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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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ich meinen.«
    »Hm. Würden Sie mir wohl bitte das Brot reichen?«
    Alex gab ihr seins. »Sie wären eine der Ersten, die abtreten müssten.«
    »Ich fürchte, das stimmt. Ich habe keinen Tropfen schottisches Blut in mir.«
    »Ein Jammer«, befand Alex. »Es heißt, schottische Mädels seien äußerst feurig.«
    Er warf einen vielsagenden Blick zur Küche, aus der über dem Klirren von Töpfen und Pfannen das Gelächter der McLeod-Töchter zu hören war.
    Sophie verdrehte die Augen. Sie hatte die McLeod-Frauen vorhin kennengelernt. Sie waren freundlich, sympathisch und entschieden kräftig.
    »Erzählen Sie mir mehr über Ihren Vater«, drängte sie.
    Alex sah sie überrascht an.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte Sie nicht aufregen. Wenn Sie es vorziehen …«
    »Ganz und gar nicht. Ich bin nicht im Mindesten aufgeregt, und es macht mir nichts aus, über meinen Vater zu sprechen. Ich werde diese seltsame Angewohnheit, so zu tun, als hätten die Toten nie existiert, niemals verstehen.«
    Sophie nickte zustimmend. »Es kann schwierig sein, aber in gewisser Weise ist es eine Beleidigung ihres Andenkens, es nicht zumindest zu versuchen.«
    »Ihre Mutter und Ihre Schwester sind bei einem Kutschenunfall ums Leben gekommen, bevor Sie England verlassen haben, nicht wahr? Fällt es Ihnen schwer, über sie zu sprechen?«
    Sie schaute überrascht auf. »Mir war gar nicht klar, dass Sie von meiner Schwester wussten.«
    »Ich glaube, Lady Thurston hat es mir erzählt«, erwiderte Alex glatt, während er sich wegen der Lüge im Geist ein Dutzend Beschimpfungen an den Kopf warf. »Sie ist eine alte Freundin Ihrer Mrs Summers.«
    Sophie nickte. »Ja, natürlich, das hat Mrs Summers erwähnt.«
    »Werden Sie mir von Ihrer Schwester und Ihrer Mutter erzählen?«
    Sophie stellte fest, dass sie mit Alex über die beiden geliebten Menschen sprechen konnte, ohne sich überwältigt zu fühlen. Sie erzählte ihm von einigen der lächerlicheren Mätzchen, die sie und ihre Zwillingsschwester Elizabeth angestellt hatten, und wie sie einmal im Alter von acht Jahren versucht hatten, die Identität zu tauschen. Sie hatten den ganzen Tag geglaubt, alle getäuscht zu haben, bis eins der Stubenmädchen von oben darauf hinwies, dass sie zwei ganz verschiedene Haarschnitte hatten.
    Sie erzählte, wie ihre Mutter jeden Tag ins Kinderzimmer gekommen war, um mit ihnen Tee zu trinken, und wie sie abends in das riesige Bett gekrochen war, das Sophie und Elizabeth sich geteilt hatten, um sich zwischen sie zu setzen und Geschichten vorzulesen. Als sie den Kinderbüchern entwachsen waren, hatte sie stattdessen Romane mitgebracht und sich geweigert, die Tradition aufzugeben, und jeden Abend hatte sie ein Kapitel vorgelesen.
    »Ich vermisse sie furchtbar«, meinte Sophie leise. »Aber ich vermisse Lizzy noch mehr. Denken Sie, das macht mich zu einem schrecklichen Menschen?«
    Sie hatte das noch nie irgendjemandem gegenüber zugegeben. Es war ihr immer so herzlos erschienen, mehr um den Verlust eines Familienmitglieds zu trauern als um den des anderen. Aber wie sie da so mit Alex saß, fühlte es sich nicht herzlos an. Es fühlte sich nach Wahrheit an.
    »Ich halte das gar nicht für schrecklich. Ich denke, es ist völlig verständlich. Wir erwarten von unseren Eltern, dass sie vor uns gehen, so ist die Natur. Aber bei einem Bruder oder einer Schwester, und noch mehr bei einem Kind, gehen wir davon aus, dass sie genauso lange leben wie wir selbst oder noch länger. Und dann ist da die Tatsache, dass sie Ihre Zwillingsschwester war …«
    Sophie nickte nachdenklich. »Bei meiner Mutter hatte ich das Gefühl, Lachen und Liebe verloren zu haben. Bei Lizzy habe ich das Gefühl, die Hälfte meiner selbst verloren zu haben.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, wie das sein muss«, sagte Alex sanft.
    Sophie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Vermutlich ist das der Grund, warum die Leute es vermeiden, von den Toten zu sprechen. Wir werden trübselig.«
    »Noch dazu an einem so zauberhaften Nachmittag. Ist Ihnen aufgefallen, dass die Sonne hervorgekommen ist?«
    Es war ihr aufgefallen. Ein Lichtstrahl fiel durch ein nahes Fenster, traf gelegentlich Alex’ Augen und brachte die goldenen und grünen Einsprengsel darin zum Leuchten, die ihr bisher noch nicht aufgefallen waren.
    »Erzählen Sie mir mehr von Ihrer Kindheit«, drängte Alex sie.
    Den Rest des Nachmittags sprachen sie über ihre Familien und ihre Freunde. Sie redeten über die Vergangenheit und

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