Wie entführt man einen Herzog?
diesen Ball geben und uns als glückliches Paar präsentieren.“
Einen Moment lang glaubte Adam, Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. Er griff nach Pennys Hand und drückte sie tröstend. „Ich wünschte, ich hätte nie etwas von einem Ball erwähnt! Es war nicht meine Absicht, dich zu etwas zu drängen, was schlimme Erinnerungen in dir wachruft. Allerdings …“, plötzlich kam ihm eine Idee. „Was hältst du davon, auf dem Ball unseren zeitweiligen Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben anzukündigen? Wir werden auf meinen Landsitz übersiedeln. Deine Bücher könnten wir vorausschicken.“
„Das wäre wundervoll! Können wir gleich am Tag nach dem Ball abreisen?“
„Wenn es dein Wunsch ist“, gab er lächelnd zurück.
11. KAPITEL
Der Abend des Balls war gekommen, und Adam hoffte, dass seine Gattin dem Ereignis gelassen entgegensah. Er selbst nämlich war nervös genug für beide.
Natürlich würde Clarissa zu den Gästen gehören. Ein Zusammentreffen mit ihr ließ sich nicht vermeiden. Überhaupt war es schwierig, ihr aus dem Weg zu gehen, wenn er sich nicht auch von Tim abwenden wollte – was ganz undenkbar war. Schließlich waren sie seit ihrer Kindheit befreundet.
Adam kam sich wie ein Betrüger vor. Sah man ihm an, was er seinem Freund in der Vergangenheit angetan hatte? Er starrte in den Spiegel.
Als sich jemand hinter ihm räusperte, fuhr er herum. Penelope stand an der Tür. Eine veränderte Penelope. Sie trug ein blassgrünes Abendkleid, das ihrer Erscheinung etwas Elfenhaftes gab. Ja, mit ihrem silbrig glänzenden Haar und der hellen, beinahe durchscheinenden Haut sah sie aus wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
„Oh …“, murmelte Adam und stellte fest, dass er einen Moment lang den Atem angehalten hatte. Warum war ihm nicht eher aufgefallen, wie schön seine Gattin war? Jetzt kam sie auf ihn zu, und im Licht der Kerzen veränderte sich die Farbe der Robe, die sich in weichen Falten an ihren Körper schmiegte. Einen Augenblick lang wirkte alles an ihr wie aus Silber. Sogar ihre Brille, die ihm anfangs so unweiblich und unattraktiv erschienen war, passte perfekt in das märchenhafte Bild.
Seine Freunde würden Penelope sicher nicht als Schönheit rühmen. Zu sehr unterschied sie sich von den Damen, die stets Bewunderung auf sich zogen. Doch was die anderen sagten, war ihm plötzlich gleichgültig. Er wollte nur auf die Stimme seines Herzens hören. Penny sah genauso aus, wie es zu ihr passte und wie sie ihm am besten gefiel. Sein Herz schlug mit einem Mal schneller, und das Bedürfnis, sie zu beschützen, überkam ihn mit unerwarteter Macht.
Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und fragte: „Ist alles in Ordnung?“
„Ja.“ Er lächelte. „Du siehst hinreißend aus.“
„Du Lügner!“
Er bemerkte, dass ihre Wangen sich gerötet hatten. „Keineswegs! Diese Robe erinnert mich ein bisschen an die alten Griechen. Odysseus’ Gattin Penelope könnte ein solches Gewand getragen haben. Es passt also wunderbar zu dir. Bist du bereit, unsere Gäste zu begrüßen?“
Sie nickte, doch ein gehetzter Ausdruck trat in ihre Augen.
„Mein Liebe, jetzt lügst du.“
„Ich bin bereit“, wiederholte sie.
„Hm … Ich glaube, da fehlt noch etwas.“ Er öffnete die Schublade seiner Kommode und holte eine kleine Schatulle heraus. „Eigentlich wollte ich es dir schon früher geben, doch immer kam etwas dazwischen. Es hätte dir bereits bei unserer Vermählung zugestanden.“
Penelope machte keine Anstalten, das Geschenk anzunehmen.
„Es ist dein Hochzeitsring.“
„Aber das ist nicht nötig!“
„Da bin ich anderer Ansicht. Zu einer richtigen Ehe gehört ein richtiger Ehering.“
„Du hast es also vergessen?“ Sie seufzte. „In Gretna hast du mir bereits einen Ring gegeben. Ich trage ihn meistens bei mir.“ Sie holte den zu einem Kreis gebogenen Nagel aus einer verborgenen Tasche ihres Kleides und schob ihn auf den Ringfinger. „Er gehörte zu einem Hufeisen. Und Hufeisen gelten doch als Glücksbringer.“
Entsetzt starrte Adam auf ihre Hand. „Nimm das sofort ab!“
„Gleich. Er ist sowieso viel zu unbequem.“
„Gib ihn mir, damit ich ihn fortwerfen kann.“
„Nein!“
„Aber das ist scheußlich!“
„Es ist ein Geschenk, das ich behalten möchte. Geschenke verlangt man nicht zurück!“
„Bei Jupiter, ich wusste nicht, dass ich so betrunken war! Niemals hätte ich dir etwas so … Unpassendes geben dürfen.“
„Ich finde, dass dieser Ring
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