Wie Fackeln im Sturm
ist ganz schön kalt, um zu schwimmen“, meinte Eada, als sie ein Wams nach dem anderen entfernte und Hugh reichte.
Willa zog eine Grimasse und atmete schließlich erleichtert auf, als auch das letzte Kleidungsstück fort war. Eada untersuchte sie nach möglichen Verletzungen. „Mir geht es gut.“
„Ich mache mir keine Sorgen um dich, Mädchen“, erwiderte Eada abwesend, „sondern um die Kleinen.“
„Die Kleinen!“ riefen Willa und Hugh wie aus einem Munde. Willa saß plötzlich kerzengerade auf den Pelzdecken, während Hugh – überwältigt von der Nachricht – auf das Feldbett sank und die Wämser achtlos zu Boden gleiten ließ. Eada verdrehte nur die Augen.
„Ich habe dir doch gesagt, dass er gleich in der ersten Nacht Zwillinge zeugen wird“, verkündete sie leicht ungehalten.
„Ja … hast du, ich weiß, aber … ich hatte es vergessen.“ Ihr Blick wanderte zu Hugh, und sie sah, dass auch er nicht mehr an diese Prophezeiung gedacht hatte. Er wirkte genauso verblüfft wie sie.
„Ich glaube, es geht ihnen gut.“ Eada richtete sich wieder auf. „Allerdings rate ich zu mehr Vorsicht.“
„Sie wird vorsichtig sein“, versicherte Hugh ihr mit fester Stimme, und Willa wurde augenblicklich unbehaglich zu Mute. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, sie und ihr Gemahl könnten völlig unterschiedliche Auffassungen von einem vorsichtigen Verhalten haben. Er blickte mit einem Mal wieder so streng drein … obgleich überhaupt keiner seiner Getreuen zugegen war.
Willa öffnete die Augen und setzte sich auf. Nachdem Eada sie untersucht hatte, hatte Hugh ihr geraten, sich auszuruhen. Sodann war er vor das Zelt getreten, um Befehle zu erteilen, und hernach wieder hereingekommen. Willa hatte es sich gerade ein wenig auf ihrem Feldbett bequem gemacht, als Hugh sich zu ihr legte und sie an sich zog. Es ärgerte sie ein wenig, dass er sie wie eine Puppe behandelte, aber schließlich vergaß sie ihren Unmut und kam zu dem Schluss, dass seine übertriebene Fürsorge eigentlich ganz liebenswert war. Doch dann presste er ihren Kopf an seine Brust und befahl: „Schlaf jetzt.“
Willa schüttelte den Kopf, und für einen Moment glaubte sie, sie habe sich seine strenge Stimme nur eingebildet. Schon beschlich sie das Gefühl, dass ihre Wahrnehmung ihr etwas vorzugaukeln begann.
„Schlaf jetzt“, wiederholte Hugh, und diesmal packte er ihren Arm und legte ihn zurück auf seine Brust. Wieder drückte er ihren Kopf nach unten.
Willa schürzte verstimmt die Lippen und spürte, wie die Wut allmählich in ihr hochstieg. Sie wollte Hugh klar machen, dass sie keineswegs müde war, überlegte es sich dann aber noch einmal anders. „Ich muss den Drachen leeren, den ich nicht habe.“
„Schon wied …?“ Hugh schluckte die Antwort herunter, setzte sich auf und zog sie mit sich hoch. „Gewiss. Die Kleinen hüpfen vermutlich auf deiner Blase herum.“
Bei dieser Bemerkung verzog Willa den Mund und entwand sich Hugh, um nach ihrem Gewand zu suchen. Sie warf es rasch über und wartete dann auf Hugh, der noch seinen Gürtel zumachte.
Sowie er damit fertig war, nahm er ihren Arm und geleitete sie vor das Zelt. Eigentlich war Willa davon ausgegangen, dass er sie geradewegs in die Büsche führen würde, daher war sie überrascht, als er stehen blieb und lauthals nach seinen Männern rief: „Rufus, Albin, Kerrich und Enion!“
Die vier Wachen waren sogleich zur Stelle.
„Kommt mit“, forderte er sie auf. Dann führte er Willa in den Wald, und die vier Männer folgten. Wenige Augenblicke später blieb er stehen und wandte sich an die Getreuen. „Rufus, du stellst dich da hin. Albin, du gehst da hinüber. Enion …“
„Hugh“, meldete sich Willa zu Wort und unterbrach ihn bei der Aufstellung der Wachposten. Ein fürchterlicher Verdacht beschlich sie.
„Ja?“ Die Unterbrechung schien ihn zu ärgern.
„Was machst du da?“
„Ich stelle die Wachen auf“, erklärte er. Dann wandte er sich wieder von ihr ab und deutete auf den dritten Mann. „Enion, du bleibst hier, Kerrich, du stehst dort. Was ist denn noch, Willa?“ fragte er, als sie ihn am Ärmel zog.
„Die Männer. Was … ich meine, wozu sind sie hier?“
„Sie sollen dich bewachen.“
Er sprach mit ihr wie mit einem einfältigen Geschöpf, das kaum etwas begriff. Natürlich hatte sie verstanden, worum es ging, aber sie hatte bis zuletzt gehofft, sie würde sich irren. Doch leider war das nicht der Fall.
„Nur zu“, drängte er sie, als sie ihn
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