Wie eine Rose in der Wueste
grundverschiedene Menschen und blieben jeder in seiner Kultur, in den eigenen Erwartungen verhaftet.
Trotz allem würde Rose gehen, denn ihr Leben, das wirkliche Leben, fand für sie anderswo statt. Und er würde in Ras al Hajar bleiben, denn hier war letztlich seine Heimat.
Die Erinnerungen an die letzten Tage und Nächte würden ihnen für den Rest des Lebens genügen müssen, denn für ihre Situation gab es keine Lösung. Nur den unvermeidlichen Herzschmerz nach einem Traum, der keine Erfüllung finden konnte.
Draußen war es klar und so kühl, dass der Atem dampfte.
Unter Hassan breitete sich still die Oase aus. Die einzigen Laute stammten von einem ruhelosen Tier im Steinpferch.
"Hassan?"
Widerstrebend drehte er sich um. Mit zerzaustem Haar, in den blauen Bademantel gehüllt, das Haar vom Sternenlicht geküsst, verkörperte Rose alles, was ein Mann sich wünschen konnte. "Entschuldige. Hoffentlich habe ich dich nicht gestört."
"Für Entschuldigungen ist es zu spät, Hassan", erwiderte sie leise lachend. "Du hast mich vom ersten Augenblick an um den Schlaf gebracht." Ihre Augen funkelten herausfordernd, und sie streichelte seine Wange.
Dem konnte ein Mann unmöglich widerstehen. In den unvergesslichen Stunden, die er, Hassan, mit Rose in der Einsamkeit der Wüste verbracht hatte, hatte er erfahren, dass er ein Herz besaß. Alle Vorsätze, sich von ihr fern zu halten, waren in dem Moment dahingeschmolzen, als er der Versuchung erlegen und Rose in die Arme gesunken war.
Sie schien zu spüren, dass er versuchte, innerlich auf Abstand zu gehen, denn sie wich leicht zurück und blickte ihm ins Gesicht. "Ihr habt Faisal gefunden, stimmt's?"
Sie kam direkt zur Sache. Eine Frau, der man nichts vormachen konnte. Er hatte es versucht, mit seinem Gerede von der Vernunftehe, doch sie hatte ihn sofort durchschaut.
"Ja. Er ist auf dem Nachhauseweg." Forschend betrachtete Hassan sie, um zu sehen, wie sie auf die Mitteilung, dass ihre Idylle zu Ende war, reagierte.
Rose strich ihm beruhigend über den Arm. "Sicher bist du sehr erleichtert."
"Ja." Und auch wieder nicht. Ihn quälte der verrückte Wunsch, für immer mit ihr zusammenzubleiben. Aber selbst wenn Faisal nicht aufgetaucht wäre, hätte er, Hassan, sie zurückbringen müssen.
"Was ist mit dem Mädchen, das bei Faisal war?" fragte sie.
"Dem Mädchen?" Nach der jungen Frau hatte er sich nicht erkundigt, und Partridge hatte sie nicht erwähnt. "Sicher wird Partridge dafür sorgen, dass sie sicher nach Hause zurückkehrt."
Er machte eine Pause und setzte dann hinzu: "Mit einer angemessenen Entschädigung für ihren unterbrochenen Urlaub."
"Ja, sicher." Unwillkürlich fragte sie sich, welche Entschädigung Hassan bei ihr für angemessen halten würde.
Blut, Gold oder Ehre. Blut... Undenkbar. Gold... Eine Beleidigung. Schweigend verließ Rose das Zelt und ging in die Dunkelheit hinaus.
Hassan folgte ihr und hielt sie zurück. "Wohin gehst du?"
"Dort hinauf." Rose deutete auf die Anhöhe oberhalb des Lagers. "Komm mit. Ich möchte mit dir von da in den Himmel blicken." Sie sah ihn an, nahm seine Hand von ihrer Schulter und hielt sie fest. "Hier in der Wüste erscheint er einem so nah, dass man das Gefühl hat, die Sterne berühren zu können."
"Möchtest du die Sterne berühren?"
"Den Mond." Rose blickte zu der dünnen silbernen Sichel am endlosen Himmel. "Die Sterne ..."
"Das ist alles? Warum nicht auch gleich einige Planeten?"
"Ja, warum nicht?" erkundigte sie sich herausfordernd.
"Wenn du mich hochhebst, weiß ich, dass ich alles kann."
Sein Lächeln verschwand. "Bei dir könnte ich fast glauben, dass du es kannst, Rose."
Bewahr dir den Glauben, Hassan, dachte sie. Hand in Hand wanderten sie zu der Anhöhe hinauf, wo der Himmel sich wie eine riesige, diamantenübersäte Kuppel über ihnen wölbte.
Rose blieb stehen, als im Westen eine Sternschnuppe aufleuchtete und einen Funkenregen hinter sich zurückließ.
"Sieh mal, Hassan", flüsterte sie. "Traumhaft. Hast du dir etwas gewünscht?"
Hassan drückte ihre Hand. "Unser Schicksal ist vorherbestimmt, Rose." Dann blickte er sie an. "Hast du dir etwas gewünscht?"
"Ich glaube, es war mein Schicksal, heute Nacht hier mit dir zu stehen, als die Sternschnuppe erschien. Es war mein Schicksal, mir etwas zu wünschen." Er fragte nicht, weil er wusste, dass sie es ihm sagen würde. "Nichts Dramatisches", verriet sie. "Ich wünsche mir immer dasselbe. Dass die Menschen, die ich liebe, glücklich und
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