Wie Fackeln im Sturm
gefasst, aber was er auch immer sagen wollte, erstarb auf seinen Lippen, als die Tür zu den Küchenräumen weit aufgestoßen wurde.
„Gut, dass du sie gefunden hast“, verkündete Lucan von der Tür aus.
„Ja.“ Hugh zögerte kurz. „Ich möchte mit dir und Lord Wynekyn sprechen. Ich werde gleich bei euch sein.“
Lucan nickte. „Wir warten auf der Empore in der Großen Halle auf dich.“
Hugh wartete, bis die Tür wieder ins Schloss gefallen war, ergriff dann Willas Arm und führte sie durch den Kräuter- und Gemüsegarten bis zu den großen Apfelbäumen. Sobald er sie weit genug in den Obstgarten gebracht hatte, um ungestört mit ihr reden zu können, baute er sich anklagend vor ihr auf und drohte ihr mit dem Zeigefinger.
„Du hast mir heute dreimal nicht gehorcht.“
„Nein, habe ich nicht“, erwiderte Willa kühn.
„Doch, hast du. Ich bat dich, in dein Gemach zu gehen, als wir zur Burg zurückkehrten.“
„Das habe ich auch getan“, beteuerte sie rasch.
„Gut. Ich habe dir aber auch verboten, das Zimmer zu verlassen, bis Baldulf eintrifft.“
„Ich wollte das Zimmer ja auch gar nicht verlassen“, entgegnete sie entschuldigend. „Aber ich hörte ein Geräusch und wollte der Sache auf den Grund gehen. Ich …“
„Du hast den Raum verlassen, ohne auf Baldulf zu warten.“
„Nun gut“, stimmte sie widerwillig zu. „Das mag sein, aber …“
„Und dann hast du dich eben nicht hingelegt, nachdem du den Brief deines Ziehvaters gelesen hast, sondern bist nach unten gegangen“, fuhr er fort.
„Du hast mir nicht aufgetragen, mich hinzulegen“, widersprach Willa entrüstet. „Ich war diejenige, die gesagt hat, ich würde mich hinlegen.“
„Aha! Dann hast du mich belogen. Das ist ja noch schlimmer!“
Willa verzog verstimmt das Gesicht und holte dann hörbar Luft, als ihr auffiel, dass Hughs Blick auf ihrer Brust ruhte. Mit Spannung stellte sie fest, dass zumindest ein Teil seines Zorns von einer ganz anderen Hitze überlagert wurde. Neugierig, ob sie noch einmal die gleiche Wirkung erzielen könnte, holte sie erneut tief Luft und atmete bewusst langsam aus. Fürwahr, ihr Gemahl ließ sich auch weiterhin von den Bewegungen ihrer Brust ablenken. Willa konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
„Du hast Recht, wenn du mir zürnst“, begann sie beschwichtigend. „Ich habe mich schlecht benommen. Ich … oh!“ Sie verstummte und schlug sich ans Bein.
„Was ist?“ fragte Hugh besorgt.
„Da hat mich etwas gebissen“, behauptete sie, beugte sich hinab und zog an ihrem Rocksaum.
„Wo?“ Hugh ging augenblicklich in die Hocke und half ihr, den langen Rock anzuheben.
„Ein wenig höher, mein Gemahl“, murmelte sie, als die Röcke beinahe schon über die Knie gingen.
Pflichtbewusst schob Hugh die Röcke noch ein wenig höher, betrachtete ihr blasses Bein und strich mit der Hand darüber. „Hier?“
„Ein bisschen höher.“ Willa biss sich auf die Unterlippe und spürte ein Kribbeln bis in die Zehenspitzen, als seine große Hand weiter an ihrem Schenkel hinaufglitt und den Stoff nach oben schob.
„Ich kann nichts sehen.“ Seine Stimme hatte diesen heiseren Klang angenommen, den Willa mochte, und sie selbst bebte erwartungsvoll am ganzen Leib.
„Bist du sicher? Ich habe deutlich einen Stich verspürt.“
„Eben hast du noch gesagt, du wärst gebissen worden.“ Er schaute auf, und ihre Blicke begegneten sich. Etwas in ihrem Mienenspiel ließ ihn innehalten; dann flammte etwas in seinen Augen auf, und seine Hand bewegte sich wieder. „Vielleicht sollte ich die Stelle küssen.“
„Ja. Bitte. Küss mich dort“, wisperte Willa, und nun hatte auch ihre Stimme diesen eigentümlich heiseren Klang angenommen.
Ohne den Blick von ihr zu wenden, beugte Hugh sich vor und drückte seine Lippen auf ihren Schenkel, bevor er mit der Zunge über ihre blasse Haut strich.
„Besser?“
„O ja. Schon viel besser“, hauchte Willa.
„Gut.“ Dann richtete er sich so unvermutet auf, dass Willa unwillkürlich einen Schritt zurücktrat, um nicht umgestoßen zu werden. Hugh ergriff ihren Arm, um ihr Halt zu geben, und lächelte. Willa hielt es für ein recht durchtriebenes Lächeln. „Wenn du dich in unser Gemach begeben hättest und dort geblieben wärst, hätten wir das genießen können, wonach du dich im Augenblick sehnst. Ich wollte dir in dem Badezuber Gesellschaft leisten, da ich den gleichen Gedanken hatte, aber dann musste ich feststellen, dass du mich
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