Wie entführt man einen Herzog?
schafzüngige Bemerkungen für spätere Gelegenheiten aufzuheben? Bestimmt wirst du eine Menge falscher Glückwünsche zu deiner Verehelichung entgegennehmen müssen.“
Nun, er hatte sie ja schon darauf hingewiesen, dass es Gerede geben würde. Und zweifellos würde der Klatsch besonders boshaft ausfallen, weil sie auf ihrer geheimnisvollen Reise nicht einen gesellschaftlichen Niemand, sondern einen Duke geheiratet hatte. Die Vorstellung dessen, was sie erwartete, machte ihr Angst.
Sie warf ihrem Gatten einen Hilfe suchenden Blick zu und stellte fest, dass Adam mit einem Mal ziemlich besorgt aussah.
„Du bist blass“, sagte er.
„Es ist nichts“, gab sie zurück. „Nur die lange Fahrt …“
„Sollen wir eine Pause einlegen?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Dann lass uns wenigstens die Plätze tauschen. Manchmal hilft es, wenn man in Fahrtrichtung sitzt.“
Ehe Penelope etwas erwidern konnte, hatte er ihre Hände ergriffen und sie von ihrem Sitz hochgezogen. Er half ihr, es sich auf der gegenüberliegenden Bank bequem zu machen.
„Danke.“ Sie schloss die Augen. Ihr war ein wenig schwindelig, aber das lag nicht an der schlechten Straße. Eben war ihr zum ersten Mal wirklich klar geworden, wie sehr ihr Leben sich durch die Hochzeit mit Adam Felkirk, Duke of Bellston, verändern würde. Täuschte sie sich, oder hatte Adam das alles längst begriffen und verhielt sich ihr gegenüber erstaunlich verständnisvoll und hilfsbereit?
Einen Moment lang wünschte sie, dicht neben ihm zu sitzen und den Kopf an seine Schulter legen zu können. Das war natürlich eine geradezu absurde Idee. Auch wenn er sich unerwartet fürsorglich zeigte, so bedeutete das doch nicht, dass er die Distanz zwischen ihnen überbrücken wollte.
Sie öffnete die Lider und betrachtete ihn. Er erschien ihr jetzt noch anziehender als zuvor. Während sie, wie Hector ihr immer wieder versichert hatte, gänzlich unattraktiv und ohne jeden gesellschaftlichen Schliff war … Unwillkürlich seufzte sie auf.
Adam, der noch immer eine ihrer Hände umfasst hielt, begann, ihre kalten Finger zu reiben. „Nicht mehr lange, dann sind wir da. Daheim kannst du etwas essen und trinken, dich ein wenig ausruhen und frische Kleider anziehen. Bestimmt geht es dir dann gleich besser.“
Das hoffe ich, dachte sie. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals schlechter gefühlt zu haben als in diesem Moment.
5. KAPITEL
Als Penelope einige Zeit später die Augen aufschlug, war die Kutsche zum Stehen gekommen, und Adam stand bereits auf der Straße. „Komm, meine Liebe“, sagte er und reichte ihr die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
Sie ließ sich von ihm helfen, obwohl sie sich über die Anrede „meine Liebe“ ärgerte. Natürlich hatte er sie nicht lieb. Sie fühlte sich verspottet.
Er bemerkte den zornigen Ausdruck ihrer Augen, erkannte sofort den Grund dafür und meinte beschwichtigend: „Wir wollen doch den Anschein erwecken, ein ganz normales Brautpaar zu sein. Schon wegen der Dienstboten … Natürlich werden sie dir gehorchen. Es wäre dumm, sich den Wünschen einer Duchess zu widersetzen. Aber es ist leichter für alle, wenn niemand etwas von unserer Abmachung ahnt.“
Das verstand sie. „Danke, Adam.“ Sie war stolz darauf, dass sein Name ihr so leicht über die Lippen kam.
Am Arm ihres Gatten stieg sie die Stufen zum Haupteingang hinauf. Ein livrierter Diener öffnete die Tür, noch ehe jemand den Klopfer betätigt hatte. Ein anderer Mann, allem Anschein nach der Butler, betrat gerade die Eingangshalle. „Euer Gnaden …“ Er verbeugte sich tief.
„Rufen Sie das gesamte Personal zusammen. Sofort!“
Der Butler verschwand, kehrte aber gleich darauf in Begleitung eines Paares zurück, in dem Penelope den Koch und die Haushälterin zu erkennen glaubte. Gleichzeitig strömten weitere Bedienstete in die Halle. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie sich ordentlich in einer Reihe aufgestellt.
Penelope begann zu zählen. Bellston House musste wirklich sehr groß sein, wenn so viel Personal benötigt wurde. Und all diesen Menschen sollte sie zukünftig Befehle erteilen? Die Vorstellung war beängstigend. Im Hause ihres Bruders hatte es nur vier Angestellte gegeben. Aber natürlich durfte eine Duchess sich ihre Angst nicht anmerken lassen.
Ihr Gatte ließ den Blick über die versammelten Männer und Frauen gleiten. „Ich habe Sie zusammenrufen lassen“, begann er mit fester Stimme, „weil ich eine Ankündigung zu
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