Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
Vom Netzwerk:
tatsächlich geglaubt, er würde höflich darüber hinweggehen, als habe sie ihm ihr Herz nicht geöffnet? Nein. Und sie wollte ja selbst, dass er alles erfuhr. Dieser Vorwurf hatte sie so viele Jahre belastet, war ihr wie ein Dorn im Fleisch gewesen. Sollte er ihn getrost herausziehen, auch auf die Gefahr hin, dass ihr das Herz blutete. An so etwas war er vermutlich gewöhnt, immerhin waren die Boscastles jahrhundertelang für ihre Blutrünstigkeit berüchtigt gewesen.
    Der Zweispänner hielt mitten auf dem breiten Kiesweg. Ein Hindernis für die nachfolgenden offenen Wagen. Einige Reiter drehten neugierig die Köpfe. Julia senkte verlegen den Blick, nicht daran gewöhnt, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    „Nun gut, Königliche Arroganz“, sagte sie schließlich. „Dann sollst du es hören. Und hinterher wirst du nie wieder mit mir sprechen wollen.“
    Er zog eine Braue hoch. „Das bezweifle ich.“
    Sie streifte einen Handschuh ab, nur um etwas zu tun. „Willst du es wirklich hören?“
    Er neigte sich ihr zu. „Julia, wir bleiben hier so lange stehen, bis ich es endlich weiß.“
    Es war ihm ernst damit. Julia gingen Fantasiebilder durch den Sinn, wie sie beide im Wechsel der Jahreszeiten im offenen Wagen saßen, störrisch und stumm, während ihnen von Dienern Mahlzeiten gebracht wurden, Kohlebecken und warme Decken im Winter und Plumpudding zur Weihnachtszeit.
    „Nun gut.“ Die Kehle war ihr eng geworden. „Ich verzeihe dir nicht, dass du nicht um mich gekämpft hast. Dass du mich nicht gebeten hast, dich zu heiraten, nach allem, was wir miteinander getan hatten.“
    „Dass ich nicht um dich gekämpft habe?“ Seine blauen Augen blitzten zornig.
    „Ja!“
    Seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. „Du sagtest, du würdest mich nie Wiedersehen wollen. Du hast mich einen Teufel genannt, einen Wüstling, einen Frauenhelden, einen … Ich musste dir schwören, dass ich dich zufrieden lasse.“ Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Du hast mich beim Grab meiner Mutter schwören lassen, dass ich vergesse, was zwischen uns geschehen ist. Und falls wir uns je Wiedersehen sollten, müsse ich so tun, als seien wir einander fremd, höchstens flüchtige Bekannte …“
    „Das habe ich nicht so gemeint“, sagte sie leise. „Ich hatte mir gewünscht, dass du mir den Hof machst, aber ich fürchtete, du hieltest mich für leichtfertig. Ich dachte …“
    Er lachte trocken. „Das kann nicht dein Ernst sein.“
    „Ich fürchte doch.“
    „Hättest du mir das nicht früher sagen können? Beispielsweise vor sechs Jahren? Als es noch von Bedeutung gewesen wäre?“
    Julia erschrak. Meinte er tatsächlich, dass es nun nichts mehr bedeutete? Warum aber hatten sie letzte Nacht Zärtlichkeiten ausgetauscht? „Ich hätte es dir nicht sagen dürfen.“
    „Hättest du mich geheiratet, wenn ich bei deinem Vater um deine Hand angehalten hätte?“
    „Ich weiß nicht“, antwortete sie mit einem tiefen Seufzer. „Ja, ich hätte dich geheiratet. Natürlich hätte ich dich geheiratet. Ich wäre mit dir bis nach China durchgebrannt, wenn du mich darum gebeten hättest.“
    Er schüttelte wieder verwirrt den Kopf. „Auch nachdem ich dich um ein Wiedersehen gebeten hatte, was du mir verweigert hast?“
    „Das habe ich nur getan, weil ich glaubte, dass du mich nur aus Höflichkeit Wiedersehen wolltest.“
    Er stieß den Atem hörbar aus und ließ die Zügel schnalzen, worauf die Pferde wieder antrabten. Julia studierte sein Profil aus den Augenwinkeln. Es fiel beiden nicht leicht, über die Vergangenheit zu sprechen.
    „Julia“, sagte er nach einer Weile sehr leise. „Ich habe seither einige Erfahrungen mit Frauen gesammelt und kann deine Logik nachvollziehen. Beziehungsweise deine Unlogik.“
    Julia lachte spitz. „Wahrscheinlich bin ich für dich nun nicht nur ein leichtfertiges Ding, sondern auch noch eine Närrin, eine dumme Gans ohne Moral und einem losen Mundwerk. Eine …“
    „Warum hast du geheiratet?“, fiel er ihr ins Wort, und sein Unmut brodelte wieder hoch in Erinnerung an seinen maßlosen Zorn, als er drauf und dran gewesen war, sich nach Indien einzuschiffen, nachdem er von ihrer bevorstehenden Heirat erfahren hatte. Er war bereits auf halbem Weg nach Dover, als er wieder klar denken konnte und sich ausrechnete, dass Julia längst verheiratet wäre, wenn er Indien erreichte. Und dass sie ihm strikt verboten hatte, je wieder mit ihr zu sprechen.
    „Ich habe geheiratet, weil Adam mich darum bat

Weitere Kostenlose Bücher