Wie entführt man einen Herzog?
Adam sich von seiner Schuld und von Clarissa verfolgt fühlte?
Verflixt, im Moment schien er völlig vergessen zu haben, dass er inzwischen ein verheirateter Mann war. Er aß, ohne überhaupt wahrzunehmen, was vor ihm auf dem Teller lag. Genauso wenig nahm er wahr, dass seine Gattin ihm gegenübersaß. Dabei hatte er sie vor noch gar nicht langer Zeit so behandelt, als sei sie für ihn die einzige Frau auf der Welt!
Sie dachte daran, wie wundervolles gewesen war, in seinen Armen zu liegen. Himmel, sie war nicht bereit, auf dieses Glück einfach zu verzichten! Aber was konnte sie tun? Wie konnte sie Adam aus seinen Grübeleien reißen und ihn erfolgreich daran erinnern, dass sie beschlossen hatten, wie ein richtiges Ehepaar zusammenzuleben?
Ein Dienstmädchen brachte gerade das Dessert herein. Adam starrte das Schälchen, das sie vor ihn hinsetzte, an, als habe er nie zuvor etwas Derartiges gesehen. Da begriff Penelope, dass ihr keine Zeit blieb, lange an einer Strategie zu feilen. Wenn sie jetzt zögerte, konnte alles verloren sein.
Entschlossen beugte sie sich vor und sagte leise: „Adam, Darling, wir haben noch nicht endgültig entschieden, wo wir schlafen wollen.“
Er zuckte zusammen. „Tut mir leid“, murmelte er. „Ich habe nicht darüber nachgedacht. Aber du musst müde sein nach der langen Reise. Zieh dich ruhig zurück. Ich werde wohl in einem der Gästezimmer Unterschlupf finden.“
„Hm …“, gab sie lächelnd zurück. Dann widmete sie sich ihrem Nachtisch. Doch bald schon erhob sie sich, ging um den Tisch herum, rückte einen Stuhl zurecht und nahm neben Adam Platz. „Du siehst auch ein wenig erschöpft aus.“
„Ich fürchte, ich werde nicht gut schlafen in dieser ersten Nacht. Aber lass dich durch mich nicht stören. Morgen bin ich hoffentlich wieder besserer Stimmung.“
Penelope biss sich auf die Unterlippe. Er sah so unglücklich aus! Erstaunt über ihren eigenen Mut rückte sie den Stuhl noch etwas näher an Adam heran, sodass ihr Knie sein Bein berührte. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mich stören würdest“, flüsterte sie. „Die Aussicht darauf, allein und ungestört zu schlafen, gefällt mir gar nicht.“
Er starrte sie an, als sei er gerade aus einem bösen Traum erwacht. „Du möchtest, dass ich …“
Sie hob die Augenbrauen. „Hast du vergessen, dass du noch immer mein Strumpfband hast? Darf ich es jetzt zurückverlangen? Oder hast du es etwa verloren?“
Ganz langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Ich habe es bei mir.“
Um ihre Nerven ein wenig zu beruhigen, griff Penelope nach Adams Glas und trank einen Schluck Wein. „Du hast es bei dir? Das glaube ich nicht. Zeig es mir!“
Seine Augen blitzten schelmisch auf. „Nein, du musst es suchen!“
Unsicher schaute sie sich nach den Dienstboten um. Doch die hatten inzwischen begonnen, die Tafel abzuräumen und waren offenbar auf dem Weg zur Küche. Nur ein junger Mann hielt sich diskret im Hintergrund. Vermutlich war es seine Aufgabe, stets rechtzeitig die Gläser zu füllen. Penelope beschloss, auf weitere alkoholische Stärkungen zu verzichten, und ließ ihre Hand unter den Tisch gleiten. Mit den Fingerspitzen berührte sie den Schenkel ihres Gatten.
Adam, der gerade das Wasserglas geleert hatte, verschluckte sich beinahe. „Was tust du da?“, zischte er.
„Nur, was du vorgeschlagen hast. Wo, außer am Bein, sollte man ein Strumpfband tragen?“
Als ihre Hand weiter an seinem Schenkel nach oben wanderte, wurde Adam blass. Trotzdem schien er nichts gegen ihre Aktivitäten zu haben.
„Hier ist es nicht“, murmelte sie. Sie dachte an das, was sie in den letzten Nächten gelernt hatte, in den Nächten, die sie mit Adam in schmalen Gasthausbetten verbracht hatte. Mit bebenden Fingern öffnete sie den obersten Knopf seiner Hose. Dann den zweiten. Und nach einer Weile flüsterte sie: „Das ist zwar sehr interessant, aber ein Strumpfband scheint es nicht zu sein.“
„Hinaus!“, befahl Adam laut und deutlich.
Erschrocken wollte Penny ihre Hand zurückziehen. Doch das war unmöglich. Adam hielt sie fest.
„Wir brauchen Sie hier nicht mehr“, fuhr Adam fort. „Sagen Sie der Köchin, dass wir sehr zufrieden waren. Und den anderen, dass wir nicht mehr gestört werden wollen.“
Mit einer Verbeugung zog der Lakai sich zurück.
Die Tür fiel ins Schloss, Adam seufzte auf und ließ sich gegen die Lehne des Stuhls sinken. Seine Stimme klang heiser, als er sagte: „Du kannst
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