Wie funktioniert die Welt?
Allerdings hinterlassen die Zufallsereignisse, die in den ersten Lebensjahrzehnten über die Gehirnentwicklung bestimmen, dauerhafte Spuren.
Wenn man über eine bestimmte Persönlichkeit nachdenkt, ist es also hilfreich, wenn man sich bewusst ist, welch einflussreiche Rolle der Zufall für ihre Entstehung gespielt hat. Wenn wir erkennen, wie wichtig der Zufall für individuelle Persönlichkeitsunterschiede ist, verlieren diese nicht nur einen Teil ihrer Rätselhaftigkeit, sondern daraus können sich auch moralische Konsequenzen ergeben: Vielleicht haben wir dann mehr Verständnis und Mitgefühl für die vielen ganz unterschiedlichen Menschen, mit denen wir unser Leben teilen.
Beatrice Golomb
Metabolisches Syndrom: Anpassung des Energiehaushalts der Zellen an eine giftige Umwelt?
Professorin für Medizin, University of California in San Diego
Das Metabolische Syndrom (MetSyn) wurde als Epidemie des 21 . Jahrhunderts bezeichnet. Es ist eine Kombination verschiedener Symptome, darunter ein hoher Body Mass Index ( BMI ), ein hoher Blutzuckerspiegel, Bluthochdruck, ein hoher Triglyceridspiegel, ein großer Taillenumfang und/oder ein zu niedriger Spiegel des »guten« HDL -Cholesterins. Epidemien von Fettleibigkeit und Diabetes sind mit der explosionsartig zunehmenden Verbreitung des MetSyn gekoppelt und begleiten sie.
Nach der derzeit herrschenden Ansicht ist das MetSyn auf eine übermäßig hohe Aufnahme von Nahrungskalorien (»Energie«) und einen zu geringen bewegungsbedingten Energieverbrauch zurückzuführen; die Folge ist Gewichtszunahme – eine »Übersättigung mit Energie«, und als Folge entwickeln sich dann die anderen Merkmale. Schließlich haben wir heute besseren Zugang zu Kalorien und sitzen häufiger als in früheren Zeiten. Die einzelnen Risikofaktoren für MetSyn sind in einer ansonsten gesunden jungen Bevölkerung mit einer höheren Sterblichkeit assoziiert.
Damit bleiben aber viele Fragen unbeantwortet: Warum hängen die verschiedenen Elemente des MetSyn zusammen? Warum haben Übergewichtige heute häufiger Diabetes als früher? Warum entwickeln sich manche Elemente des MetSyn heute bereits im Kleinkindalter? Warum tritt das MetSyn auch in den armen Ländern der Dritten Welt auf?
Die üblichen Erklärungen schaffen wiederum Widersprüche. Angenommen, das MetSyn ist auf einen Energieüberschuss zurückzuführen: Warum leisten dann die folgenden Faktoren, die für eine verminderte Energiezufuhr oder einen höheren Energiebedarf sorgen, dem MetSyn Vorschub, statt dagegen zu schützen?
Schlafapnoe (diese ist ein größerer Risikofaktor für das MetSyn als Übergewicht; zudem wirkt sich die Therapie der Schlafapnoe günstig auf alle Elemente des MetSyn aus).
Sehr kalorien- oder fettarme Ernährung.
Fasten, Auslassen von Mahlzeiten.
Ernährung, die Hypoglykämie begünstigt (kohlenhydratreiche/fettarme/proteinarme Diäten führen zu Insulinschüben ohne Gegengewicht).
Schlafmangel (mehr energieintensive Zeit im Wachzustand).
Krankheiten/Verletzungen/Operationen (hoher Energiebedarf).
Kalte Witterung (Energieaufwand zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur).
Nährstoff- und Antioxidantienmangel (angemessene Mengen sind für die Energieproduktion notwendig).
Oxidativer Stress (verursacht Funktionsstörungen der Mitochondrien, die in den Zellen die Energie produzieren).
Pathologische Veränderungen der Mitochondrien.
Warum vermindern Wirkstoffe, die vor Energiemangel schützen (Antioxidantien in Kakao und Zimt, mitochondrienunterstützendes Coenzym Q 10 ) die Symptome des MetSyn?
Warum wirkt Bewegung, die Energie verbraucht, aber auch über Antioxidantienwirkung, Neubildung von Mitochondrien, Anregung von Kreislauf und Herz-Lungen-Funktion (wodurch sich die Aufnahme und Verteilung von Sauerstoff sowie seine Umwandlung in Energie verstärken) die Energieproduktion erhöht, dem MetSyn entgegen?
Warum lässt das MetSyn die Sterblichkeit nicht mehr weiter ansteigen (und dient manchmal sogar dem Überleben), wenn die untersuchte Gruppe sich im fortgeschrittenen Alter befindet oder an Herzversagen oder schweren Nierenerkrankungen leidet – alles Gesundheitsstörungen, die den Energiehaushalt der Zellen beeinträchtigen?
Nehmen wir einmal an, das genaue Gegenteil der allgemein anerkannten Erklärung wäre richtig.
Könnte das MetSyn eine Anpassungsreaktion auf
unzureichende
Energieversorgung darstellen? Immerhin sind Fettspeicher, Glucose und Triglyceride leicht zugängliche Energiequellen
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