Wie einst in jenem Sommer
wieder gefangen. „Wenn dir ihr Wohl so sehr am Herzen liegt, wie du behauptest, dann verstehe ich nicht, wieso du sie im Stich lassen und ihre Erziehung in die Hände irgendeines Kindermädchen legen kannst.“
„Ich lasse sie nicht im Stich. Es ist gemein, so etwas zu behaupten. Aber ich bin auch Geschäftsmann und verantwortlich für viele Mitarbeiter. Ich kann meinen Beruf nicht einfach an den Nagel hängen, dann würden all diese Menschen auf der Straße stehen. Sie sind abhängig von mir. Genau wie Lilly.“
„Offensichtlich bist du bisher nicht dazu gekommen, die Lage genauestens zu analysieren. Ein Kindermädchen bleibt nicht ewig. Es wird sich schnell nach einem besseren Job umsehen oder heiraten und selbst Kinder bekommen. Das würde einen erneuten Verlust für Lilly bedeuten. Das Personal wird ständig wechseln. Willst du ihr das wirklich zumuten?“
„Wenn sie bei dir aufwachsen würde, müsste sie sich an ständig wechselnde Daddys gewöhnen. Aber das ist wohl nicht so schlimm.“ Wütend musterte er sie.
„Davon kann keine Rede sein!“
„Ach? Wieso nicht? Willst du von nun an das Leben einer Nonne führen?“
„Deinen Spott kannst du dir sparen, Andreas! Nur so viel: Ich werde alles tun, um Lilly ein glückliches Leben in gesicherten Verhältnissen zu ermöglichen.“
„Wirklich alles?“ Er lehnte sich gegen einen Einbauschrank und ließ provozierend den Blick über ihre sexy Figur gleiten. „Ich fürchte, die Nonnentracht steht dir nicht, Carrie. Überleg es dir noch mal.“
„Hauptsache, du hast deinen Spaß!“ Herausfordernd funkelte sie ihn an. „Ich bin bereit, Lilly an die oberste Stelle zu setzen und mich voll und ganz ihrer Erziehung zu widmen. Du hingegen setzt deinen Reichtum ein, um ihr den Lebensstil zu kaufen, den du für angemessen erachtest.“
„Ich kaufe ihr den Lebensstil, der richtig für sie ist. Und ich bin froh, dazu in der Lage zu sein.“
„Schön für dich. Aber wer bringt sie ins Bett? Das Kindermädchen, weil du dich nicht von deiner Arbeit loseisen kannst.“
Andreas fing ihren Blick auf und hielt ihn fest. „Es wäre anders, wenn ich eine Frau hätte.“
Diese Bemerkung warf Carrie völlig aus der Bahn. „Eine Frau?“, fragte sie verdutzt.
„Wieso nicht? Jedenfalls wäre das die Lösung aller Probleme.“
„Aber … aber du hast mir doch mal gesagt, du dächtest nicht im Traum daran, jemals zu heiraten“, hielt sie ihm mit bebender Stimme vor.
„Das war damals. Inzwischen hat sich die Situation grundlegend geändert. Ich muss an Lilly denken. Und ihr Wohlergehen steht an oberster Stelle.“
Carrie konnte ihn nur sprachlos ansehen. Schließlich hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. „Du würdest also Lilly zuliebe heiraten?“
„Klar.“ Er schaute sie kühl an.
Damit hatte Carrie nun wirklich nicht gerechnet. Das warf ihren schönen Plan einfach über den Haufen. Vielleicht hatte Andreas sogar schon eine geeignete Kandidatin ausgemacht. Vermutlich seine aktuelle Geliebte.
Carrie stellte sich eine bildhübsche weltgewandte Frau vor. Wahrscheinlich eine Griechin, denn er wollte Lilly ja traditionell erziehen.
Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie. Schnell suchte sie Halt an der Kante der Arbeitsfläche. Reiß dich zusammen!, dachte Carrie verzweifelt. Vielleicht war Andreas’ Lösung ja das Beste für Lilly.
Trotzdem hasste sie die Frau schon jetzt, ohne sie überhaupt zu kennen. Zum ersten Mal in ihrem Leben empfand Carrie wilde Eifersucht.
Zunächst redete sie sich ein, dass dies eine völlig normale Reaktion sei. Lilly war ja praktisch so etwas wie ihr letztes Familienmitglied. Wenn Andreas heiratete, wäre kein Platz mehr für sie in Lillys Leben. Und Andreas würde sie auch nie wiedersehen!
Dieser Verlust wäre entsetzlich.
Traurig sah sie auf. „Weißt du schon, wen du heiraten willst?“, fragte sie mit versagender Stimme.
Andreas merkte ihr an, wie erschüttert sie war. Mit dieser Wendung hatte sie offensichtlich nicht gerechnet.
Hatte sie sich wirklich eingebildet, er würde sie einfach mit seiner Nichte ziehen lassen? Lilly war seine Blutsverwandte! Es kam überhaupt nicht infrage, dass dieser – wie hieß der Kerl noch? – Mike mit ihr und Lilly glückliche Familie spielte. Das könnte er nicht ertragen!
Allein die Vorstellung machte ihn wütend. „Ja, allerdings“, sagte er daher nur kurz angebunden.
„Aha. Hoffentlich kann die Frau Lilly in ihr Herz schließen.“
„Davon gehe ich aus.“
„Aber ich
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