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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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vergiften?“
    „Ja, Alsneta. Du hast mein Leben gerettet. Gewiss wiegt das deine Schuld auf. Gott wird dir vergeben. Du wirst Luvena wiedersehen.“
    Die Frau stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und schaute sich mit müden Augen um, in denen das Licht allmählich erlosch. „Ja. Ich habe sie so … vermisst. Sie war mein … kleiner Sonnen …“
    „Sonnenschein“, beendete Willa den Satz mit einem lauten Schluchzer, als das Wort verklang und Alsneta den letzten Atemzug tat. Sonnenschein. Dieses Wort hallte in Willas Erinnerung wider. „Du bist mein kleiner Sonnenschein.“ Das hatte Alsneta oft zu ihrer Tochter gesagt, wenn die beiden Mädchen auf der Suche nach süßen Speisen in die Küche gekommen waren. „Du bist mein kleiner Sonnenschein, Luv.“
    Willa hielt Alsnetas Hand, aus der jegliche Wärme zu schwinden schien, und legte sie dann sanft auf Alsnetas reglose Brust. Von Trauer erfüllt, sank Willa zurück und fühlte sich mit einem Mal unendlich schwach. Etwas Hartes drückte gegen ihre Schienbeine, doch sie brauchte einen Moment, um herauszufinden, was es war. Als sie ihr Gewicht verlagerte, fiel ihr Blick auf Hughs großes Schwert.
    Gott hatte ihr eine Waffe überlassen, aber Willa hatte nicht die Kraft aufgebracht, um sie auch zu benutzen. Jetzt war Alsneta tot. Sie umfasste den Knauf, hob das Schwert an und zog es aus der Scheide, bis die blitzende Klinge vor ihr aufragte. Es war größer als sie, wenn sie kniete. Langsam zog sie sich an der langen Waffe hoch.
    „Verflucht! Er hat mein bestes Wams verunstaltet.“
    Bei diesem wütenden Ausruf drehte Willa sich um und sah, dass Jollivet Gawain zu Boden gestreckt hatte. Nun stand er neben dem Vorkoster und blickte erzürnt auf den Riss in seinem Wams. Doch dann ließ er mit einem Achselzucken von der Kleidung ab und kam lächelnd auf Willa zu. „Besser das Wams als mein Leib. Kann Alsneta gehen oder soll ich Eada … O mein Gott!“
    Jollivet blieb wie angewurzelt stehen, als sein Blick auf die tödliche Wunde der Köchin fiel.
    „Hugh!“ Lucan durchquerte die Große Halle und kam auf Hugh zu, der soeben die Treppe hinuntereilte, die zu den Gemächern im oberen Stockwerk führte. Er war in den Burgfried zurückgerannt, um Willa einzuholen. Die Küche und auch die Große Halle hatte er hinter sich gelassen, ohne Lucans Rufen Beachtung zu schenken, und war die Stufen hinaufgerannt.
    Kurz zuvor war er mit Recht zornig auf seine Gemahlin gewesen. Doch das Blatt hatte sich in nur wenigen Augenblicken gewendet, und nur deshalb, weil er sein Verlangen nicht zu bändigen wusste.
    Zugegeben, Willa hatte es ihm nicht gerade leicht gemacht. Mit Berechnung hatte sie seine Leidenschaft entflammt, zweifelsohne um ihn abzulenken. Und das war ihr wirklich gelungen. Allein der Gedanke, dass sie vor ihm gekniet und seine Erregung in den Mund genommen hatte, reichte aus, sein Verlangen aufs Neue zu entfachen. Vielleicht wäre er gut beraten, mehr als nur Entschuldigungen anzuführen, um ihren Unmut zu überwinden. Doch dann hatte er die Tür zum Schlafgemach geöffnet und feststellen müssen, dass seine Gemahlin gar nicht da war. Dabei war er fest davon überzeugt gewesen, sie sei nach oben gelaufen.
    Nachdem er auch einen kurzen Blick in die Herrenkammer geworfen hatte, war er wieder die Treppe nach unten geeilt. Jetzt, als er die letzten Stufen nahm und seinen Freund sah, wartete er gar nicht erst ab, was Lucan zu sagen hatte, sondern rief sogleich: „Wo ist meine Gemahlin?“
    Lucan schien die Frage zu erstaunen. „Als ich sie zuletzt sah, war sie mit dir draußen.“
    „Ja. Aber sie ist doch wieder hereingekommen … oder etwa nicht?“ fragte er leicht verunsichert.
    „Nein. Sie ist nicht durch die Große Halle gekommen.
    Lord Wynekyn und ich hätten sie bemerkt, denn wir haben die ganze Zeit auf der Empore auf dich gewartet.“
    „Verflucht!“ entfuhr es Hugh voller Wut. Diese Frau brachte ihn noch um den Verstand. Es bereitete ihr keine Schwierigkeiten, Eada zu gehorchen oder seinem Onkel, als er noch auf Hillcrest geherrscht hatte. Warum konnte sie dann nicht ihm gehorchen, zumindest ein wenig? Seit er ihr das erste Mal begegnet war, hatte sie sich ständig davongestohlen.
    „Was ist geschehen?“ erkundigte sich Lucan.
    „Wir hatten eine … kleine Auseinandersetzung“, wich Hugh aus und hastete bereits wieder auf die Küchenräume zu. „Sie ist weggegangen. Ich dachte, sie hätte sich wieder in den Burgfried begeben, doch offensichtlich

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