Wie es Euch gefaellt, Mylady
sie enorm große Brüste - nicht dass mich solche Attribute noch interessieren würden.“
„Eine schwangere Opernsängerin.“ Heath ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen. Er war es endgültig leid, Russell in Schutz zu nehmen. „Und du bist sicher, dass die Wohnung nicht eine Art Abfindung ist, quasi als Abschiedsgeschenk für erwiesene Liebesdienste?“
„Soweit ich unterrichtet bin, ist diese Affäre keineswegs beendet“, entgegnete Grayson mit hochgezogener Braue. „Die füllige Sängerin unterrichtete meinen Hausverwalter davon, dass sie und Russell nach seiner Rückkehr aus Paris häufigen Gebrauch von ihrem Liebesnest machen werden.“
Noch eine Mätresse. Noch eine Untreue. Noch eine Lüge. Und zu allem Überfluss ein Kind. Lady Harrington hatte also nicht gelogen; Russells Lebenswandel war an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten. Und Julia hatte von all dem Schmutz nicht die geringste Ahnung. Würde sie es wissen, hätte sie vermutlich Russell mitten ins Herz geschossen.
„Wieso hast du mir das nicht schon früher gesagt?“, fragte er mit wachsender Entrüstung.
„Ich dachte, du interessierst dich nicht für Klatsch und Tratsch.“
„Das tue ich auch nicht, aber …“
In Graysons blauen Augen tanzte ein teuflischer Funke. „Aber du interessierst dich für Julia? Großer Gott, das kommt aber sehr plötzlich.“
Heaths Kiefer mahlte. Sechs lange Jahren waren kaum plötzlich zu nennen, aber das konnte Grayson nicht wissen. „Seit einiger Zeit fühle ich mich zu ihr hingezogen“, gestand er nach langem Zögern.
„Gib mir einen Moment, um mich von meinem Schock zu erholen. Tja … Was nun?“
Heath erhob sich und begann, rastlos hin und her zu wandern. Es blieb ihm nicht viel Zeit vor dem Theater, um Erkundigungen über Brentford einzuziehen. „Was soll ich deiner Meinung nach tun?“
Grayson feixte wie ein Satyr. „Ich weiß genau, was du tun sollst. Das fällt nämlich in mein ehemaliges Fachgebiet.“
„Und?“
„Ganz einfach: Verführe sie.“
„In meiner Beziehung zu Julia ist nichts einfach.“
„Wäre es aber, wenn du die Beziehung auf das Wesentliche reduziertest.“ Grayson lehnte sich mit einem wohligen Seufzer zurück. „Bei Jane und mir hat es wunderbar geklappt. Ich brachte diese wundervolle Frau mit meinen Verführungskünsten fast um den Verstand.“ Er legte ein Pause ein. „Wobei ihre Verführungskünste wesentlich subtiler und raffinierter waren. Ich bin mit jedem Tag mehr davon überzeugt, dass ich ohne sie nicht leben könnte.“
Graysons Bemerkung über seine Frau und das aufreibende Spiel der Verführung vor ihrer Ehe, machte Heath nachdenklich. Grayson und Jane waren füreinander bestimmt, das ideale Paar. Das wusste jeder. Und dennoch hatten sie einen beschwerlichen Weg zurücklegen müssen, bis sie ihre wahre Liebe zueinander entdeckten.
„Du begehrst Julia“, stellte Grayson sachlich fest.
Heath nahm einen ungeöffneten Brief vom Schreibtisch. Ein dünnes Lächeln zog seine Mundwinkel hoch.
„Und sie begehrt dich“, fuhr Grayson fort. „Du empfindest etwas für sie und sie für dich. Aber ihr macht euch gegenseitig das Leben schwer.“
„Ich…“
„Worauf wartest du? Zeige ihr, was Leidenschaft bedeutet. Du bist an der Reihe.“
„Da wäre noch die Sache mit ihrem Verlobten. Er ist mein Freund und hat mir das Leben gerettet.“
„Die männliche Hure?“ Grayson schnippte mit den Fingern. „Soweit ich weiß, hat er dich danach als Gegenleistung ständig in Krisengebiete geschickt und die Lorbeeren für deine Erfolge eingeheimst. Im Übrigen läuft ein Boscastle außer Konkurrenz. Sei nicht so verdammt korrekt und ehrenhaft, sonst schnappt der Mistkerl sie dir vor der Nase weg.“
Heath drehte den Briefumschlag zwischen den Fingern. „Ich will ihr aber nicht wehtun.“
„Ihr wehtun? Mein Gott. Lass dir eine Strategie einfallen. Verführung ist ein spielerisches Vergnügen, kein Kampf auf Leben und Tod.“
„Ein Spiel, genau. Ein Strategiespiel.“ Heath hatte nie daran gedacht, eine Liebesgeschichte strategisch zu planen. Aber irgendwie reizte ihn die Idee. Warum sollte er eigentlich nicht seine Intelligenz einsetzen, um die Frau zu gewinnen, die er so rasend begehrte?
„Ich helfe dir gern, Heath“, meinte Grayson achselzuckend. „Da ich nun nicht mehr an dem Spiel des Liebeswerbens teilnehme, kann ich dir wenigstens als Ratgeber zur Seite stehen und dir ein paar Anregungen geben. Und ich wünsche dir ebenso viel
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