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Wie entführt man einen Herzog?

Wie entführt man einen Herzog?

Titel: Wie entführt man einen Herzog? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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das bemerken müssen.
    Damals hatte sie sich den brillanten Redner als einen hageren alten Herrn mit grauem Haar und durchdringenden dunklen Augen vorgestellt. Der Gentleman, der am Vortag ihr Gatte geworden war, hatte nichts mit diesem Fantasiebild gemein. Er war jung, attraktiv und durchaus keine Respekt einflößende Gestalt. Ob sie es wagen konnte, ihn nach seinen politischen Ansichten zu fragen oder diese mit ihm zu diskutieren? Wohl kaum, denn welches Interesse sollte ein so wichtiger Mann an ihrer unmaßgeblichen Meinung haben?
    Sie seufzte. Konnte der gut aussehende Mann, der so betrunken gewesen war, dass er sie für einen Engel gehalten hatte, wirklich jener große Politiker sein? Die Chancen standen schlecht. Noch schlechter allerdings standen sie dafür, dass es einen zweiten Duke of Bellston gab.
    Penelope hob die Hand, um zu klopfen, als von innen eine gereizte Stimme rief: „Treten Sie endlich ein! Oder verschwinden Sie! Ich mag es nicht, wenn jemand vor meinem Zimmer herumlungert.“
    Sie biss sich auf die Unterlippe, drückte die Klinke hinunter und öffnete die Tür.
    Adam Felkirk saß auf einem Stuhl neben dem Bett und machte keine Anstalten, sich zu erheben. Stolz und selbstbewusst schaute er der jungen Dame entgegen. Kein Lächeln lag auf seinem Gesicht, keine Spur von Freundlichkeit. Und obwohl er infolge seiner sitzenden Position zu Penelope aufschauen musste, konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er voller Überheblichkeit auf sie hinabsah. Zweifellos fühlte er sich ihr aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung überlegen. Warum nur war ihr diese Arroganz am Vortag entgangen?
    Die Erklärung war einfach: Er war viel zu betrunken gewesen, um sich überheblich zu geben. Offenbar gehörte er zu jenen Männern, die sich unter dem Einfluss von starken Getränken entspannten und sich von ihrer liebenswürdigsten Seite zeigten.
    Ihr Herz machte einen Sprung, als sie bemerkte, dass ihr Gemahl jetzt, da er frisch gewaschen und rasiert war, noch anziehender wirkte als tags zuvor. Wahrhaftig, nüchtern zu sein, mochte seine Liebenswürdigkeit verringern, nicht jedoch seine Attraktivität! Mit seiner geraden Nase, dem ausgeprägten Kinn und den schön geschwungenen Lippen erinnerte sein Gesicht an das einer klassischen Statue. Das dunkle Haar glänzte, und die blauen Augen blickten keineswegs mehr so stumpf wie vor einigen Stunden. Intelligenz sprach aus ihnen und vielleicht auch eine gewisse Sinnlichkeit.
    Er war einfach überwältigend! „Euer Gnaden …“, stammelte sie.
    „Für solche Formalitäten scheint es mir etwas zu spät zu sein.“
    Jetzt, da seine Zunge ihm problemlos gehorchte, hörte auch seine Stimme sich anders an. Viel selbstsicherer und irgendwie befehlsgewohnt …
    Unwillkürlich versank Penelope in einen tiefen Knicks.
    „Lassen Sie den Unsinn! Ich kann Ihnen versichern, dass es Ihnen nicht gelingen wird, mich auf diese Art für sich einzunehmen. Ihr Diener hat mich über die gestrigen Ereignisse informiert. Die Eheschließung war offenbar allein Ihre Idee.“
    Sie nickte. „Es tut mir leid. Ich hatte doch keine Ahnung, wer Sie sind.“
    Er musterte sie eingehend. „Sie wollen also behaupten, dass Sie meinen Namen und meinen gesellschaftlichen Rang nicht kannten, als Sie mich nach Schottland brachten?“
    „Ja, das kann ich beschwören. Als Sie bewusstlos vor den Hufen meiner Pferde lagen, war ich lediglich um Ihre Sicherheit besorgt. Deshalb forderte ich Jem auf, Sie in die Kutsche zu holen.“
    „Sie haben mich also nur um meiner Sicherheit willen geheiratet?“, spottete er. „Eine ziemlich drastische Maßnahme, finden Sie nicht?“
    „Also … Heiraten wollte ich sowieso. Ich habe diese Reise unternommen, um einen Gatten zu finden.“
    „Und als Sie auf einen Duke stießen, der hilflos auf der Straße lag, dachten Sie natürlich …“
    „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich nicht wusste, wer Sie sind. Außerdem hätte ich jemanden in Ihrem Zustand auf keinen Fall einfach seinem Schicksal überlassen. Wer hätte Sie davor bewahren sollen, sich selbst Schaden zuzufügen? Sie waren so betrunken, dass Sie kaum Herr Ihrer Sinne waren.“
    „Was Sie sich zunutze gemacht haben!“
    „Ich fürchte, diesen Vorwurf kann ich nicht völlig entkräften.“ Sie senkte den Blick, fasste aber neuen Mut, als Bellston nichts weiter sagte. Schließlich griff sie nach der selbst gefertigten Heiratsurkunde. „Ich bin bereit, das Dokument zu zerreißen. Niemand

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