Wie entführt man einen Herzog?
ein durchaus passendes Symbol für unsere Abmachung ist.“
„Penny“, Adams Stimme klang jetzt ungeduldig, „ich möchte nicht, dass meine Freunde glauben, ich würde das Sakrament der Ehe mit einem zu einem Ring gebogenen Nagel besiegeln. Nimm also endlich den richtigen Ring an, und trage ihn heute Abend.“
„Wenn du darauf bestehst.“ Sie nahm die Schatulle und öffnete sie. Auf einem winzigen Samtkissen lag ein schwerer mit Smaragden und Diamanten besetzter Goldring.
Mit einem Schlag war Adams Zorn verflogen. Seine Gattin war wirklich anders als andere Frauen. Welches weibliche Wesen – und sei es auch noch so reich – hätte derart standhaft der Versuchung widerstehen können, ein Schmuckstück als Geschenk anzunehmen? „Darf ich dir den Ring anstecken?“
Sie hielt ihm die Hand hin, und er schob ihr das Schmuckstück über den Finger.
Es sah irgendwie lächerlich aus.
„Er passt nicht zu mir. Er ist viel zu groß.“
„Wir lassen ihn morgen kleiner machen.“
„Das ist nicht nötig. Der Durchmesser stimmt. Aber sieh doch, wie wuchtig er an meiner Hand wirkt.“
„Er hat meiner Mutter gehört. Und die hat ihn von meiner Großmutter bekommen.“
„Wahrscheinlich würde er besser zu mir passen, wenn ich deine Mutter wäre“, meinte Penny unerwartet schnippisch. „Ich bin aber deine Frau.“
„Allerdings! Und da du meine Frau bist, bist du auch die Duchess of Bellston. Deshalb wirst du einen Ring in den Farben der Familie tragen: Smaragdgrün und Gold.“
Sie beschloss, ihre Taktik zu ändern. „Hat deine Mutter ihn bei der Arbeit abgenommen? Es wäre zu schade, wenn er beschädigt würde, nicht wahr?“
„Bei der Arbeit?“
„Ja, du hast mich schon richtig verstanden.“
„Meine Mutter hat nicht gearbeitet.“
„Aber ich arbeite, wie du dich vielleicht erinnerst.“ Sie nahm den Ring ab und hielt ihn Adam hin. „Ich möchte ihn nicht mit Tinte verschmutzen. Ich möchte auch nicht riskieren, mit ihm an einer Buchseite hängen zu bleiben. Er ist einfach zu unpraktisch.“
„Er wurde nicht angefertigt, um praktisch zu sein.“
„Nun, ich lege Wert auf praktische Dinge.“
„Das stimmt.“ Adam seufzte.
„Hast du noch andere Ringe?“, meinte Penelope versöhnlich. Sie warf einen nachdenklichen Blick auf die Schatulle. Unter dem kleinen Samtkissen befanden sich bestimmt noch weitere Schmuckstücke. „Möglich, dass wir einen Kompromiss schließen können.“
Adam legte ein paar Broschen, Ohrstecker und Ringe vor sich auf die Kommode. „Der größte Teil des Familienschmucks befindet sich in Bellston Manor.“
Penelope entdeckte einen schmalen Goldreif, der sogar ihr als ungeeignet für eine Duchess erschien, und dann einen silbernen Ring mit einem Mondstein, der ihre Augen aufleuchten ließ. Sanft fuhr sie mit der Fingerspitze über den schimmernden Stein. „Darf ich diesen nehmen?“
„Du entscheidest dich für Silber?“ Adam fragte sich, wie dieses nicht besonders wertvolle Stück in die Schatulle seiner Mutter geraten sein mochte. Es entsprach so gar nicht ihrem Stil. Aber zu Penny würde es hervorragend passen. Er lächelte ihr zu.
Sie schob den unauffälligen Ring über den Finger. „Wie schön …“, murmelte sie. Tatsächlich schien er die Eleganz ihrer Kleidung zu betonen.
„Ja, du hast eine gute Wahl getroffen. Dem Himmel sei Dank, dass du nicht aus purer Dickköpfigkeit darauf bestanden hast, den verbogenen Nagel zu tragen.“
Sie lachte. „Im Allgemeinen bin ich nicht boshaft, oder? Ich bin sogar bereit, bei offiziellen Anlässen den Smaragd zu nehmen. Heute aber möchte ich mich nicht mehr von dem Mondstein trennen. Ansonsten werde ich alles tun, was du von mir verlangst – vorausgesetzt, es bleibt dabei, dass wir die Stadt morgen verlassen.“
„Ja, morgen brechen wir auf nach Bellston Manor. Ich hoffe, du bist nicht zu enttäuscht von meinem Landsitz. Ich habe dir ja erzählt, dass ein Teil des Gebäudes einem Brand zum Opfer gefallen ist. Aber die Wirtschaftsräume sowie die Bibliothek sind nicht beschädigt worden. Auch die Salons und die Schlafzimmer sind zum Glück bewohnbar.“
Als er Schlafzimmer sagte, überzog eine leichte Röte Penelopes Wangen. Wahrhaftig, an diesem Abend sah sie bezaubernd aus! „Komm, mein Schatz, wir wollen uns zum Ballsaal begeben und unsere Gäste erwarten.“
Es war ungewöhnlich und nicht besonders praktisch, einen Ballsaal im zweiten Stock eines Stadthauses unterzubringen. Aus den Fenstern allerdings
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