Wie entführt man einen Herzog?
Kleid, das neu zu sein schien. Es war elegant, ohne übertrieben modisch zu wirken, und stand ihr sehr gut. Ob sie sich freuen würde, wenn er ihr ein Kompliment machte?
Sie legte das Buch, in das sie vertieft gewesen war, zur Seite, schob die Brille zurecht und musterte ihn kühl.
„Ich wollte nachfragen, wie es mit den Vorbereitungen für den Ball vorangeht.“
„Gut. Wir haben schon die ersten Antworten auf die versandten Einladungen erhalten. Getränke und Lebensmittel sind bestellt. Der Saal ist gründlich geputzt worden.“
„Dann wird dir das alles also nicht zu viel? Notfalls könnten wir den Ball noch absagen.“
Hatte er den Verstand verloren? Penny schüttelte fassungslos den Kopf. „Nachdem das meiste erledigt ist, möchtest du alles rückgängig machen?“
„Nein. Es ist nur …“
„Es ist ganz unmöglich, die Pläne jetzt noch zu ändern. Wirklich, Adam, ich hätte dich für vernünftiger gehalten!“
Ihr Zorn traf ihn unvorbereitet, und es kostete ihn einige Mühe, ruhig zu bleiben. „Natürlich möchte ich dir nicht noch mehr Arbeit auflasten. Glaub mir, ich bedaure, dass ich den Entschluss zu diesem Ball gefasst habe, ohne zuvor mit dir darüber zu sprechen. Ich hätte mehr Rücksicht auf deine Wünsche und Gefühle nehmen sollen.“
„Ich nehme deine Entschuldigung an.“ Penny wandte sich wieder ihrem Buch zu.
„Dein Bruder war hier.“
Sie fuhr herum. „Hector? Was wollte er?“
„Er wollte mir mitteilen, dass er unsere Einladung nicht annimmt. Du seist nicht in der Lage, an einem Ball oder irgendeinem anderen gesellschaftlichen Ereignis teilzunehmen. Deshalb sei es grausam von mir, dich dazu zu zwingen.“
Penelope lachte, aber es klang weder amüsiert noch selbstbewusst. „Wie bedauerlich, dass ich ihm nicht selbst sagen konnte, wie sehr sein Vertrauen in meine Fähigkeiten mich von jeher gerührt hat.“
„Was hat ihm dieses seltsame Bild von dir vermittelt? Was ist während deiner Saison geschehen?“
„Nichts.“ Sie zuckte die Schultern.
„Penny?“
Schweigen.
„Ich möchte die Wahrheit erfahren. Ich weiß, dass du weder ein Dummkopf noch ein geistig kranker Mensch bist. Gerade deshalb muss ich wissen, was sich damals zugetragen hat.“
Sie seufzte. „Also gut. Solange ich denken kann, habe ich Bücher geliebt. Mein Vater hat mich darin unterstützt. Meine Mutter, die einzige Tochter eines Baronets, ist früh gestorben. So kam es, dass ich wenig Kontakt zu Gleichaltrigen hatte. Mit achtzehn sollte ich, wie es sich gehört, in die Gesellschaft eingeführt werden. Natürlich fehlte mir jegliche Erfahrung im Umgang mit Menschen. Eine Gesellschafterin wurde engagiert, die leider wenig über die herrschende Mode und die Vorlieben junger Mädchen wusste. Ich fürchte, sie war mir keine große Hilfe …“
„Du wurdest also unter denkbar ungünstigen Umständen in die Gesellschaft eingeführt. Trotzdem denke ich, dass du einen passenden Bräutigam hättest finden können.“
„Oh, ich hatte eine Menge Bewunderer – was sicher weniger an meinem Charme als an meinem beachtlichen Vermögen lag. Papa warnte mich vor den Mitgiftjägern, aber er ermutigte auch einige meiner Verehrer. Einer von ihnen gefiel mir so gut, dass ich mich bald auf die Treffen mit ihm freute. Es war wunderbar, mit ihm zu tanzen …“ Ihre Stimme erstarb.
Sie war verliebt damals, dachte Adam. Und etwas wie Eifersucht regte sich in ihm.
„Und dann“, fuhr Penny fort, „hörte ich eines Tages zufällig, wie dieser junge Mann sich mit einer meiner vermeintlichen Freundinnen unterhielt. Er gestand ihr seine Liebe und bat um Verständnis dafür, dass er mich wegen meines Geldes zur Frau nehmen würde.“
Arme Penny …
„Wenn ich vernünftig gewesen wäre, hätte ich mich ruhig verhalten. Ich hätte die Verbindung zu ihm abbrechen und beginnen können, nach einem wirklich netten Bräutigam zu suchen. Stattdessen schrie ich ihn vor allen Anwesenden an, warf ihm seine Falschheit vor, stürzte schließlich aus dem Raum und nahm nie wieder eine Einladung an. Hector hat mir das niemals verziehen. Er war der Meinung, ich hätte Schande über die Familie gebracht. Vielleicht hatte er ja sogar recht. Ich bin einfach zu impulsiv.“
Adam war außer sich vor Zorn. Am liebsten hätte er erst den untreuen Verehrer und dann Hector verprügelt.
„Jedenfalls habe ich meine Lektion gelernt. In unserer Ehe gibt es keine großen Gefühle. Und das ist gut so. Aber wir werden, um den Schein zu wahren,
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