Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
bloß fassungslos anstarrte.
    „Nur zu?“ wiederholte sie mit matter Stimme. „Du erwartest also von mir, dass ich … in Gegenwart der Männer … ich …“
    „Oh, ich vergaß.“ Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, da er offenbar die Lage unterschätzt hatte. Dann befahl er seinen Männern: „Dreht euch um.“
    Er wartete, bis die Getreuen sich von Willa und von der Stelle, die er ihr zuzuweisen gedachte, abgewandt hatten. Dann nickte er zufrieden und schaute Willa erwartungsvoll an.
    Willa entfuhr ein leises Wimmern, und sogleich zeichnete sich Besorgnis in Hughs Gesicht ab. „Was ist los? Geht es dir nicht gut?“ Willa schloss die Augen und spürte, dass er im selben Moment ihre Handgelenke umschloss. „Willa?“
    Da riss sie die Augen wieder auf – in ihnen lag ein loderndes Feuer. „In Gegenwart der Männer kann ich den Drachen nicht entwässern.“
    „Leeren, den Drachen nicht leeren“, verbesserte er sie mit gerunzelter Stirn.
    „Was tut das zur Sache?“ empörte sie sich plötzlich lautstark. „Ich habe keinen Drachen zum Leeren, aber du weißt genau, wovon ich spreche!“
    Er schnaubte ungehalten, als wäre sie diejenige, die sich unvernünftig verhielt. „Willa.“
    „Hör auf, mich zu drängen!“ entgegnete sie scharf. „Ich werde es nicht tun, wenn all die Männer hier herumstehen!“
    „Und warum nicht?“
    „Das fragst du noch?“ Sie blickte ihn fassungslos an und fragte sich, warum ihr entgangen war, dass es sich bei ihrem Gemahl um einen vollkommenen Tölpel handelte.
    „Ja. Warum? Sie können dich nicht sehen“, erwiderte er.
    Willas Augen funkelten vor Zorn. Sie hatte in der Tat versucht, eine pflichtgetreue Gemahlin zu sein, aber irgendwo gab es Grenzen der Zumutbarkeit. Vielleicht fühlte sie sich in Hughs Gegenwart mittlerweile so frei, dass ihr wahres, mitunter aufbrausendes Wesen zum Vorschein kam. Sie zwang sich zur Ruhe: „Sie werden mich aber hören.“
    „Dich hören?“ fragte er und lachte ungläubig. Willa bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
    „Ja, sie werden mich hören. Und allein das macht die Sache unmöglich.“
    Einen Moment lang herrschte Schweigen; Willa musterte ihn mit finsterer Miene, während Hugh offenbar ins Grübeln kam. Schließlich räusperte er sich, wandte sich erneut an seine Männer und rief: „Singt!“
    Wieder herrschte einen Augenblick lang Schweigen; dann drehten die Männer sich um und betrachteten ihren

Herrn unsicher. Hugh begegnete ihrem Zaudern mit einer düsteren Miene. „Ihr habt gehört, was ich gesagt habe. Singt!“
    Nun wechselten die Getreuen bedeutungsvolle Blicke und schauten wieder zu Hugh herüber. Einer von ihnen -Willa glaubte, dass es der Bursche namens Kerrich war -räusperte sich und erkundigte sich vorsichtig: „Was sollen wir singen, Mylord?“
    „Das ist mir gleich. Singt einfach“, antwortete Hugh aufgebracht und setzte hinzu: „So laut, wie ihr könnt.“
    Doch Hugh erntete abermals betretenes Schweigen. Dann begann Kerrich mit einer vollen Baritonstimme zu singen. Willa glaubte, die ersten Worte eines recht zotigen Liedes vernommen zu haben, als auch schon Rufus einstimmte – allerdings sang er ganz etwas anderes. Offensichtlich war ihm Kerrichs Lied nicht geläufig. Enion und Albin fielen rasch in den Gesang mit ein, wobei sie wiederum eine gänzlich neue Weise anstimmten. Und so schallten völlig unterschiedliche Lieder durch den Wald, die selbstverständlich von den Tonlagen her überhaupt nicht zueinander passten. Eigentlich konnte man nur noch von einem furchtbaren Lärmen sprechen.
    „Da hast du es!“ rief Hugh ihr zufrieden zu. „Jetzt werden sie dich gewiss nicht hören.“
    Willa starrte ihn einen Augenblick lang mit offenem Mund an, bevor sie sich an ihm vorbeizwängte und forschen Schritts zum Lager zurückging. Doch Hugh packte sie am Arm und hielt sie auf. „Ich dachte, du müsstest den Drachen leeren!“
    „Muss ich auch. Aber ich weigere mich, solange vier Männer um mich herum Wache stehen. Es war schon unangenehm genug, wenn du dabei warst!“ schrie sie.
    Er runzelte die Stirn. „Ich habe gehört, dass Frauen, die ein Kind erwarten, mitunter unvernünftig handeln, aber du wirst doch hoffentlich begreifen, dass ich die Wachen nicht fortschicken kann. Erinnere dich daran, was letztes Mal geschehen ist. Du kannst doch nicht dein Leben und das Leben unserer ungeborenen Kinder aufs Spiel setzen, nur weil du dir eine peinliche Situation ersparen

Weitere Kostenlose Bücher