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Wie entführt man einen Herzog?

Wie entführt man einen Herzog?

Titel: Wie entführt man einen Herzog? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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Schuhe, die paarweise auf dem Boden des Schranks standen, waren auf Hochglanz poliert. Es gab nichts übertrieben Modisches. Doch alles schien von solider Qualität zu sein.
    Ihr Gatte hatte einen guten Schneider, aber er war kein Dandy. Die finanzielle Krise, von der er gesprochen hatte, war demnach nicht auf übermäßige Ausgaben für Kleidung zurückzuführen.
    Hinter ihr räusperte sich jemand. Penny fuhr herum. In der Tür stand Adam. „Verzeihung“, sagte er, „ich habe geklopft. Als du nicht reagiert hast, dachte ich …“
    Sie war ihm dankbar, dass er sie nicht wegen ihrer Schnüffelei zur Rede stellte. „Ich bin fertig“, gab sie zurück.
    „Dann würde ich mich jetzt gern auch umziehen.“
    „Natürlich. Ich warte unten auf dich. Im meinem Salon?“
    „Ja, danke.“ Er zog den Rock aus, noch ehe Penelope das Zimmer verlassen hatte.
    Eigentlich hätte er gern nach seinem Kammerdiener geläutet. Ohne dessen Hilfe auszukommen war mühsam. Aber er hatte dem Mann genau wie allen anderen Bediensteten freigegeben, und er stand zu dieser Entscheidung. Die Geste würde dafür sorgen, dass das Personal die neue Duchess akzeptierte. Man würde weniger über die unerwartete Eheschließung reden, als über die Großzügigkeit des Brautpaars. Dafür lohnte es sich schon, ein paar Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen.
    Er trat an seinen Schrank, um frische Kleidung herauszunehmen.
    Die offen stehende Tür erinnerte ihn daran, dass er seine Gattin beim Schnüffeln erwischt hatte. Seltsamerweise machte der Gedanke ihn nicht zornig. Im Gegenteil, es gefiel ihm, dass Penelope eine gesunde Neugier an den Tag legte. Ob sie angenommen hatte, zwischen seinen Hosen und Hemden auch die Kleider einer früheren Ehefrau zu finden? Nun, er hatte – bildlich gesprochen – keine Leichen im Keller.
    Doch wie stand es um seine Gemahlin? Was mochte sie vor ihm verbergen?
    Er schämte sich nicht, als er ihre Reisekiste öffnete und begann, den Inhalt zu untersuchen. Zwei Nachthemden, etwas Unterwäsche, einige Kleider, ein warmer Umhang. Alles war sorgfältig zusammengelegt, obwohl Penelope doch ohne Zofe unterwegs gewesen war. Aber was war das ganz unten auf dem Boden der Kiste?
    Bücher! Homer, Ovid und ein in Leder gebundenes Buch mit Gedichten. Das war eindeutig nicht die Lektüre einer oberflächlichen Frau. Offenbar hatte seine Braut nicht gelogen, als sie behauptete, sich dem Studium der antiken Schriftsteller zu widmen.
    Zufrieden legte Adam alles ordentlich zurück und begab sich in den Rosa Salon, wo er seine Gattin in ein Buch vertieft vorfand.
    „Du hast etwas zu lesen gefunden?“
    „Auf dem Regal lagen einige Romane des Minerva-Verlags. Romantische und übertrieben dramatische Geschichten, nichts Ernsthaftes. Aber die Bücher passen sehr gut zum Stil dieses Zimmers.“
    „Ich habe sie nicht gekauft!“, versicherte er, erschrocken darüber, dass es so etwas überhaupt unter seinem Dach gab.
    „Das ist beruhigend.“ Ihre Augen blitzten amüsiert auf. „Denn sonst hätte ich unsere Abmachung noch einmal gründlich überdenken müssen. Solltest du allerdings tatsächlich eine Vorliebe für alles Melodramatische haben, dann wirst du wahrscheinlich auf deine Kosten kommen, wenn wir meine Bank aufsuchen.“
    Wie sich herausstellte, war der Besuch in der Bank wirklich höchst unterhaltsam.
    Der Duke of Bellston und seine Gattin hatten das Gebäude kaum betreten, als sich ihnen einer der Angestellten näherte, Penelope mit allen Anzeichen der Hochachtung begrüßte und sie mit ihrem Begleiter in ein Büro führte, in dem sie ihr Anliegen vorbringen konnte.
    Wenig später betraten zwei Bankiers den Raum, denen Penelope ohne Umschweife mitteilte, dass sie geheiratet habe und dass alles Geschäftliche von nun an mit ihrem Gemahl geregelt werden müsse.
    Der schockierte Gesichtsausdruck der Männer amüsierte Adam sehr.
    Zunächst brachte keiner der Bankiers auch nur ein Wort über die Lippen. Schließlich begann der Ältere zu sprechen. Nachdem er dem Duke einen misstrauischen Blick zugeworfen hatte, erklärte er, dass es sehr unklug sein könne, überstürzt zu heiraten. Er betonte, wie gefährlich es für eine Dame sei, an einen Mitgiftjäger zu geraten, und schloss mit den Worten: „Haben Sie Ihren Bruder in dieser Angelegenheit um Rat gefragt, Miss Winthorpe?“
    Adam beobachtete, wie seine Braut scheinbar aufmerksam und respektvoll zuhörte. Da er sie inzwischen ein wenig kannte, nahm er an, dass ihre demütige

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