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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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sie von der Taille abwärts unbekleidet, aber Hugh umfasste sie so, dass sein rechter Arm ihr Hinterteil verdeckte. Dann drehte er sie zu sich, so dass ihr Oberkörper ihm zugewandt war.
    „Könntest du mich nicht hier lassen und mir ein Gewand holen?“ fragte sie voller Hoffnung, war indes nicht überrascht, als er den Kopf schüttelte.
    „Unser Verfolger hat zwar versagt, aber er hat sich als hartnäckig erwiesen. Ich werde dich nicht ohne Schutz zurücklassen.“
    Willa gab nach und lehnte sich mit hängenden Schultern an Hugh. Sie barg den Kopf an seiner Schulter, als die Getreuen bereits nach ihnen riefen; Hugh schrie sogleich laut zurück. Nun vernahmen sie Schritte und das Rascheln von Zweigen und Buschwerk, denn die Männer beeilten sich nun offenbar, ihren Herrn zu finden. Im nächsten Augenblick hörte sie, wie die Leute durch das Gebüsch brachen. Scheinbar waren sie bei dem Anblick, der sich ihnen bot, wie angewurzelt stehen geblieben, denn es war augenblicklich ruhig geworden. Willa konnte förmlich spüren, dass die Blicke mehrerer Männer auf sie gerichtet waren. Mit einem Mal war sie dankbar, dass es noch nicht taghell war, denn sie hatte das Gefühl, vor Scham zu erröten.
    „Beim Allmächtigen!“ Sie glaubte, Lucans Stimme erkannt zu haben. Sein Ausruf des Erstaunens brachte wieder Bewegung in den Suchtrupp, denn jetzt hörte Willa wieder Schritte und das Knacken und Rascheln von Zweigen, als die Männer näher kamen.
    Dann spürte sie, dass ihr jemand ein wärmendes Kleidungsstück umlegte, und als sie die Augen öffnete und den Kopf ein wenig zur Seite drehte, sah sie, dass sie sich nicht geirrt hatte: Lucan hatte sein Wams abgelegt und legte es ihr um die Hüften. Sie wollte ihm gerade danken, als sie bemerkte, dass sich auch Jollivet unter den Leuten befand und ebenfalls sein Wams auszog. Noch im selben Moment trat er vor und legte es ihr um den Oberkörper. Hinter ihm stand bereits Baldulf, der es sich nicht nehmen ließ, Willa seinen Waffenrock um die Beine zu legen. Damit nicht genug, denn schon war der nächste Getreue vorgetreten, um der Burgherrin wieder zu sittsamer Bekleidung zu verhelfen.
    Willa schaute sich erstaunt um. Mindestens weitere sechs Getreue hatten sich angeboten, um Willas Blöße zu bedecken. Inzwischen war sie natürlich nicht mehr nackt. Als ihr ein Kleidungsstück nach dem anderen umgelegt wurde, hatte Willa das Gefühl, vom Regen in die Traufe zu kommen, denn allmählich staute sich die Hitze unter all den Wämsern, Waffenröcken und Umhängen. Doch Willa hatte nicht den Mut, auch nur eines der dargebotenen Kleidungsstücke abzulehnen. Die Männer hatten alle so ernste Mienen aufgesetzt, man hätte meinen können, sie betrauerten den Tod ihrer Burgherrin. Also ertrug Willa die beinahe unerträgliche Hitze standhaft und bedankte sich bei den Männern; sie war mehr als erleichtert, als Hugh endlich weiterging.
    Sie hörte zu, als Lucan die Vermutung bestätigte, der Wachposten am Feuer habe den Ruf gehört und die anderen geweckt. Daraufhin hatten sie sich unverzüglich mit Fackeln auf die Suche gemacht. Lucan hatte den Pfeil in dem Baum entdeckt, Baldulf das Untergewand vor dem Abgrund. Daraufhin hatten sie gefolgert, dass Willa und Hugh den Sprung gewagt hatten, und hatten sie unten entlang des Flusses gesucht.
    Während die Männer sich austauschten, fiel Willa mit einem Mal etwas auf. Ihr Gemahl sprach ganz anders, wenn er sich mit seinen Männern unterhielt. In Gegenwart seiner Getreuen gab er meistens nur ein kurzes, zustimmendes Brummen von sich und machte knappe Bemerkungen. Wenn er indes mit ihr allein war, redete er sehr viel mehr. Außerdem machte Hugh sich beim Gehen ein wenig größer und straffte bewusst die Schultern, um noch breiter zu erscheinen. Auch sein Gesichtsausdruck wirkte nun viel strenger.
    Während des ganzen Rückwegs dachte sie über diese merkwürdige Verhaltensweise nach, und sie war immer noch damit beschäftigt, als Eada sie in Empfang nahm.
    „Geht es dir gut?“ fragte die alte Frau besorgt und folgte Hugh, als er Willa zu seinem Zelt trug.
    „Lasst mich zu ihr“, forderte sie und schickte Hugh mit einer unmissverständlichen Geste fort, nachdem er Willa auf dem notdürftigen Feldbett abgesetzt hatte.
    Willa warf ihrem Gemahl einen mitfühlenden Blick zu, als er der Alten gehorsam Platz machte. Er schien verärgert zu sein, und Willa wusste sehr wohl, dass es Hugh schwer fiel, sich mit Eadas herrischem Wesen abzufinden.
    „Es

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