Wie es mir gefaellt
angehalten hatte.
Sobald Walter die Tür hinter Jenny zugeschlagen hatte und sie dem Fahrer ihre
Adresse genannt hatte, brach sie schluchzend auf dem Rücksitz zusammen.
An der nächsten Ecke
musste das Taxi bei Rot lange an der Kreuzung warten. Jenny saß in sich
zusammengesunken da und starrte durch einen Tränenschleier nach draußen. Als
die Ampel gerade auf Grün sprang und der Fahrer um die Ecke bog, kam Leo aus
dem Haus und ging Richtung Uptown.
»Anhalten!«, rief
Jenny. »Ich hab es mir anders überlegt. Ich steige doch wieder aus.« Sie
zahlte, riss die Tür auf, sprang hinaus und lief die Park Avenue hinunter
hinter Leo her.
Irgendwann bog er nach
rechts in die 81. Straße ein und ging noch ein Stück über die Lexington Avenue
hinaus, bis er vor einem dreistöckigen Brownstone-Haus stehen blieb. Als er die
Treppe zur Kellerwohnung hinunterging, versteckte sich Jenny hastig hinter
einem Berg von Mülltüten.
Leo zog einen
Schlüssel aus der Tasche und schloss das schwarze Eisengitter auf. Dahinter sah
Jenny zwei Mülltonnen und ein Rennrad, das daran lehnte. Dann schloss Leo das
Tor und verschwand.
Jenny blieb noch eine
halbe Stunde hinter den Mülltüten sitzen, weil sie irgendwie damit rechnete,
dass er mit einem anderen Hund herauskommen und spazieren gehen würde. Aber Leo
blieb verschwunden, und es sah aus, als würde hinter den dicken grauen
Vorhängen ein Fernseher flimmern. Irgendwann gab sie auf und ging nach Hause.
Tja, gerade wenn man
denkt, man kennt jemanden, stellt sich plötzlich heraus, dass man rein gar
nichts über ihn weiß.
d
schickt noch ein paar briefe über den jordan... pardon,
hudson
An
seinem zweiten Arbeitstag machte Dan noch nicht einmal den Versuch, ein
Postamt zu finden. Diesmal stellte er sich gleich auf den Pier und ließ die
sechs Briefe, die in Sig Kästies Fach gelegen hatten, einen nach dem anderen in
den Hudson flattern. Einer der Umschläge war an »Mys- tery Craze c/o Rusty
Klein« adressiert, und Dan lächelte vor Genugtuung, als er ihn fallen ließ.
Mystery war inzwischen eine so internationale Berühmtheit, dass sie den Brief
wahrscheinlich trotzdem bekommen würde. Vielleicht wurde er irgendwo auf
Sardinien an den Strand gespült, wo sie dann gerade eine Dichterlesung vor
einem Haufen betrunkener Fischer gab.
Er starrte in das
trübe strudelnde Wasser und dachte an die Mädchen seines Lebens. Serena,
Vanessa, Mystery und Elise. Es war nicht mit allen immer gut gelaufen, am allerwenigsten
seine letzte kleine Episode mit Elise. Aber ab nächstem Jahr studierte er
sowieso an der Brown, an der University of Massachusetts oder wo auch immer er
einen Platz bekam, und konnte die Erfahrungen, die er mit diesen vier extrem
unterschiedlichen Mädchen gemacht hatte, dorthin mitnehmen. Die Erinnerungen
konnte ihm keiner mehr nehmen. Und genau darum ging es beim Schreiben doch
letztendlich - man sammelte Erfahrungen und verlieh ihnen mithilfe der Sprache
Bedeutung, oder? So was in der Richtung jedenfalls. Und er hatte es sogar schon
geschafft, veröffentlicht zu werden. Er wusste, was er später mal werden
wollte. Das war verdammt noch mal weit mehr, als die meisten Leute in seinem
Alter von sich behaupten konnten. Wieso fühlte er sich dann nur so... so ungefestigt. Als würde er ständig Ausschau halten, würde immer nur suchen und suchen.
Sig Kästle hatte ihm
aufgetragen, in einem Laden in Chinatown irgendein bestimmtes Reispapier zu
besorgen, sobald er die Post weggebracht hatte. Also machte sich Dan, nachdem
er seine fünfte Camel geraucht hatte, langsam auf den Weg zur U-Bahn, um
Richtung Downtown zu fahren.
Leichter Nieselregen
fiel, und die Straßenverkäufer auf der Canal Street boten gefälschte
Burberry-Regenschirme und die unsäglichen Wegwerf-Regenponchos aus Plastikfolie
feil, die nur verzweifelte, von plötzlichen Regenfällen überraschte Touristen
trugen.
Dan schob sich
gemächlich durch das Menschengewühl auf der breiten Geschäftsstraße. Aus den
Fischläden drang der Geruch nach nassem Zeitungspapier und Fisch. Er musste an
Vanessa denken. Sie war total abartig veranlagt und liebte ekelhafte Gerüche
und alles Hässliche. Und das war es, was er an ihr am meisten liebte.
Mochte, korrigierte er sich selbst. Denn wie konnte man etwas an jemandem lieben, mit
dem man praktisch nicht mehr sprach?
Er blieb vor einem
Straßenverkäufer stehen, der ein batteriebetriebenes Spielzeug-UFO aus rosa
Plastik vorführte, auf dem drei winzige
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