... Wie Gespenster in der Nacht
bei euch“, sagte Mara. „Und ich weiß, dass Duncan und Andrew auch immer wieder vorbeigeschaut haben.“
„Ich glaube, Billie will sagen, dass uns …“, Iain zuckte mit den Schultern, „… nun, eine Veränderung aufgefallen ist. Ich wüsste nicht, wie ich es sonst ausdrücken sollte. Aber irgendwie scheinen die Leute im Dorf plötzlich alle reservierter zu sein.“
„Vielleicht halten sie ja nur für eine gewisse Zeit ein wenig Abstand. Schließlich weiß doch jeder, dass Frischverheiratete Besseres zu tun haben, als Gäste zu unterhalten“, gab Mara zu bedenken.
„Das würde ich auch gern glauben.“ Iain sah keineswegs überzeugt aus.
„Ich habe mich schon gefragt, ob es vielleicht an mir liegt“, fügte Billie hinzu. „Vielleicht stört es sie, dass ich aus Amerika komme, auch wenn meine Familie von hier stammt. Aber als ich ankam, war jeder so herzlich zu mir, und auch bei unserer Hochzeit schien jeder glücklich, dass Iain und ich uns gefunden haben.“
„Sicher legt sich das in ein paar Wochen“, beruhigte Mara sie. „Wahrscheinlich müssen sie sich erst einmal an deinen neuen Status gewöhnen. Wir leben in einem winzigen Dorf, da dauert es immer länger, bis Veränderungen akzeptiert werden. Mich hat man auch erst nach einer Weile akzeptiert.“
Iain machte eine ausdrucksstarke Geste mit der Hand. „Letzte Woche haben wir beschlossen, Personal anzuheuern, als Helfer für den Gärtner. Wir wollen den Garten meiner Mutter wieder herrichten.“
„Lady Mary würde sich freuen“, sagte Duncan.
„Ich sagte dem Gärtner Bescheid, dass er sich die Leute aussuchen soll, mit denen er zusammenarbeiten will. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Ein paar Tage später kam er zu mir und sagte mir, dass keiner aus dem Dorf bereit sei, nach Fearnshader zu kommen. Er musste sich Leute von außerhalb holen.“
„Uns ist es hier ähnlich ergangen“, bemerkte Duncan nachdenklich. „Ich musste Anzeigen bis nach Fort William schalten, um neue Zimmermädchen fürs Hotel und einen Kellner für das Restaurant zu bekommen. Niemand kann mir erklären, warum es plötzlich keine Arbeitskräfte mehr in Druidheachd gibt.“
„Das ist sicher nur ein Zufall“, meinte Andrew.
„Glaubst du?“ Iain schaute zu ihm hin. „Ist dir irgendwas Seltsames aufgefallen?“
„Nein, nichts. Sag, Duncan, ist der Umsatz im Pub zurückgegangen?“
„Das Tagesgeschäft hat abgenommen, aber nicht so sehr, dass ich es als Trend bezeichnen würde. Der Umsatz schwankt immer wieder mal. Das hängt vom Wetter ab, von der Saison …“
„Habt ihr euch mal umgehört?“, fragte Andrew. „Habt ihr jemanden gefragt?“
„Direkt zu fragen ist schwierig“, antwortete Iain. „Aber ich halte Augen und Ohren offen.“
„So wie ich auch“, sagte Duncan.
„Ich denke, ihr werdet nichts Ungewöhnliches herausfinden“, meinte Andrew. „Der Winter ist vorbei, die Bewohner bleiben zu Hause und bereiten sich auf das schöne Wetter vor. Dieses Jahr war der Winter so hart wie schon lange nicht mehr. Vielleicht schauen sich unsere jungen Leute nach Jobs in einem angenehmeren Klima um.“
Das Gespräch wechselte zu anderen Themen. Und als befürchteten sie, Fiona über Maß zu beanspruchen, verabschiedeten Iain und Billie sich bald darauf. Duncan brachte April zu Bett, und Mara bot Fiona an, ihr dabei zu helfen, sich in ihrem Zimmer am Ende des Korridors einzurichten.
Andrew stand zur gleichen Zeit wie Fiona auf. „Ich werde euch dann jetzt auch eine gute Nacht wünschen.“
Fiona wollte nicht, dass er ging. Seine Stärke hatte sie den Tag überstehen lassen, und sie wollte nicht darauf verzichten. Doch da war noch mehr. Da gab es ein Bewusstsein für ihn in ihr, das ihr geholfen hatte, hellwach zu bleiben. Während des gesamten Abends hatte sie ihn beobachtet. Sie hatte seinen Antworten gelauscht, seinen Witz genossen und sich in der Wärme seiner Augen gesonnt, jedes Mal, wenn er sie anblickte. Mit Männern hatte sie so viel Erfahrung wie eine Nonne, aber sie brauchte keine Erfahrung, um zu wissen, wie besonders Andrew war.
Sie streckte ihre Hand aus. „Gute Nacht, Andrew. Und vielen Dank für alles.“
Er nahm ihre Hand in seine bandagierte und hielt sie für einen Moment. Seine grünbraunen Augen schimmerten im Licht der Lampe. „Wir sehen uns bald wieder, Fiona.“ Dann drehte er sich zu Mara um, küsste sie auf die Wange und war schon zur Tür hinaus.
„Ein Zimmer scheint immer dunkler zu werden, sobald
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