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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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wiedersehen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie und klopfte den Schmutz aus ihren Röcken. »Vielleicht habe ich andere Pläne.« Sie setzte ihr sehr zerknittertes Häubchen auf und band es mit einer schlaffen Schleife unter dem Kinn fest. »Wie sehe ich aus?«
    Zerlumpt, zerknittert, schmutzig, zerzaust und herzzerreißend schön.
    Alex nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie. Er hatte keine Zeit für mehr, als seine Lippen kurz, aber leidenschaftlich auf ihre zu pressen. Doch es war genug, um sein Blut in Wallung zu bringen und sie atemlos zu machen. Spielerisch knabberte er an ihrer Unterlippe, dann küsste er sie sanft auf die Stirn.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, ich hätte den Augenblick ruiniert«, flüsterte sie.
    »Hatten Sie auch«, erwiderte er, »aber nur für eine Sekunde.«

17
    Sophie seufzte und schaute lustlos aus dem Fenster des Salons. Während der letzten Woche hatte sie jedes Dinner, jede Soiree, jedes Picknick, jeden Ball und jedes Konzert besucht, kurz, jede Veranstaltung, die auch nur die geringste Chance auf einen Kontakt mit einem ihrer »aufgelisteten Herren« versprach, wie Kate und Mirabelle ihre Heiratskandidaten mittlerweile nannten. Zur Freude ihrer Verehrer hatte sie bei jedem Anlass pflichtschuldigst die Rolle des liebreizenden Dummkopfs gespielt. Und mit jedem Mal wuchs ihre Erschöpfung und Entmutigung, was die ganze Scharade betraf.
    Bevor sie nach London gekommen war, hatte Sophie in ihrem Leben an weniger als einem Dutzend gesellschaftlicher Ereignisse teilgenommen, und sie war ganz aufgeregt gewesen bei der Aussicht auf alles, was eine Saison in London zu bieten hatte. Aber nicht auf diese Weise.
    Sie hatte nie eine echte Debütantin sein wollen. Sie hatte sie nur sehen wollen.
    Jetzt, da sie die Gelegenheit hatte, beides zu tun, war sie nur allzu bereit, zu vergnüglicheren Unternehmungen überzugehen. Dank ihres Cousins kam das jedoch nicht infrage. Sie musste weiter das fade Fräulein spielen und sich einen passenden Ehemann angeln. Das Problem war, je feuriger ihre Verehrer wurden, umso zweifelhafter erschien ihr der Plan, einen von ihnen zu heiraten.
    Sie wollte nicht die Gattin eines Mannes sein, der Frauen nur für Souvenirs hielt, die man kaufte oder gewann. Sie fühlte sich schuldig, dass sie ihre Verehrer darüber täuschte, wer sie wirklich war, bekümmert von der Erkenntnis, dass sie für immer jede Chance verlieren würde, einen richtigen Ehemann und eine Familie zu haben. Und sie war unglaublich niedergeschlagen angesichts der Gewissheit, dass sie sich niemals, nie und nimmer – selbst wenn sie lange genug lebte, um Witwe zu werden – in der Gesellschaft eines Mannes so frei und glücklich fühlen würde, wie sie das in Alex’ Gesellschaft tat.
    Natürlich hatte sie herzlich wenig Gelegenheit, diese Gewissheit auf die Probe zu stellen. Sie hatte nur wenige Blicke auf ihn erhascht, seit sie in der letzten Woche in ihrer Kutsche ihre seltsame kleine Übereinkunft geschlossen hatten. Ein flüchtiger Blick von der anderen Seite eines Ballsaals, bevor er mit ihrem Cousin im Kartenzimmer verschwand, ein Blick von Weitem auf ihn im Hyde Park, wo er mit Lord Thurston und Lord Calmaton ausritt.
    Sie hatte beinahe gedacht, er hätte sie vollkommen vergessen, eine Vorstellung, die sie gleichzeitig mit Erleichterung und Grauen erfüllte, aber vor zwei Tagen hatte sie abends in der Oper gesessen und sich sehr bemüht, nicht an ihren letzten Besuch mit Alex zu denken, als sich ihr die Haare in ihrem Nacken aufstellten. Sie drehte den Kopf, und da war er, ignorierte die kleine Gruppe von Menschen in seiner Loge und … sah nur sie an. Sie hatte gespürt, wie sie errötete, und er hatte ihr ein Lächeln gesandt, das gar kein Lächeln gewesen war. Es war ein langes, langsames, boshaftes Grinsen. Und es hatte ihr Blut rasen lassen. Sie wollte die Arme wieder um ihn legen, wollte seine Lippen auf Mund und Hals spüren und seine Hände, die keck umherstreiften. Sie wollte ihn spüren, wollte ihn riechen, ihn schmecken.
    Es tat weh, es tat ganz einfach weh, so sehr wollte sie ihn.
    Und das ging nicht an.
    »Warum das lange Gesicht, gnädiges Fräulein?«
    Sophie leckte sich die trockenen Lippen und blickte auf; Penny setzte ein Tablett mit Erfrischungen auf einen Beistelltisch. Das junge Mädchen war außerordentlich hilfreich gewesen, seit Sophie das Stadthaus übernommen hatte. Penny wusste alles über das Personal: wer was tat, wer mit wem am besten

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