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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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unvorhergesehene Wendung der Ereignisse kaum fassen. Doch der Schreck wollte nicht von ihr ablassen, als das Klirren der Schwerter anhob; dann erregte ein Stöhnen von Alsneta ihre Aufmerksamkeit. Auf den Knien rutschte Willa zu der schwer verwundeten Frau.
    „Alsneta?“ wisperte sie. Als Willa die klaffende Wunde der Köchin erblickte, schnürte sich ihr die Kehle zu. Das Schwert hatte ihr die Schulter zertrümmert und war tief in den Körper eingedrungen. Willa wusste, dass Alsneta an dieser Wunde sterben würde, doch sie versuchte ihr zu helfen, so gut es ging.
    „Willa?“ Alsneta öffnete die Augen, während Willa begann, Druck auf die Wunde auszuüben.
    Willa zwang sich zu einem Lächeln. „Pst“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme. „Sprich nicht. Spar dir deine Kraft auf.“
    „Ich brauche mich nicht zu schonen“, hauchte die Frau. „Ich liege im Sterben.“
    „Nein, du wirst …“
    „Doch. Lass nur. Du tust mir nur noch mehr weh – es nützt nichts.“
    Willa zögerte und ließ dann von ihrem Vorhaben ab, die Blutung zu stillen. Es hatte ohnehin nichts bewirkt; selbst mit beiden Händen hatte sie den Blutfluss nicht aufhalten können. Als Alsneta matt die Hand hob, gehorchte Willa der stummen Aufforderung und ergriff die Hand der Frau. „Du hast mir das Leben gerettet.“
    „Ja.“ Sie atmete schwer. „Als ich um den Burgfried bog, schaute ich noch einmal zurück und erblickte Gawain am Rande des Obstgartens. Seiner lauernden Haltung entnahm ich, dass er Böses im Schilde führte. Also ging ich ihm heimlich nach. Zunächst glaubte ich, er würde euch nur beobachten. Aber das allein wäre schon schlimm genug gewesen“, sagte sie voller Abscheu und schüttelte den Kopf. „Ich wartete und hatte die Absicht, ihn zurechtzuweisen, als ihr tiefer in den Obstgarten gingt, um ungestört zu sein.“ Sie hielt inne, um Luft zu holen, und jedes Atemgeräusch wurde von einem unheilvollen Rasseln begleitet. „Doch dann griff er dich an, und da war mir klar, dass er für das ganze Unheil verantwortlich war. Er und sein Freund, dieser Nichtsnutz Uldrick.“
    „Uldrick?“ fragte Willa.
    „Ja. Er wurde genau zu der Zeit vermisst, als ein Mann von deinen Wölfen zerfleischt wurde. Ich erkannte ihn nicht, da sein Gesicht furchtbar entstellt war, aber der Tote hatte Uldricks Größe. Es kann nur dieser Uldrick gewesen sein. Er und Gawain müssen für Garrod gearbeitet haben. Ich durfte nicht zulassen, dass er dich tötet. Dieser Bastard hatte mir schon meine Luvvy geraubt.“ Ihr Atem ging nun schnell und unregelmäßig.
    „Ich habe dir mein Leben zu verdanken“, erwiderte Willa. Die Worte wirkten armselig angesichts Alsnetas Opfer. Sie hatte ihr Leben für Willa gegeben, für ein Kind, das sie geliebt hatte, und für eine Frau, die sie gehasst hatte – wenn auch nur kurz.
    „Ich wünschte …“, begann Willa und zuckte zusammen, als Alsneta ihre Hand mit ungeahnter Kraft zusammendrückte.
    „Nein, belaste dich nicht auch noch mit meinem Tod“, mahnte sie mit schwacher Stimme. „Es ist nicht deine Schuld. Auch an Luvenas Tod trifft dich keine Schuld. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich war nur so überrascht, und der neu erwachte Kummer hat mich um den Verstand gebracht.“
    „Aber wenn ich an jenem Tag nicht den Wunsch geäußert hätte, die Burg zu verlassen …“, begann Willa bekümmert.
    „Wessen Idee war es beim ersten Mal, als ihr euch aus der Burg gestohlen habt?“
    Willa blinzelte bei der Frage und gab dann widerwillig zu: „Luvenas.“
    „Ja.“ Alsneta hielt Willas Hand nun nicht mehr ganz so fest umklammert. „Das dachte ich mir. Ich kannte mein Mädchen. Du hast selten Lord Richards Autorität herausgefordert, wohingegen meine Kleine …“ Sie atmete aus und erschauerte. „Es war weder deine noch ihre Schuld. Es war das Schicksal und dein leiblicher Vater, dieser Bastard.“
    „O Alsneta.“ Willa biss sich auf die Lippe.
    „Weine nicht um mich, Kind. Ich werde wieder mit meiner Luvena zusammen sein, mit meiner kleinen Luwy.“ Sie lächelte erschöpft. Ihre Stimme wurde schwächer. „Ich bin bereit. Eine Mutter darf ihr Kind nicht überleben. Es ist nicht richtig.“
    Willa spürte, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen, und wischte sie mit dem Ärmel ihres Gewandes fort.
    „Willa?“
    Als sie sich Alsneta wieder zuwandte, bemerkte sie den sorgenvollen Blick der Köchin. „Ja? Was ist?“
    „Glaubst du … Gott wird mir vergeben, dass ich versucht habe, dich zu

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