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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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schnell hinter einem Baum in die Hocke, als sie sah, dass Hugh auf die Tür zu den Küchenräumen zueilte. Noch im Laufen verschnürte er die Beinlinge. Von ihrem Versteck aus beobachtete Willa, wie ihr Gemahl die Küche betrat, und nachdem die Tür wieder ins Schloss gefallen war, erhob sie sich und streifte weiter durch den Obstgarten. Langsam ging sie zu der Stelle zurück, an der sie eben noch gewesen waren, da sie davon überzeugt war, dass Hugh dort zuallerletzt nach ihr suchen würde.
    Nur kurze Zeit später hörte sie das Knacken eines Asts. Willa hielt erschrocken den Atem an und ließ den Blick durch den Obstgarten schweifen; vor Angst sträubten sich ihr die Haare. Obwohl sie niemanden sehen konnte, war ihr mit einem Mal ganz unbehaglich zu Mute. Schließlich hielt sie es für besser, in den Burgfried zurückzukehren, und machte sich auf den Weg, als sie plötzlich wenige Schritte entfernt Hughs Schwert auf dem Boden liegen sah. Es steckte in der Scheide und lag noch an der Stelle, an der sie Hugh den Waffengurt abgenommen hatte. Offenbar war er so in Eile gewesen, dass er seine Waffe völlig vergessen hatte. Schnell ging sie weiter, um Gurt und Schwertgehenk aufzuheben.
    Willa hatte beinahe das Schwert erreicht, als sie wieder das Geräusch eines trockenen Zweiges vernahm. Diesmal war das Knacken sehr viel näher. Und diesmal wagte sie nicht, sich umzudrehen. Ein unbeschreiblicher Schreck durchzuckte sie, und so rannte sie zu dem Baum, an dem Hugh sie geliebt hatte. Dann warf sie einen ängstlichen Blick über die Schulter, und das Blut stockte ihr in den Adern, als sie erkannte, dass jemand auf sie zulief. Rasch bückte sie sich, um das Schwert aufzuheben und sich dem Angreifer zu stellen, doch die Waffe war viel schwerer, als sie gedacht hatte, so dass sie beim Anheben aus dem Gleichgewicht kam. Sie taumelte.
    Plötzlich stand Gawain vor ihr.
    Alsnetas Neffe sagte kein Wort. In seinen Augen lag ein irres Leuchten, als er sein Schwert auf sie richtete. Willas Herzschlag setzte aus, als die Klinge über ihr aufblitzte, doch dann vernahm sie plötzlich einen Aufschrei und wurde genau in dem Augenblick von jemandem zur Seite gestoßen, als das Schwert niedersauste. Unsanft landete sie auf dem Bauch, drehte sich aber rasch auf den Rücken und starrte fassungslos auf das grausige Bild, das sich ihr bot. Gawain stierte entsetzt auf seine Waffe, mit deren langer Klinge er seine eigene Tante durchbohrt hatte. Es war Alsneta gewesen, die Willa zur Seite gestoßen und den Schwerthieb auf sich genommen hatte.
    Einen Moment lang war Gawain wie erstarrt, bis er sich wieder fing. Kaltblütig zog er die Klinge aus dem Leib seiner Tante, ließ sie achtlos zu Boden sacken und wandte sich wieder Willa zu.

18. KAPITEL
     
    Ich werde sterben, dachte Willa. In ihrer grenzenlosen Verzweiflung schaute sie sich nach Hughs Schwert um, doch ihr sank der Mut, als sie sah, dass es zu weit weg lag. Jetzt hatte sie keine Möglichkeit mehr, sich zu retten.
    Ihr banger Blick fiel erneut auf Gawain, der nun unmittelbar vor ihr stand und zu einem weiteren Schlag ausholte. Als die todbringende Waffe niedersauste, rollte Willa sich geistesgegenwärtig zur Seite und wich dem Hieb aus. Schmutz und welkes Laub wirbelten auf, als die Klinge nur wenige Zoll neben ihrem Kopf in den Boden fuhr.
    Willa biss die Zähne zusammen und begann auf Händen und Knien fortzukriechen, aber Gawain trat mit einem Fuß auf ihren Rocksaum und hinderte sie an der Flucht. Sie richtete sich auf und wandte sich ihm zu. Wenn sie ihrem Schicksal schon nicht entrinnen konnte, so wollte sie ihrem Widersacher zumindest in die Augen schauen. Keinesfalls wollte sie sich hinterrücks ermorden lassen. Wenn Gawain ihren Tod wünschte, so müsste er sie von vorne erschlagen. Sie hoffte, ihr Mörder möge ein Leben lang von ihrem Gesicht heimgesucht werden.
    Gawain zögerte den Bruchteil einer Sekunde, und genau das rettete Willa das Leben, denn schon im nächsten Moment durchbrach ein wütender Aufschrei die trügerische Stille des Obstgartens. Willa war sich sicher, Hughs Stimme erkannt zu haben, und atmete erleichtert auf, als Alsnetas Neffe sich überrascht dem heranstürmenden Mann entgegenstellte. Erst da sah sie, dass es gar nicht Hugh gewesen war, der diesen tiefen und wilden Schrei ausgestoßen hatte. Sehr zu ihrem Erstaunen handelte es sich bei dem Retter, der nun mit Gawain kämpfte, um keinen anderen als Jollivet.

Willa setzte sich hin und konnte die

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