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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Zweige zurück, die sie am Weitergehen hinderten.
    „Du hast uns im Wald gerettet, da du den Angreifer gehört hast, und dann hast du mich mit deinem Leib vor Pfeilen geschützt, als wir davonliefen.“
    Hugh gab einen schnaubenden Laut von sich. „Du hättest genauso gut allein durch den Wald entkommen können.“
    „Hätte ich nicht. Ich habe ja nicht einmal wahrgenommen, dass wir in Gefahr schwebten. Wie ein dicker Fasan hätte ich ahnungslos am Boden gehockt und eine gute Zielscheibe abgegeben.“ Bei dieser Vorstellung verzog sie den Mund. „Ich kann mir schon den Wortlaut auf meinem Grabstein vorstellen. ‚Hier ruht Willa Dulonget. Ein Pfeil bohrte sich in ihr Herz, als sie den Drachen leerte. 1 Gütiger Gott, die Trauergemeinde wird hinter vorgehaltener Hand kichern.“
    Was daraufhin an ihre Ohren drang, klang verdächtig nach einem prustenden Lachen; dann räusperte Hugh sich und fragte: „Wo hast du diesen Ausspruch mit dem Drachen nur gehört?“
    „Von Baldulf“, erwiderte Willa, doch dann fluchte sie plötzlich, blieb stehen und rieb sich den Fuß. Sie war auf etwas Scharfkantiges getreten. Als sie unter der Fußsohle nichts spürte und der Schmerz nachließ, ging sie unbeirrt weiter. „Er hat es immer gesagt“, erläuterte sie. „Als ich jung war, glaubte ich, er würde wirklich einen richtigen Drachen leeren, obgleich ich überhaupt nicht wusste, wie man so ein Untier leert und was man genau dabei leert. Daher war ich neugierig, es herauszufinden, aber Eada erwischte mich, als ich mich aus der Hütte stehlen wollte, um den Drachen zu sehen. Dann klärte sie mich auf, dass es sich nicht um einen echten Drachen handelte.“
    „Hm.“ Er knickte einen weiteren Ast um, der ihnen den Weg versperrte. „Offensichtlich hat sie dich nicht besonders gut aufgeklärt.“
    „Wie meinst du das?“ fragte sie entrüstet. „Natürlich hat sie das.“
    „Nein, hat sie nicht. Sonst hättest du den Spruch gerade nicht benutzt.“
    Willa blieb stehen, drehte sich zu ihm um und stemmte die Hände in die Hüften. „Warum?“
    „Ganz einfach, du hast keinen Drachen, den du leeren könntest.“
    Sie blinzelte ihn verwirrt an, bis ihr Blick auf seinen Hosenbund fiel und ihre Augen vor Erstaunen ganz groß wurden, als sie begriff. „Oh.“
    „Genau. Oh.“
    Sie trat wieder auf etwas Spitzes und rieb sich den Fuß. Hugh lachte, hob sie hoch und trug sie. Willa widersetzte sich lautstark, aber er schüttelte bloß den Kopf. „Pst. Du hast uns aus dem Wasser gerettet. Jetzt werde ich uns zurück ins Lager bringen. Ruh dich aus.“
    Nach kurzem Zögern legte sie den Kopf an seine Brust und gab nach. In seinen Armen war es warm, und sie brauchte nicht mehr länger Acht zu geben, wohin sie trat. Was gab es da noch zu überlegen?
    Es herrschte einvernehmliches Schweigen, als er sie durch die helle Mondnacht trug. Willa hätte sich gern mit ihrem Gemahl unterhalten, doch sie wollte nicht, dass er sich beim Tragen auch noch mit dem Sprechen abmühte. Schließlich wurden ihre Lider immer schwerer, und sie gähnte. Ehe sie überhaupt richtig wahrnahm, dass die Müdigkeit allmählich Überhand nahm, war sie bereits eingeschlafen.
    Willa war sich nicht sicher, wie lange sie geschlafen hatte, als sie die Augen wieder aufschlug. Hugh trug sie immer noch in seinen starken Armen, aber die Nacht kam ihr heller vor. Der Morgen brach an.
    „Wie weit …“, begann sie, doch er bedeutete ihr zu schweigen und verlangsamte plötzlich die Schritte. Willa verspannte sich in seinen Armen.
    Nachdem sie eine Weile still an einer Stelle verharrt hatten, empfand Willa das Schweigen als unerträglich und wisperte ängstlich: „Was ist? Hast du etwas gehört oder gesehen?“
    „Ja. Ich glaube, die Männer kommen. Der Wachposten muss meinen Ruf gehört haben. Sie suchen uns.“ Er schaute sie mit gerunzelter Stirn an und blickte dann auf das Buschwerk zu beiden Seiten. Rasch ging er auf das Gebüsch zu seiner Rechten zu und blieb stehen. Offenbar zögerte er, sie dort abzusetzen, doch die Aussicht, dass die Getreuen seine Gemahlin unbekleidet vorfinden würden, schien ihm ebenso wenig zu behagen.
    „Bedeck dich mit deinem Haar“, schlug er schließlich vor. Sofort begann Willa, die noch feuchten Haare über ihre Brüste und ihren Bauch zu legen. Unglücklicherweise wies es nicht mehr die gewohnte Länge auf. Das Feuer in der Hütte hatte das untere Drittel versengt, und dann hatte Eada ihr Haar auf Taillenhöhe abgeschnitten. So war

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