Wie entführt man einen Herzog?
trotz der unpassenden Möblierung war ihr gleich aufgefallen, wie viel Platz sie hier haben würde, mehr als in ihrem Elternhaus.
„Das freut mich. Richte dich also ein, wie es dir gefällt. Ich bin immer davon ausgegangen, dass meine zukünftige Gattin dieses Zimmer neu dekorieren würde. Du kannst auch alles andere ändern, was dir nicht gefällt. Das steht dir als neue Hausherrin zu. Nur …“, er machte eine kurze Pause, „… was meine Privatgemächer betrifft, so möchte ich gern, dass sie so bleiben, wie sie sind.“
„Natürlich. Im Übrigen kam mir die Einrichtung der anderen Räume elegant und praktisch vor. Es ist nicht meine Art, etwas zu verändern, solange keine Notwenigkeit dafür besteht.“ Bewusst überging sie die Tatsache, dass alle Neuerungen von ihrem Geld hätten bezahlt werden müssen. „Hier allerdings …“, mit einer ausholenden Geste wies sie auf die goldenen und rosafarbenen Möbelstücke, „… muss etwas passieren!“
„Du brauchst nur zu sagen, was du benötigst.“ Adam schien erleichtert zu sein. Vielleicht hatte er befürchtet, sie würde sein Stadthaus in eine riesige Bibliothek verwandeln wollen. Jedenfalls machte er nun den zufriedenen Eindruck eines Mannes, der die ersten Krisen des Ehelebens erfolgreich gemeistert hatte. „Lass uns nach oben gehen und die Schlafzimmer begutachten“, schlug er vor.
Er führte sie eine geschwungene Treppe hinauf, wandte sich nach links und öffnete eine Tür. „Dein Schlafzimmer samt Ankleideraum und einer Kammer für deine Zofe.“
Es roch muffig. Penny krauste die Nase. Offenbar war hier lange nicht mehr gelüftet worden. Und kalt war es auch. Die ungenutzten Räume hatte man natürlich nicht geheizt.
„Ich fürchte“, stellte Adam fest, „dass ich voreilig gehandelt habe, als ich dem Personal freigab. Hier gäbe es einiges zu tun. Und wir können nicht einmal einen der Bediensteten damit beauftragen, Feuer zu machen.“ Nervös schaute er sich um. Schließlich schritt er rasch auf eine Tür zu und riss sie auf. „Ah, hier ist dein Gepäck! Der Hausknecht hat es in mein Zimmer gebracht. Er hat wohl angenommen …“ Er wandte sich um und zuckte hilflos die Schultern. „Es ist nicht so, wie du vielleicht glaubst …“
Was beunruhigt ihn mehr, fragte Penelope sich, dass ich nun möglicherweise annehme, er habe dies alles geplant, oder dass sein Personal glaubt, er wolle das Bett mit mir teilen? „Mach dir keine Sorgen“, sagte sie, „wir werden eine Lösung finden.“
„Selbstverständlich. Möchtest du dich umkleiden? Du kannst mein Zimmer benutzen. Dort ist es warm, und ein Krug mit Wasser steht bereit. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du nach einem der Mädchen läuten. Das heißt … Verflixt! Es ist niemand da außer mir, aber ich bin natürlich gern bereit …“ Er verstummte.
Sie versuchte sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, wenn seine Hände ihren Rücken berührten, weil er ihr beim Aufknöpfen des Kleides half. „Nein, danke“, stieß sie hervor, „ich bin daran gewöhnt, ohne Zofe auszukommen. Gibst du mir bitte ein paar Minuten Zeit?“
Er nickte ihr zu und verließ den Raum. Rasch wandte Penelope sich der Reisekiste zu, die auf dem Boden stand, und holte ein sauberes Kleid sowie frische Unterwäsche heraus. Um die Knöpfe ihres Reisekostüms zu öffnen, benötigte sie mehrere Minuten. Dann wusch sie sich in aller Eile, zog sich um und fuhr sich mit der Bürste durchs Haar. Das musste genügen.
Dennoch fühlte sie sich unsicher, als sie einen Blick in den Spiegel warf. Alles war so verwirrend. Der Betrunkene, den sie im Straßenschmutz liegend gefunden hatte, war ihr leichtsinnig, unordentlich und charmant, aber auch beinahe mittellos erschienen. Doch nun hatte sich herausgestellt, dass er wohlhabend war und der besten Gesellschaft angehörte. Außerdem wirkte sein Zimmer sehr ordentlich. War das nur auf den Fleiß gut geschulten Personals zurückzuführen? Oder hatte sie Adam insgesamt falsch eingeschätzt?
Ihr fielen wieder die Fantasien einen, denen sie sich hingegeben hatte, wenn sie Bellstons in der Zeitung abgedruckte Reden studierte. Was sein Aussehen anging, hatte sie völlig falschgelegen. Ihre Vorstellung von seinen Lebensumständen kam der Wahrheit allerdings recht nahe. Doch selbst das hatte nichts Beruhigendes.
Einem plötzlichen Impuls folgend trat sie an Adams Kleiderschrank und öffnete die Tür. Hosen, Mäntel, Hemden, Westen und Röcke hingen ordentlich aufgereiht. Die
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