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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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sie mehr Zeit zum Spielen hätte. Und ich glaube, während eines Besuchs fragte sie mich, ob sie nicht ein Pferd haben könnte. Oh, und dazu noch sämtliche Süßspeisen der Welt.“
    Willa zog die Nase kraus und erklärte: „Eada hat nichts für süße Speisen übrig.“
    „Schließlich, nachdem ich ihr erklärt hatte, dass ich ihre Wünsche nicht erfüllen konnte, rief sie aus: ‚Aber natürlich kannst du das, du bist doch ein Pater’, und da begriff ich, was sie durcheinander brachte. Eada und ich klärten sie über Taufpaten auf und erklärten ihr, dass es sich dabei um einen Ersatzvater oder einen Onkel handelt, und sie erwiderte, warum sie mich dann nicht Onkel nennen dürfe. Ich war damit einverstanden, und von diesem Tag an bezeichnet sie mich einfach nur als ihren Onkel.“
    „Was für eine köstliche Geschichte!“
    Alle drehten sich zu der Stimme um und sahen, dass Jollivet eilig die Stufen hinuntertänzelte. Er schwebte auf Willa zu, begrüßte sie mit einer überschwänglichen Umarmung und strahlte übertrieben über das ganze Gesicht. „Seid gegrüßt, Teuerste. Wir müssen uns noch miteinander bekannt machen. Ich bin Vetter Jollivet, Eure zweite Wahl für einen Gemahl, falls sich dieser Tollpatsch hier als unpassend erweisen sollte.“ Im Flüsterton fügte er verschwörerisch hinzu: „Ihr müsstet es mich nur wissen lassen, und schon mache ich Euch zu einer Witwe und heirate Euch dann selbst.“
    Da begriff Hugh, dass Jollivet offenbar in Erfahrung gebracht hatte, auch er käme als Gemahl für Willa infrage, und erschrak. Zudem fiel ihm auf, wie ehrfürchtig Willa seinen jüngeren, redefreudigen Vetter ansah. Zorn und ein Hauch von Angst nahmen von ihm Besitz. Bevor er sich indes durch eine törichte Eifersucht zum Narren machen konnte, streckte Willa die Hand aus und strich bewundernd über den Ärmel von Jollivets hellrotem Mantel. „Was für ein hübscher Stoff!“
    Der Höfling schaute stolz an sich herab und nickte. „Wunderbar, nicht wahr? Und Euch würde es auch ganz ausgezeichnet stehen. Zu Eurem Haar passte er vorzüglich. Viel besser als die Kleidung, die ihr gerade am Leib tragt, meine Teure. Mit Verlaub, aber die Dame des Hauses sollte nicht in einem so ärmlichen Aufzug Einzug halten. Ihr hättet lieber Lady Godiva nacheifern sollen, als diese Kleidung zu tragen. Gewiss ist Euer volles Haar lang genug, um Euch sittsam zu bedecken.“ Kichernd streckte er die Hand aus und hob einen ihrer golden schimmernden Zöpfe an, die ihr beinahe bis zum Knie reichten; da schlug Hugh ihm empört auf die Hand.
    „Genug, Jollivet. Vetter oder nicht, wenn du weiterhin meinen Unmut schürst, werde ich dich …“
    „Wer ist Lady Godiva?“ fragte Willa neugierig nach.
    „Eine berühmte Pferdefrau“, erwiderte Lord Wynekyn rasch und errötete leicht. Vielleicht hat der ältere Mann Recht, dachte Hugh und hüstelte verlegen: Es ziemte sich gewiss nicht, von der legendären Countess aus Mercia zu berichten, die sich für die Belange der Bewohner Coventrys eingesetzt hatte, als ihr Gemahl zu hohe Steuern erheben wollte. Im Scherz hatte Earl Leofric vorgeschlagen, er werde die Belastungen zurücknehmen, wenn sie nackt durch Coventry reiten würde. Und da hatte sie ihn beim Wort genommen und war eines schönen Tages nur von ihrem wallenden Haupthaar bedeckt durch die Straßen der Stadt geritten. Mit einem Räuspern fuhr Lord Wynekyn fort: „Da wir gerade von Kleidung sprechen, ich habe eine Überraschung für dich.“
    „Für mich?“ Aufgeregt wandte Willa sich ihm zu. „Was ist es?“
    „Nun wirst du vielleicht verstehen, warum ich die Burg nach Hillcrests Tod so überstürzt verlassen habe. Ich weiß, dass meine rasche Abreise dich traurig gemacht hat, meine Liebe, aber ich musste sowohl Hugh als auch King John von Richards Tod in Kenntnis setzen. Und auch ich wollte sicherstellen, dass du für deine Hochzeit angemessen gekleidet bist.“ Er lächelte. „Ich habe ein neues Gewand für dich anfertigen lassen, das du bei deiner Hochzeit tragen sollst.“
    „Ein neues Gewand?“
    „Ja. Komm, ich habe es oben in einem Gemach gelassen und bin sehr gespannt, ob es dir gefällt.“ Er nahm Willas Arm, um sie in den Burgfried zu geleiten, hielt dann indes inne und drehte sich um. „O Hugh, fast hätte ich es vergessen! Ich habe mit dem Burgkaplan gesprochen, und er versicherte mir, dass die Hochzeit stattfinden kann, sobald ihr beide bereit seid.“ Nun schaute er von Hugh zu Willa. „Ich nehme

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