Wie Fackeln im Sturm
doch an, dass alles in Ordnung ist und sämtliche Angelegenheiten erledigt sind. Seid ihr bereit, euch das Jawort zu geben?“
„Ja.“ erwiderten Willa und Hugh wie aus einem Munde.
„Gut, gut, dann solltet Ihr vielleicht nach dem Geistlichen schicken. Es besteht kein Grund, länger zu warten. Die Köchin und die anderen Bediensteten haben die letzten Tage über wie verrückt gearbeitet, um sämtliche Vorbereitungen zu treffen. Ich denke, wir haben an alles gedacht.“
„Ich vermute, Ihr habt das Schreiben gefunden und könnt uns nun über ihren richtigen Namen aufklären“, sagte Hugh mit einem Gefühl der Erleichterung, das sogleich schwand, als er Lord Wynekyns betrübte Miene sah.
„Ihr habt den Brief also nicht gefunden?“
„Nein.“ Der ältere Mann stand mit gesenkten Schultern da. „Heute Morgen bin ich nochmals Richards persönliche Dinge durchgegangen, als ein Diener hereinkam und mir mitteilte, dass Ihr mit Willa auf dem Weg zur Burg seid. Da war ich so aufgeregt, dass ich ganz vergessen habe …“
„Stellt mein Name denn eine Schwierigkeit dar?“ fragte Willa überrascht.
Lord Wynekyn rang sich ein dünnes Lächeln ab und tätschelte ihr aufmunternd die Hand. „Keine Sorge, meine Liebe. Wir werden den Brief schon noch finden, und dann können wir Hochzeit halten. Hugh, vielleicht könntet Ihr … was ist, Willa?“ erkundigte er sich, als sie ihn auf den Arm tippte, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
„Wofür brauchst du diesen Brief?“
„Wir müssen deinen Nachnamen kennen, um ihn in den Heiratsvertrag eintragen zu können. Richard versprach, ein Schreiben zu hinterlassen, aus dem dein voller Name hervorgeht, aber bislang habe ich es nicht finden können“, erklärte er und tätschelte ihre Hand erneut. Dann wandte er sich Hugh zu und fuhr fort: „Vielleicht könntet Ihr mir helfen. Ich habe Richards Gemach mehrfach durchsucht und … ja, Willa, was ist?“ fragte er wieder, diesmal allerdings ein wenig ungeduldiger.
„Ich kenne meinen Namen.“
„Natürlich, meine Liebe.“ Schon blickte er wieder zu Hugh, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und wandte sich dann ruckartig Willa zu, als er endlich begriff, was sie soeben gesagt hatte. „Du kennst deinen Namen?“
„Gewiss.“
„Wie lautet er?“ wollte Hugh wissen.
„Willa Evelake.“
„Evelake“, murmelte Hugh und lächelte.
„Evelake“, wiederholte Lord Wynekyn und zog die Stirn in tiefe Falten, als versuchte er, den Namen einzuordnen.
„Wäre damit alles geklärt?“ fragte Willa vorsichtig. „Kann die Trauung stattfinden?“
Lord Wynekyns Miene hellte sich schlagartig auf. „Ja! Aber natürlich. Hugh …“
„Ich werde den Burgkaplan holen lassen.“
„Gut, trefflich. Und vielleicht …“
„Ich kümmere mich um alles, Lord Wynekyn“, versicherte er ihm geduldig. „Geleitet Willa doch nach oben und zeigt ihr das Gewand, das Ihr habt anfertigen lassen. Dann kann sie in Ruhe alle Vorbereitungen treffen.“
„Ja.“ Mit strahlendem Gesicht nahm der ältere Mann Willas Arm und führte sie die Stufen hinauf.
8. KAPITEL
„Ich hoffe, du magst das Gewand, meine Liebe. Ich trug einer Frau auf, es fertig zu haben, sowie ich London erreichte. Ich wusste, dass mein Bote mehrere Tage brauchen würde, um Hugh zu finden und ihm mitzuteilen, dass er nach London kommen solle. Gewiss, Hugh war schneller, als ich erwartet hatte. Er verließ London unverzüglich, nachdem er mit Richards Advokat gesprochen hatte, während ich noch bis zum Nachmittag warten musste, bis das Gewand fertig war. Erst dann konnte ich nach Hillcrest zurückkehren.
Willa nickte aufmerksam, als sie den Burgfried betraten und die Große Halle durchquerten. Sie wusste aus Erfahrung, dass ihr Onkel nicht mehr als ein eifriges Nicken erwartete. Denn Lord Wynekyn hörte sich selbst viel zu gerne reden.
„Es war gar nicht so einfach, das kann ich dir sagen“, fuhr er fort und lachte, als sie die gewundene Treppe erklommen. „Natürlich hatte ich keine Gelegenheit, an dir Maß zu nehmen. Glücklicherweise war die Tochter der Schneiderin ungefähr so groß wie du, und so musste sie beim Maßnehmen herhalten. Dann wollte die Frau wissen, welchen Schnitt das Kleid haben sollte. Als ob ich je irgendetwas von Damengewändern verstanden hätte!“ Er lachte wieder, als er Willa durch einen Korridor führte und schließlich auf ein Gemach wies, dessen Tür offen stand. „Ich bat sie einfach, den neuesten Schnitt zu berücksichtigen,
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