Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie entführt man einen Herzog?

Wie entführt man einen Herzog?

Titel: Wie entführt man einen Herzog? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
Vom Netzwerk:
Nebenzimmer zu geben.
    „Wo wirst du schlafen, Adam?“
    Er senkte den Blick. „Das weiß ich noch nicht genau. Tatsächlich habe ich eine Zeit lang hier übernachtet. Der Raum, den ich davor benutzt habe, ist nicht weit entfernt. Dort!“ Er ging zur Tür schräg gegenüber und stieß sie auf. Ein unangenehmer Geruch nach verbranntem Holz stieg Penelope in die Nase.
    „Wir sind jetzt schon nah bei der Brandstelle. Doch glücklicherweise riecht man das in deinem Zimmer nicht.“
    Mit einem Mal wirkte er so bedrückt, dass Penelope beschloss, ihre Erschöpfung einfach zu ignorieren. „Du hast nie erzählt, was genau geschehen ist“, sagte sie.
    Adam straffte die Schultern. „Gehen wir bis zum Ende des Flurs!“ Dort öffnete er eine große Doppeltür.
    „Oh!“ Penelope sah verkohlte Fußbodenbretter, von Ruß verschmierte riesige Fenster, die verbrannten Reste einer Galerie, die einst um den Raum herumgeführt hatte. Es stank nach kaltem Rauch. „Oh …“, wiederholte sie.
    „Der Ballsaal. Es passierte nach einem Fest. Ein Kerzenständer fiel um.“ Er schluckte. „Es war meine Schuld. Und es ist mir lieber, wenn du die Wahrheit nicht von anderen erfährst. Also: Die meisten Gäste waren bereits gegangen. Clarissa und ich suchten nach einem Platz, wo wir allein sein konnten. Sie zog mich auf die Empore, auf der die Musiker gespielt hatten, hinter den geschlossenen Vorhang. Wir gaben uns keine Mühe, leise zu sein – bis mir klar wurde, dass Tim zweifellos nach Clarissa suchte. Ich wollte sie fortschicken, sie wurde zornig und stieß den Leuchter um. Der Vorhang stand sofort in Flammen.“
    „Wurde jemand verletzt?“
    „Will zog sich beim Versuch zu löschen eine Brandwunde am Arm zu.“
    Noch einmal schaute Penny sich um. „Gut, dass die Wände aus massivem Stein sind“, stellte sie fest. „Sonst wäre womöglich das ganze Gebäude abgebrannt. Auf jeden Fall verstehe ich jetzt, wofür du das Geld brauchst.“
    Adam legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. „Ich bin froh, dass ich dir begegnet bin. Und nicht nur wegen des Geldes. Du hast mir gezeigt, dass das Leben weitergeht.“
    „Ohne Clarissa?“
    „Ohne Clarissa“, bestätigte er. „Glaub mir, nichts macht einem Mann unmissverständlicher klar, dass er ein Dummkopf ist, als das Wissen darum, dass er …“ Mit einer hilflosen Geste wies er auf den zerstörten Ballsaal.
    „Mach die Tür zu“, schlug die praktisch veranlagte Penelope vor, „und lass uns zu Abend essen.“
    Er reichte ihr den Arm und begab sich mit ihr in den Speiseraum, wo der Tisch für zwei gedeckt war. Man musste bereits auf sie gewartet haben, denn kaum hatten sie Platz genommen, als die Dienstboten mit dem Servieren begannen. Sie schienen entschlossen, der neuen Duchess zu beweisen, dass sie schneller, geschickter und insgesamt besser waren als alle Bediensteten der Welt.
    Penelope war beeindruckt, begann aber nach einer Weile, sich Sorgen um Jem zu machen. Wurde überall im Haus in diesem Tempo gearbeitet? Er war zu alt, um da mithalten zu können. Sie musste für ihn eine Aufgabe finden, bei der er sich nicht langweilte und die zudem seinen Möglichkeiten entsprach.
    Sie warf ihrem Gatten einen kurzen Blick zu. War er in Gedanken auch mit der Einteilung des Personals oder anderen häuslichen Problemen beschäftigt? Seine Miene war sorgenvoll. Und jetzt wandte er leicht den Kopf, so als wolle er durch alle Wände hindurch den zerstörten Ballsaal betrachten. Seine Augen nahmen einen gequälten Ausdruck an.
    Zorn wallte in Penelope auf. Adam hatte zwar behauptet, er habe mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber es war offensichtlich, dass seine Affäre mit Clarissa und der damit in Verbindung stehende Brand ihn noch immer belasteten. Welch ein Biest diese Clarissa war! Sie hatte gewollt, dass ihre Untreue entdeckt wurde, sonst hätte sie gewiss nicht gerade die Musikempore als Platz für ein Schäferstündchen gewählt! Wer weiß, was sie sonst noch für Schaden angerichtet hatte! Hatte sie Tim schon öfter provoziert? Oder war das ihr erster ernst zu nehmender Versuch gewesen, ihren Gatten und seinen besten Freund auseinanderzubringen?
    Wenn Clarissa wenigstens nicht so schön gewesen wäre! Mit einer einfach nur boshaften Frau könnte ich es wohl aufnehmen, dachte Penny. Aber wie sollte sie sich gegen eine charmante, weltgewandte und dabei durch und durch skrupellose Rivalin durchsetzen? Würde sie für den Rest ihres Daseins damit leben müssen, dass

Weitere Kostenlose Bücher