Wie entführt man einen Herzog?
wirkte.
„Wir werden London so bald wie möglich verlassen und natürlich auch deine Bücher mitnehmen. Wenn wir uns erst aufs Land zurückgezogen haben, wird man sicher rasch aufhören, über uns zu reden. Später, wenn die Sitzungsperiode beginnt, beabsichtige ich, meinen Platz im House of Lords wieder einzunehmen. Solltest du lieber in Bellston Manor bleiben, brauchst du nicht mit mir nach London zu kommen.“
Sie suchte nach Einwänden gegen das, was er gesagt hatte, fand aber keine, die sie guten Gewissens vorbringen konnte. Es behagte ihr nicht, dass er so über sie verfügte. Aber sie wusste sehr wohl, dass es sein Recht war. Eigentlich hatte sie geplant, sich nach der Eheschließung von ihrem eigenen Geld ein kleines Haus zu kaufen und ein bescheidenes Leben zu führen. Das wäre ihr lieber gewesen als mit ihrem Gatten auf einem großen Landsitz in einem Herrenhaus zu wohnen. Aber wenn er ihr ihre Bücher ließ …
Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Du bist doch damit einverstanden?“
„Ja, es erscheint mir zufriedenstellend.“
Zu ihrem Erstaunen brach er in amüsiertes Lachen aus. „Zufriedenstellend? Ich kann dir versichern, dass es zwar reichere Ländereien und prachtvollere Häuser gibt als meine, aber der Bellston-Besitz ist gewiss mehr als zufriedenstellend.“
Sie nickte stumm. Und da Adam keine Anstalten machte, die Unterhaltung fortzusetzen, richtete Penelope den Blick auf das Fenster der Kutsche, vor dem die Landschaft vorbeizog.
Als Duchess würde sie also Herrin großer Ländereien sein. Schade, dass sie vergessen hatte, sich zu erkundigen, in welchem Teil des Königreichs der Besitz lag. Jetzt wagte sie nicht mehr, danach zu fragen. Adam musste sie sowieso für eine dumme Frau ohne gesellschaftlichen Schliff halten.
Nun, wenn sie erst in London war, würde sie die notwendigen Informationen einholen, ohne dass er davon erfuhr. Hoffentlich dachte er jetzt nicht, sie würde sich nicht für seine Lebensumstände interessieren.
Himmel, verheiratet zu sein, ist wesentlich komplizierter, als ich angenommen habe!
Ihr Gatte räusperte sich. „Hat dein Bruder den väterlichen Betrieb übernommen? Dieser Dienstbote, Jem heißt er wohl, erwähnte, dass dein Vater sein Vermögen als Drucker gemacht hat. Daher dachte ich …“ Er zuckte die Schultern. Offensichtlich war es ihm ebenso unangenehm wie Penelope, dass sie so wenig übereinander wussten.
Lächelnd wandte sie sich ihm zu. „Die Druckerei, ja … Mein Vater ist in seiner Arbeit aufgegangen. Jeder noch so kleine Auftrag war ihm wichtig, aber seine besondere Liebe galt den Büchern. Er war ein begeisterter Leser. Besonders hat er die griechischen Klassiker geschätzt. Deshalb sind mein Bruder – er heißt Hector – und ich auch nach antiken Gestalten benannt. Vater hat immer gesagt, dass eine gute Erziehung viel dazu beitragen könne, die Menschen einander gleichzumachen.“
Adam runzelte die Stirn. „Nur gut, dass mangelnde Bildung die Menschen einander keineswegs immer gleichmacht. Mich hat man von der Universität in Oxford geworfen. Aber auf meine gesellschaftliche Stellung hat das glücklicherweise keinen Einfluss gehabt.“
Zu gern hätte sie erfahren, warum man ihn hinausgeworfen hatte, aber sie fürchtete, aufdringlich zu erscheinen, wenn sie nachfragte. Ähnelte er womöglich ihrem Bruder, der kein Interesse daran hatte, sein Wissen zu vergrößern? Aber hätte er sich dann nicht längst lustig gemacht über ihren Plan, Homers ‚Odyssee‘ neu zu übersetzen?
„Die Ehe allerdings kann Menschen einander auch gleichmachen“, stellte er fest.
Spielte er damit auf ihren gesellschaftlichen Aufstieg an? Das hätte sie als unfair empfunden. Also gab sie rasch zurück: „Da hast du recht. Sobald wir bei meiner Bank alles geregelt haben, wird dein Vermögen genauso groß wie meines sein.“
Zornig blitzten seine Augen auf. Schon rechnete Penelope damit, getadelt zu werden. Aber stattdessen begann es um seine Mundwinkel zu zucken. Und plötzlich sah sie sich dem fröhlichen charmanten Mann gegenüber, den sie auf dem Weg nach Gretna Green kennengelernt hatte.
„Wie schlagfertig!“, lobte er. „Bei Jupiter, vermutlich sollte ich mich darauf einstellen, dass ich von meinen Freunden ähnliche Kommentare zu hören bekomme, wenn sie erst von den Umständen unserer Hochzeit erfahren. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, solche Worte aus dem Munde meiner Gattin zu vernehmen. Darf ich dir raten, dir so
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