war es nun einmal. Keine
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