Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
er gegangen ist, nicht wahr? Komm!“ Mara legte Fiona den Arm um die Schultern. „Ich zeige dir, wo du wohnst.“
    Die Suite, die Duncan und Mara für Fiona bestimmt hatten, war riesig. Es gab einen Kühlschrank und einen Herd in einer Ecke des großen Raumes, ein riesiges Tagesbett und Sessel auf der anderen Seite. Die beiden Fenster mit Doppelverglasung gingen auf die Hauptstraße hinaus. Der anschließende kleine Aufenthaltsraum war bereits mit einem wunderschönen alten Schreibtisch und einem großen Zeichentisch ausgestattet. Bei Tag würde sie auf einen Innenhof hinausschauen, erklärte Mara, in dem gerade die ersten Frühlingsblumen blühten.
    „Natürlich kannst du dir auch ein anderes Zimmer aussuchen! Ich dachte mir nur, für deine ersten Tage würde es dir hier gefallen. Du bist in unserer Nähe, hast aber auch genügend Privatsphäre. Und es ist eine von den größten Suiten. Vor allem dachte ich mir, dass du die Aussicht genauso mögen wirst wie ich.“
    „Es ist wirklich hübsch hier. Perfekt! Ich bin sicher, ich werde mich hier wohlfühlen.“
    „Wirklich?“ Mara legte die Hände auf Fionas Schultern. „Das ist für uns das Wichtigste. Wenn es irgendetwas gibt, das wir für dich tun können … jederzeit.“
    „Ihr habt schon genug damit getan, mich hier aufzunehmen.“
    „Es ist doch dein Zuhause, Fiona.“
    Darauf konnte Fiona nichts erwidern. Sie würde gleich allein mit ihren Dämonen sein, schon jetzt fühlte sie, wie sie in ihrem Innern kämpften. War ein Zuhause der Ort, der einem das Gefühl gab, jeden Moment in Stücke gerissen zu werden?
    Nachdem Mara gegangen war, stellte Fiona sich ans Fenster. Die Dunkelheit war hereingebrochen und hatte Regen mitgebracht. Nur selten ließen die Reifen eines Wagens die Pfützen auf der High Street aufspritzen. Morgen würden die Gärten und Hecken im Dorf wie Smaragde zwischen den grauen Steinen von Druidheachd schimmern, doch jetzt blitzten nur die nassen Kopfpflastersteine im schwachen Licht der Straßenlaternen.
    Mit einem Seufzer wandte sie sich ab. Ihre Koffer hatte eines der Zimmermädchen bereits ausgepackt, ihre Kosmetikartikel standen sorgfältig arrangiert im Badezimmer. Sie könnte jetzt ein Bad nehmen und dann zu Bett gehen, so, wie wahrscheinlich jeder es von ihr erwartete.
    Oder sie könnte es auch nicht tun.
    Reglos verharrte sie. Von Unschlüssigkeit hin- und hergerissen zu werden, war sie nicht gewohnt. Sie hatte bisher in ihrem Leben so wenige Entscheidungen selbst getroffen, dass eine Wahl zu haben sich wie etwas Exotisches, ja Berauschendes anfühlte.
    Jetzt musste sie sich zwischen Mut und Feigheit entscheiden. Eine solche Wahl hatte sich ihr bisher überhaupt nicht gestellt. Bisher war ihr Leben geradezu ein Studium der Feigheit gewesen. Doch das hatte sie in dem Moment geändert, als sie an Bord der 747 nach Prestwick gegangen war.
    Im Hotel war es stiller geworden, als Fiona vor ihre Tür trat. Das alte Haus schien sich auf die Nachtruhe vorzubereiten, während sie hier stand und auf die Geräusche lauschte. Vage Erinnerungen regten sich in ihr. Hatte sie als Kind wach gelegen und schon damals auf die Seufzer des Hauses und das Knacken der alten Balken gewartet? Im Moment schien es ihr jedenfalls so. Die Geräusche waren so vertraut, und das Beste war … sie beruhigten.
    Fiona ging den Korridor entlang. Sicher war sie sich nicht, wo genau ihr Ziel lag. Sie glaubte, dass der Raum, den sie suchte, irgendwo auf diesem Stockwerk liegen müsse, aber sie hatte nicht fragen wollen. Duncan hätte wohl versucht, sie zu überreden, nicht dorthin zu gehen, zumindest nicht heute Nacht. Und wenn es ihm nicht gelungen wäre, dann hätte er darauf bestanden, sie selbst dorthin zu führen. Aber sie wollte keine Begleitung.
    Vielleicht war das Zimmer, das sie suchte, heute Nacht ja auch besetzt. Das war durchaus möglich. Und falls es nicht besetzt war, dann würde die Tür wahrscheinlich verschlossen sein. Es war unsinnig, nachts durch ein Haus zu wandern, in dem sie zweiundzwanzig Jahre nicht mehr gelebt hatte, auf der Suche nach Erinnerungen, an denen besser nicht gerührt werden sollte. Doch noch während sie sich in Gedanken ermahnte, umzukehren, schritten ihre Füße weiter voran.
    Am Treppenabsatz bog sie in den nächsten Gang ab. Ihre Schritte wurden zögernder. So viele Jahre waren vergangen. Sie war doch so jung gewesen. Die Zeit brachte Veränderungen mit sich. Selbst wenn sie sich an den richtigen Weg erinnerte, die Spuren des

Weitere Kostenlose Bücher