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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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die schwere Vergangenheit reden wollen, und womöglich würde sie es Alsneta nicht verübeln, wenn diese ihr den Tod wünschte. Willa könnte sich gewiss in die gramgebeugte Mutter hineinversetzen.
    „Das will ich nicht – nie würde ich …“, stammelte Alsneta und verstummte schließlich.
    „Ich habe gesehen, dass du Baldulf zu Boden geschlagen hast“, erwiderte Willa ernst. „Und die Schriftrolle roch eigentümlich nach Zwiebeln. Ich nehme an, du hast sie irgendwo hier versteckt gehalten, nicht wahr?“
    Die Köchin stand mit hängenden Schultern vor ihr.
    Als Willa wahrnahm, wie still es auf einmal um sie herum geworden war, schaute sie sich in den Küchenräumen um. Auch der letzte Bedienstete hatte aufgehört zu arbeiten und versuchte angestrengt, etwas von dem Wortwechsel mitzubekommen. Willa ergriff Alsnetas Arm und drängte sie zur Tür, die in den Garten hinter der Küche führte. Als sie sich der Frau im Freien wieder zuwandte, standen der Köchin Tränen in den Augen.
    „Es tut mir Leid“, brach es aus ihr hervor. „Es war nie meine Absicht, dir etwas zu Leide zu tun. Zugegeben, zunächst schon. Aber da war ich so zornig. Ich dachte … an jenem Tag sagte man mir, dass ihr beide, Luvena und du, tot wärt. Zehn Jahre habe ich um euch beide getrauert. Du und Luvena, ihr wart so viel zusammen, ich hatte in dir schon meine zweite Tochter gesehen. An jenem Tag habe ich meine beiden Kinder verloren.“ Sie wandte sich ab und entfernte sich ein paar Schritte; verzweifelt rang sie die Hände in ihrer Schürze. „Meine Kinder“, wiederholte sie leise.
    „Alsneta.“ Willa folgte ihr und legte der Köchin mitfühlend die Hand auf den Arm.
    Alsneta drehte sich abrupt um und schüttelte die Hand energisch ab. „Fass mich nicht an. Hör auf, nett zu mir zu sein. Ich verdiene es nicht. Und ich werde es wohl keinem erklären können, wenn du freundlich zu mir bist und mich trotzdem zum Weinen bringst.“
    Willa zog die Hand zurück und spürte, dass Tränen in ihren Augen brannten. Die Köchin schien es nicht zu bemerken, aber Willa weinte. „Also gut“, hauchte sie.
    Alsneta nickte und fuhr fort: „Ja, ich wünschte deinen Tod.“
    Willa zuckte zusammen, schwieg aber, um Alsneta nicht in ihrem Bekenntnis zu unterbrechen.
    „Nein, das ist nicht wahr“, verbesserte sie sich, wirkte schließlich ganz verwirrt und schüttelte den Kopf. „Nein, nicht von Anfang an. Als ich hörte, du seist tot, habe ich um dich genauso geweint wie um Luvena. Mein Leben hatte keinen Sinn mehr. Tage zogen sich wie Jahre hin. Das Leben erschien endlos. Ich zog in Betracht, mir das Leben zu nehmen, aber der Burgkaplan teilte mir mit, ich würde in die Hölle kommen und könnte nie wieder mit Luvena und dir vereint werden. Dann verschlechterte sich Lord Richards Gesundheitszustand. Ich verbrachte die meiste Zeit in der Küche, aber die Bediensteten begannen von einer schönen jungen Frau zu erzählen, die den Burgherrn in seinem Gemach aufgesucht habe. Da wurde ich neugierig, wusste indes nicht, dass du das warst. Schließlich war ich diejenige, die ihn fand. Ich hatte ihm die Mahlzeiten auf sein Gemach gebracht, seit sein Gesundheitszustand sich verschlechtert hatte. Wie gewöhnlich brachte ich ihm auch an diesem Morgen seine Frühmahlzeit. Ich betrat den Raum und stellte das Tablett auf die Truhe neben seinem Bett. Als ich ihn anschaute, wusste ich gleich, dass er seinen letzten Atemzug getan hatte. Sein Gesicht war aschfahl, seine Wangen eingefallen. Er hielt eine Schriftrolle in der Hand, auf der außen der Name Willa zu lesen war. Das verwirrte mich. Warum sollte er noch kurz vor seinem Tod einen Brief an ein Kind in Händen halten, das vor zehn Jahren gestorben war? Ich konnte nicht widerstehen, einen Blick in den Brief zu werfen. Das, was ich las, konnte ich nicht begreifen. Er sprach dich an, als wärst du noch am Leben, obgleich ich doch wusste, dass du tot warst. Mein Herr hatte es mir doch selbst erzählt. Dann las ich, was sich an jenem Tag wirklich zugetragen hatte, als meine Luvena starb; er schrieb, sie sei an deiner Stelle getötet worden und er danke Gott dafür.“ Ihre Verbitterung war nur allzu verständlich, und Willas Herz fühlte mit dieser Frau. Aber Alsneta hob den Kopf und fuhr entschlossen fort: „Als eine andere Bedienstete eintrat, verbarg ich den Brief rasch unter meiner Schürze. Ich sagte ihr, dass unser Herr tot sei, und trug ihr auf, Lord Wynekyn kommen zu lassen. Dann nahm ich das Tablett

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