Wie entführt man einen Herzog?
verhalten, erst in der Bank und dann im Hause ihres Bruders. Hector gegenüber hatte er unverblümt ihre Partei ergriffen. So unterstützt zu werden war eine neue Erfahrung für sie, eine wunderbare Erfahrung, auf die sie nicht verzichten wollte.
Andererseits war da seine seltsame Beziehung zu Clarissa … Penelope zweifelte nicht daran, dass Adam seinen besten Freund hintergangen hatte. Das legte den Schluss nahe, dass er auch sie früher oder später hintergehen würde. Sicher, sie hatten sich darauf geeinigt, dass ihre Ehe nur auf dem Papier bestehen sollte. Aber schon jetzt waren ihre Gefühle für ihn viel tiefer, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Sie seufzte. Wie lange würde sie sich damit zufriedengeben können, in aller Ruhe ihren Studien nachzugehen?
Sie zuckte zusammen, als ihr Gatte die Tür aufriss und mit großen Schritten auf sie zukam. Er schien zornig zu sein.
„Ich möchte mit dir über das sprechen, was eben passiert ist.“
„Es ist nichts passiert, oder?“ Sie hob die Augenbrauen.
„Nichts, außer dass wir für neuen Klatsch gesorgt haben.“
„Wir? Inwiefern?“ Sie wusste, dass sie jetzt eigentlich hätte beginnen müssen zu zählen. Aber stattdessen ging ihr Temperament mit ihr durch. „Ich glaube, du warst es, der unwidersprochen hingenommen hat, dass die Ehe mit mir deine finanziellen Probleme löst.“
Schuldbewusst senkte er den Kopf. „Ich habe mich ungeschickt benommen, das stimmt. Aber …“
„Aber da es unmöglich ist, meine Herkunft oder meine Schönheit zu loben, wolltest du wenigstens mit meinem Reichtum auftrumpfen.“
„Das stimmt nicht! Im Gegenteil, es kränkt mich in meinem Stolz, wenn man annimmt, ich hätte des Geldes wegen unter meinem Stand geheiratet.“
„Unter deinem Stand?“ Ihre Augen sprühten Funken. „Als wir uns trafen, lagst du vor meiner Kutsche im Dreck. Und da wagst es, auf mich hinabzuschauen?“
„Ich schaue nicht auf dich hinab!“, widersprach er. „Aber es ist nicht gerade angenehm für mich, an eine Gattin gebunden zu sein, die nicht einmal versucht, ihren Abscheu vor zu mir zu verbergen.“
„Du meinst, ich verabscheue dich? Wie kommst du darauf?“
„Heute Morgen hast du dich geweigert, meine Hand zu nehmen. Und auch jetzt warst du sehr abweisend. Dabei dachte ich, wir würden überraschend gut miteinander auskommen. Fest steht, dass ich beabsichtige, dich freundlich und mit Respekt zu behandeln. Von dir erwarte ich allerdings das Gleiche. Ich habe keine öffentliche Zurückweisung verdient, nachdem ich dir beispielsweise die Verfügungsgewalt über dein Konto eingeräumt habe.“
„Das war wirklich großzügig von dir“, gestand sie ein.
„Dann kann ich mich also darauf verlassen, dass du in Zukunft nicht mehr vor aller Augen vor mir zurückschreckst?“
„Was wirfst du mir vor? Ich verstehe nicht …“
„Dass du mit deinem Benehmen allen zeigst, wie unangenehm es dir ist, von mir berührt zu werden.“
„Aber das stimmt doch nicht!“
Er griff nach ihren Fingern – und prompt entzog sie sich ihm.
„Du hast recht, mein Schatz“, erklärte er mit einem kalten Lächeln. „Man sieht deutlich, wie sehr du meine Nähe schätzt. Glaubst du etwa, unsere Gäste hätten nicht bemerkt, wie du zusammengezuckt bist, als ich dir die Hände auf die Schulter legte?“
„Wir haben aber doch beschlossen …“
„… getrennte Wege zu gehen. Ja. Trotzdem bin ich davon ausgegangen, dass du nicht aller Welt zeigst, wie es um unsere Ehe steht.“
„Ich kann nur wiederholen, dass ich dich nicht verabscheue.“ Auch wenn manches sicher einfacher wäre, wenn ich dich nicht so anziehend fände …
„Dann nimm meine Hand!“ Er hielt sie ihr hin.
Sie schluckte.
„Nun?“
Sie konnte sich nicht dazu überwinden, seiner Aufforderung nachzukommen. Sein Tadel hatte sie gekränkt, und zudem war die Erinnerung an Clarissa viel zu gegenwärtig.
„Ich werde dich nicht mit meiner Aufmerksamkeit belästigen, wenn wir daheim sind“, erklärte Adam. „Doch in der Öffentlichkeit sollten wir das Bild eines zufriedenen Paares abgeben. Das ist mir wichtig. Deshalb wirst du lernen müssen, dich nicht dagegen zu wehren, dass ich dich hin und wieder berühre.“
Sie senkte den Kopf.
„Es wäre auch hilfreich, wenn du mir gelegentlich ein Lächeln schenken würdest.“ Er schaute ihr fest in die Augen und hob die Hand wie zum Schwur. „Ich verspreche, dass ich dich mit der Achtung behandeln werde, die du als meine
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