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Wie einst in jenem Sommer

Wie einst in jenem Sommer

Titel: Wie einst in jenem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Ross
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wollte. Allerdings war sie dazu momentan viel zu aufgewühlt. Tränen verschleierten ihren Blick, blind griff sie nach den zu Bruch gegangenen Tellern.
    Die Sache war total schiefgegangen. Andreas war nicht mal bereit, über ihren Vorschlag nachzudenken. Wie sollte sie Lilly jetzt unterstützen und sie liebevoll großziehen?
    Beunruhigt beobachtete Andreas, wie ungeschickt und unsicher sie nach den Scherben griff.
    „Lass das, Carrie! Womöglich verletzt du dich noch.“ Er kam zu ihr. „Warte, ich hole einen Besen.“
    Doch es war schon passiert – Carrie hatte sich an einer Scherbe geschnitten, und Blut tropfte auf den Fußboden.
    Sie richtete sich auf, ging zur Spüle und wusch die Wunde aus, während Andreas in einer Schublade nach Desinfektionsspray und Pflaster suchte.
    „Kann ich dir helfen?“, fragte er und hielt ihr die Sachen hin.
    „Danke, ich komme schon allein zurecht“, entgegnete sie wütend. „Allerdings würdest du mir helfen, wenn du wenigstens über meinen Vorschlag nachdenken würdest.“
    Wortlos sah er zu, wie sie mit bebender Hand versuchte, die Sprayflasche zu öffnen.
    „Andreas?“
    „Lass mich das machen!“ Entschlossen griff er nach ihrer Hand. Carrie spürte sofort ein vertrautes Prickeln und wollte die Hand zurückziehen, doch Andreas gab nicht nach.
    Hilflos musste sie zusehen, wie er die Sprayflasche öffnete und die Wunde besprühte. „Au! Das brennt ja wie Feuer!“ Verzweifelt versuchte sie erneut, die Hand wegzuziehen.
    „Jetzt halt doch mal still, Carrie! Du bist wirklich eine schlechte Patientin.“
    „Und du bist ein lausiger Doktor.“
    Sie zuckte zusammen und betrachtete den Schnitt. Er war tiefer, als sie gedacht hatte. Noch immer sickerte Blut aus der Wunde. Andreas presste ein Pflaster darauf, bis die Blutung zum Stillstand kam. Dann entfernte er es behutsam und klebte ein frisches Pflaster auf.
    „So, das war’s.“
    „Danke“, murmelte sie widerwillig.
    „Gern geschehen.“
    Ihre Blicke trafen sich. Andreas war ihr so nah, dass sie die goldenen Punkte in seinen dunklen Augen sehen konnte. Fasziniert betrachtete sie den sinnlichen Mund. Sofort begann ihr Herz, schneller zu pochen. Hastig wandte sie sich ab. Ständig zog Andreas sie in seinen Bann, wenn er ihr nahe war! „Ich hätte es aber auch allein geschafft“, behauptete sie.
    „Mit einer Hand? Das wäre wohl schwierig geworden.“ Er lächelte nachsichtig.
    „Ja, wahrscheinlich. Darüber solltest du mal nachdenken, wenn du auf einem Arm ein Baby hast und mit der anderen Hand ein Verlagsimperium zu führen versuchst.“
    „Offensichtlich ist es deiner Aufmerksamkeit entgangen, dass ich das bereits tue, Carrie.“ Er verstaute Spray und Pflasterpackung wieder in der Schublade.
    „Keineswegs. Du hast mir ja selbst erzählt, dass du seit drei Wochen kaum zum Arbeiten gekommen bist“, bemerkte sie triumphierend.
    „Das wird sich ändern, sobald ich ein Kindermädchen engagiert habe.“
    „Ein kleines Mädchen braucht aber eine Mutter, Andreas. Bitte denk darüber nach.“
    Erst jetzt bemerkte er, wie bleich sie war. Und erneut schimmerten Tränen in ihren schönen Augen.
    „Da kümmerst du dich einen Tag um Lilly und hältst dich plötzlich für eine Expertin auf dem Gebiet der Kindererziehung und traust dir die Mutterrolle zu?“
    Der herablassende Tonfall schmerzte.
    „Ja, ich traue mir durchaus zu, wie eine Mutter zu Lilly zu sein.“ Entschlossen hielt sie seinem Blick stand. „Das mag dich überraschen, Andreas, aber es ist mein voller Ernst. Ich liebe Lilly, seit Jo sie mir vor sechs Monaten das erste Mal in die Arme gelegt hat.“
    „Und was ist mit deinem Job? Jo hat erzählt, du hast einen sehr anspruchsvollen Posten bei einer Bank und bist ständig auf Reisen.“
    „Ja, aber …“
    „Du arbeitest doch bei einer Bank?“
    „Was spielt das für eine Rolle?“
    „Das fragst du noch, Carrie? Du hast mich gerade gebeten, dir meine Nichte zu überlassen, findest du es nicht verständlich, dass ich wissen will, was du ihr zu bieten hast?“
    Vielleicht überlegt er es sich ja doch noch anders, dachte sie hoffnungsvoll. „Also gut, ich bin tatsächlich viel unterwegs. Meine Aufgabe besteht darin, betrügerische Bankgeschäfte zu verhindern. Aber ich …“
    „Wie oft bist du unterwegs?“, fragte er dazwischen.
    „Das ist unterschiedlich. Manchmal einen Monat, manchmal nur einige Tage. Aber wenn ich das Sorgerecht für Lilly hätte …“
    „Du bist also genauso eingespannt wie

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