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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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Patienten in einem der Tests, die in unregelmäßigen Abständen vorgenommen werden, der Kokaingebrauch nachgewiesen wird. Für die meisten Patienten besteht in diesem Fall ein großer Anreiz, sich von Drogen fernzuhalten; sie haben sich festgelegt.
    Viele besonders schwierige gesellschaftliche Probleme vom Klimawandel bis zum Nahostkonflikt ließen sich lösen, wenn die Beteiligten einen Weg finden würden, um sich für die Zukunft auf eine Handlungsweise festzulegen. Sie wären gut beraten, wenn sie Tom Schelling lesen und so herausfinden würden, wie man eine solche Festlegung trifft.

Jennifer Jacquet
Wie du mir, so ich dir
    Clinical Assistant Professor für Umweltstudien, New York University
    Manchmal kann es so aussehen, als sei Egoismus die beste Strategie. Er ist beispielsweise die rationale Reaktion auf das Gefangenendilemma, bei dem jede von zwei Personen entweder kooperieren oder abtrünnig werden kann, was zu vier möglichen Ergebnissen führt. Ganz gleich, was der andere tut, immer liefert egoistisches Verhalten (abtrünnig zu werden) den größeren Gewinn. Wenn aber beide Spieler abtrünnig werden, ergeht es beiden schlechter, als wenn sie kooperiert hätten. Als der Politikwissenschaftler Robert Axelrod mit Kollegen jedoch mehrere hundert Runden des Gefangenendilemmas in Form einer mathematischen Gleichung auf einem Computer ablaufen ließ, führte die Wiederholung des Spiels zu einem anderen Ergebnis.
    Experten aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten reichten 76 verschiedene Spielstrategien ein, die Axelrod gegeneinander antreten ließ – und manche davon waren sehr raffiniert. Jede Strategie sollte in 200  Runden gegen alle anderen zum Einsatz kommen. Die Strategie, die am Ende das beste Ergebnis erbrachte, war auch die einfachste. Der Sieger war
Wie du mir, so ich dir
, eine Wenn-dann-Strategie, in der ein Spieler beim ersten Mal kooperiert und anschließend immer das Gleiche tut wie der Partner. Wie wichtig Gegenseitigkeit für die Evolution der Kooperation ist, wurde von Menschen entdeckt, aber mit Maschinen simuliert und bestätigt.
    Diese elegante Erklärung wurde dann an lebenden Egoisten mit einem eleganten Experiment dokumentiert. Der Evolutionsbiologe Manfred Milinski beobachtete Verhalten nach dem Motto »Wie du mir, so ich dir« auch bei seinen Versuchsobjekten, Dreistachligen Stichlingen. Bei der Beobachtung, wie zwei dieser Fische sich einem Räuber zu nähern pflegten, machte er vier Möglichkeiten aus: Sie konnten nebeneinanderschwimmen, oder einer übernahm die Führung, während der andere ihm auf dem Fuße folgte (oder umgekehrt), oder beide konnten sich zurückziehen. Diese vier Szenarien entsprachen den vier verschiedenen Situationen, die das Gefangenendilemma definieren.
    Für das Experiment wollte Milinski jeweils zwei Stichlinge verwenden, aber diese Fische zu trainieren ist unmöglich. Also setzte er einen einzelnen Stichling in das Aquarium und brachte Spiegel an, die sich wie zweierlei Begleiter verhielten. Im ersten Fall wurde mit einem parallel angebrachten Spiegel ein Begleiter simuliert, der neben dem Versuchstier schwamm. Im zweiten simulierte ein System aus schrägen Spiegeln, die in einem Winkel von 32  Grad angebracht waren, einen Partner, der abtrünnig wurde – das heißt, wenn der Stichling sich dem Räuber näherte, sah es so aus, als würde der Begleiter sich unkooperativ immer weiter zurückfallen lassen. Je nachdem, wie der Spiegel angebracht war, hatte der Stichling also entweder den Eindruck, das Risiko sei gleichmäßig verteilt, oder er musste es allein übernehmen.
    Bringt man Stichlinge mit einem Partner zusammen, der abtrünnig wird, bevorzugen sie den sicheren Teil des Aquariums, der am weitesten vom Räuber entfernt ist. In den Versuchen mit dem kooperierenden Spiegelbild dagegen wagten die Stichlinge sich doppelt so häufig in die Hälfte des Tanks, die dem Räuber näher war. Wenn die Stichlinge einen Begleiter hatten, waren sie abenteuerlustiger. In der Natur verbindet sich kooperatives Verhalten mit mehr Nahrung, mehr Platz und damit einem größeren individuellen Fortpflanzungserfolg. Im Gegensatz zu der Voraussage, wonach egoistisches Verhalten oder Rückzug optimal sein sollten, konnte Milinski mit seiner Beobachtung, dass Stichlinge sich dem Räuber häufiger gemeinsam nähern, Axelrods Erkenntnis bestätigen: »Wie du mir, so ich dir« stellt in der Evolution die optimale Strategie dar.
    Mit seinen Befunden, die 1987 in der

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