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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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hast du den Brief nicht gestohlen und auch nicht versucht, meine Gemahlin in Garrods Auftrag zu töten?“
    Willa zuckte zusammen, als sie den Zorn in seiner Stimme wahrnahm. Beherzt trat sie einen Schritt vor, legte eine Hand auf seinen Arm und warf Hugh einen flehenden Blick zu. „Sie war aufgebracht, mein Gemahl. Alsneta glaubte, ich wäre mit Luvena gestorben. Der Brief verriet ihr, dass Luvena an meiner statt ihr Leben ließ. Sie war …“ Willa zuckte verzweifelt die Schultern. „Alsneta war von Gram überwältigt. Sie wusste nicht, was sie tat. Sie bedauert alles. Es ist ja auch nichts geschehen. Du kannst sie nicht für etwas bestrafen …“
    „Es ist nichts geschehen? Um ein Haar hätte sie dich getötet! Du hast dich wiederholt übergeben, in meinen Schoß. Ihretwegen mussten wir die Hochzeitsnacht verschieben.“
    Willa verdrehte die Augen. „Ja, Hugh, ich wäre beinahe gestorben. Aber ich lebe noch. Und …“ Sie hielt kurz inne. „Ich habe mich in deinem Schoß übergeben?“
    „Ja.“ Seinen zusammengepressten Lippen entnahm sie, dass dies eine zutiefst unangenehme Erfahrung gewesen sein musste, und Willa spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Dann jedoch tat sie es mit einem Achselzucken ab und wiederholte: „Es tut ihr Leid.“
    Hugh starrte sie verdutzt an. „Willa, sie … wie kannst du ihr nur so leichtfertig vergeben?“
    Willa zog den Arm zurück und senkte den Kopf. „Weil Luvena tatsächlich an meiner statt starb. Ich war diejenige, die sich an jenem Tag aus der Burg stehlen wollte. Es war ein wunderschöner Frühlingsmorgen. Luvena wollte nur mitkommen, wenn sie das neue, mit Goldfäden durchwirkte Kleid anziehen durfte, welches Papa Richard mir geschenkt hatte, bevor er zu den Krönungsfeierlichkeiten aufgebrochen war. Sie starb an meiner Stelle, und seit mehr als zehn Jahren lastet diese Schuld auf meinen Schultern. Gelegentlich habe ich sogar den Wunsch verspürt, ich wäre diejenige gewesen, die an jenem Tag ihr Leben ließ.“
    Hugh packte ihre Hände und zwang Willa, ihm in die Augen zu sehen. Ihre Hände schmerzten, doch Willa rang sich ein trauriges Lächeln ab. „Du hast vernommen, was in dem Brief stand. Papa war dankbar, dass es Luvena traf und nicht mich. Ist es da nicht allzu verständlich, wenn Luvenas Mutter Verbitterung verspürte? In all den Jahren hat sie geglaubt, wir beide wären gestorben. Sie betrauerte unseren Tod. Dann, ganz unvermutet, erfährt sie, dass ich lebe und ihre Tochter an meiner statt starb. Obendrein sieht sie mich kurz vor meiner Hochzeit, durch die ich ihre Herrin werde. Wie konnte sie mir da nicht den Tod wünschen? Wenn auch nur einen Moment lang.“
    Hugh lockerte seinen Griff und atmete aus. Dann ließ er Willa ganz los. „Es tut mir Leid, aber sie hat versucht, dich umzubringen. Ich kann ihr unter gar keinen Umständen erlauben, länger hier in der Küche zu arbeiten, wo sie uns womöglich alle vergiftet. Ich werde einen Ersatz für sie finden müssen.“
    Willa nickte und machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung, da sie wusste, dass sie ihren Gemahl nicht umstimmen konnte.
    „Ich werde auch darüber nachdenken müssen, welche Strafe ich Alsneta zumesse. Ihr Verhalten darf nicht ungesühnt bleiben.“ Er wandte sich Luvenas Mutter zu. „Ab jetzt hältst du dich von der Küche fern und darfst nicht mehr in das obere Stockwerk. Ich möchte dich nicht mehr in Willas Nähe sehen. Aber du wirst so lange in der Burg bleiben, bis ich entschieden habe, wie mit dir verfahren wird.“
    Alsneta nickte und nahm ihre Schürze ab. Ihre Bewegungen waren langsam und schleppend. Binnen Sekunden schien sie um zwanzig Jahre gealtert zu sein. Mitleid regte sich in Willa. Traurig beobachtete sie, wie die Frau sich abwandte und auf die Tür zu den Küchenräumen zuging. Dann blieb sie plötzlich stehen und bog stattdessen um die Ecke des Burgfrieds. Hugh hatte ihr befohlen, sich von der Küche fern zu halten, und nun nahm sie ihn beim Wort.
    Nachdem Luvenas Mutter außer Sichtweite war, schaute Willa ihren Gemahl an. Sogleich wünschte sie, sie hätte woanders hingeguckt. Er blickte nicht Alsneta nach, sondern betrachtete seine Gemahlin missbilligend; sein Mund war nicht mehr als ein dünner Strich. Offenbar verübelte er ihr, dass sie auf eigene Faust nach unten gegangen war, um Alsneta zur Rede zu stellen.
    Seufzend rechnete sie mit Schelte, die gewiss nicht auf sich warten lassen würde. Sie sah, wie er den Mund öffnete, und war auf alles

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